Die neue Lustschule
selbst, wenn nur Einschüchterung und Bedrohung ausbleiben.
Eltern und Erzieher sind also gut beraten, den Heranwachsenden die Lustfunktion der Sexualität nahezubringen, ihre entspannende und beziehungsförderliche Wirkung zu erklären und Selbstbefriedigung als eine wesentliche Lustquelle eines vorpartnerschaftlichen Lebens gutzuheißen. Man darf andererseits gewiss sein, dass Tabus und Verbote das Streben und Suchen nach lustvollen Körperberührungen zwar einschränken, aber meistens nicht wirklich verhindern können – bis auf wenige Ausnahmen abnormer Prüderie und schwerster moralischer Einschüchterung. Dann aber kommt es in der Folge auch zu gravierenden Entwicklungs- und Persönlichkeitsstörungen.Eine sexual- und lustfeindliche Erziehung wird immer die familiäre Beziehungskultur vergiften, weil die Natur am Ende doch stärker ist als jede moralisch, ideologisch und religiös motivierte Repression, allerdings um den Preis, dass Symptome, Erkrankungen und Verhaltensstörungen den Konflikt zwischen Natur und pervertierter Kultur anzeigen.
2. Lusterhalt bei Anwesenheit des Partners
Wer mit dem Wissen um die eigene Lustfähigkeit in eine sexuelle Beziehung geht, ist einerseits gut vorbereitet und hat andererseits auch eine Zielorientierung, wohin gemeinsame Sexualität führen könnte. In Anwesenheit eines Partners verändern sich natürlich die Voraussetzungen, zur Lust zu kommen, grundsätzlich. Auf der eigenen wie auf der Seite des Partners können Scheu, Scham, Unsicherheit, anfangs auch Unerfahrenheit und allerlei Ängste lustbehindernd wirken. Am schwierigsten aber ist in aller Regel die Abstimmung in Bezug auf einen gemeinsamen Weg zur Lust. Dass dies spontan gelingt, ist eher selten der Fall und lässt sich nicht unbedingt wiederholen. Wer bereits größere Erfahrungen hat, der weiß, was für ihn erotisch-sexuell wichtig und hilfreich ist, muss es aber für den anderen erkennbar machen und kommunizieren lernen. Im Prinzip wird man miteinander Erfahrungen sammeln müssen. Dabei spielt die ganze Vielfalt persönlicher Vorlieben, aber auch individueller Probleme eine Rolle, die sich in der Zweierbeziehung im Grunde verdoppeln. Selbst wenn es schnell zu einer Einigung auf ein bestimmtes kollusives Zusammenspiel kommt – gemäß dem Schloss-Schlüssel-Prinzip unterschiedlicher Bedürfnisse –, wird über kurz oder lang eine Verständigung über die Hintergründe des jeweils festgelegten Verhaltens erforderlich werden. Wird immer nur eine Stellung gewähltoder ist immer ausschließlich einer von beiden aktiv, dann fehlt dem sexuellen Zusammenspiel, das anfangs sehr gut funktioniert hat, auf Dauer die Abwechslung und allmählich stellt sich Langeweile ein. Das sexuelle Interesse aneinander erlahmt. Der jeweils nicht ausgelebte Part, der dem Partner überlassen wurde, sorgt in der Tiefe doch für Spannung und Unzufriedenheit.
Sexualität ist immer ein dynamisches Geschehen. So folgt jeder Sexualakt einem je einmaligen dynamischen Prozess, wie auch die Sexualität über die Lebensspanne und die Partnerschaften hinweg sich entwickelt und verändert. Sich kennenzulernen und immer wieder neue Seiten aneinander zu entdecken bzw. freizusetzen gibt dem sexuellen Leben eine nie endende faszinierende Entwicklung.
Jeder Partner ist aber immer gut beraten, für seine Lust selbst zu sorgen, also nicht zu erwarten, dass der andere schon das Richtige zu tun versteht oder sich so verhalten wird, dass man selbst gut zur Lust kommen kann. So wird man die Verhältnisse nach den eigenen Möglichkeiten mitbestimmen müssen: Ort, Zeit, Dauer, Stellung, Berührungen und Techniken müssen passen oder halbwegs passend gemacht werden. Das geht meistens nicht, ohne sich mitzuteilen und Vorschläge und Wünsche anzumelden. Ein besonders heikles Thema ist dabei der Umstand, dass viele Frauen eine entsprechende klitorale Stimulation brauchen, um zu einem Orgasmus zu kommen. Wenn der Vaginalverkehr allein keinen orgastischen Höhepunkt ermöglicht, ist es vielen peinlich, noch zusätzlich an sich selbst Hand anzulegen oder den Partner zu bitten, dies zu tun. Aber auch die klitorale Selbst- oder Fremdstimulation wird von den meisten Frauen sehr unterschiedlich erlebt. Häufig sind die Lustwege durch Masturbation so konditioniert, dass die partnerschaftlichen Handgriffe nicht in gleichemMaße erfolgreich sein können. Und leider empfinden manche Männer die klitorale Stimulation auch als eine Zumutung, weil sie – narzisstisch auf
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