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Die neue Hoffnung der Föderation (Der Dezennienkrieg 1)

Die neue Hoffnung der Föderation (Der Dezennienkrieg 1)

Titel: Die neue Hoffnung der Föderation (Der Dezennienkrieg 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: René Finius
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Familienoberhaupt, der Erstgeborene mit dem Pferd und die sechs Häftlinge waren noch da. Die fünf gefesselten Offiziere verharrten immer noch regungslos auf dem Boden, obwohl kein einziger Staatsschutzbediensteter mehr anwesend war. Jasko zuckte hin und wieder unkontrolliert und krallte beide Hände in Flores Mähne. Auch zwei der anderen Ausländer hatten die Beherrschung verloren. Der Übersetzer und derjenige, der kaum den Schwur herausgebracht hatte.
    „Kümmere dich darum, Etienne. Das hier ist deine Sache. Monsieur Burdet hat den Geräteschuppen gestern geräumt und umfunktioniert. Ich schlage vor, dass du sie zunächst dorthin bringst.“
    „Ich, Euer Ehren?“ Es war doch einfach nicht zu fassen! Was hatte er bitte mit diesen Leuten zu tun? Jasko mochte ja noch angehen, aber die anderen? Belian hatte doch nicht darum gebeten, dass sie hergebracht wurden! Sein Freund würde sich sicherlich darüber freuen, aber…
    Der ungläubige, fast schon ablehnende Ton ließ den sprachkundigen fremden Terraner geradezu flehentlich schluchzen: „Bitte! Schicken… Sie uns nicht wieder… nach Dunoise, Monsieur!“
    Erst Jasko, der sich die schwarze Maske vom Kopf zog und in seiner Muttersprache irgendwelche schnellen Worte hervorstieß, brach den Bann.
    „Kris!“ Es war ein einziger Schrei und er ließ Belians Freund beim Absteigen fast abstürzen. Mit einem nackten Fuß und dem klobigen Gerät um den Knöchel strebte der Mann über die matschige Wiese auf einen der Gefangenen zu, zog ihm die Maske herunter und umarmte ihn. Es war vermutlich der Mann, der Andi hieß.
    Auch die anderen noch Vermummten brachen jetzt ihr Schweigen und redeten in ihrer Sprache völlig wirr durcheinander.
    „Ich schätze, es wird dich beschäftigen, mein Sohn.“ Die vermeintliche Freundlichkeit in den Worten seines Vormunds täuschte Belian nicht. Der Familienvorstand wusste, weshalb sein Erstgeborener sich während der vergangenen drei Tage beinahe in seinem Zimmer eingeschlossen hatte. Das hier war wohl eine Art Beschäftigungstherapie, aber der sich eilends zurückziehende Gutsherr hatte dabei keineswegs einkalkuliert, dass sie seinem Spross zutiefst zuwider sein könnte. Ja, die Terraner hatten Etienne Belian leidgetan, aber er hatte die Kerle keineswegs alle hier haben wollen!
    Das, was sich gerade schon angedeutet hatte, war nämlich Realität geworden. Sein einziger noch verbliebener Freund, der ihm nicht einmal gesagt hatte, wie ihn seine eigenen Leute verkürzt riefen, brauchte jetzt keinen ‚hinterwäldlerischen’ siebzehnjährigen Jungen mehr. Die Ersatzlösung wurde nicht mehr benötigt, da nun die eigenen Freunde und Kollegen hier waren. Viel wichtiger war, sie zu befreien, sich die letzten Monate zu erzählen und alle nacheinander zu umarmen.
    Kristian Jasko humpelte umher wie trunken, schwankte und fiel fast um vor Glückseligkeit. Die blassen, hageren Männer mit den abgezehrten Gesichtern beglückwünschten ihn sichtlich zur Wiedererlangung seiner Gehfähigkeit und waren ansonsten einfach nur glücklich. Über das Wiedersehen und die erste Sonne, die sie seit vielen Monaten sahen. Die erste Frischluft, die sie schmeckten und über alles um sie herum. Die Bäume, die Vögel, der nach dem Durchzug der gestrigen Regenfront wieder strahlend klare Himmel, eben über die Freiheit nach der langen Haft. Auch wenn sie nur beschränkt sein mochte, die fünf Ex-Häftlinge waren selig und Jasko mit ihnen.
    Dabei vergaß der längst zu einem Teil des Guts gewordene Terraner jedoch völlig, werüberhaupt den Duc d’Auvergne bekniet hatte, damit sein Freund einen persönlichen Brief an fünf vielleicht schon von aller Welt vergessene Gefängnisinsassen schicken durfte. Wer dem Terraner durch eine hitzige Debatte über Gottes Gebote ermöglicht hatte, vom Familienmedikus behandelt zu werden und teure Spezialinjektionen zu erhalten. Wer in jener Nacht für ihn da gewesen war, als die Erinnerung so schlimm über ihn gekommen war.
    Als er blind vor Wut die Steigbügel neu einstellte und sich in den Sattel der Stute schwang, erregte Belian die Aufmerksamkeit eines der Terraner. Es war der zweitälteste Mann der Gruppe. Jemand, dessen Haare früher braun gewesen waren und nun vor Dreck starrten.
    „Danke.“
    Dieses auch noch auf Englisch vorgebrachte Wort, das Jasko ihm einmal in einer Elementarlektion beizubringen versucht hatte, ließ Belian die Zügel aufnehmen und Flore leicht die Schenkel in die Seiten drücken. Das sensible

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