Die neue Lustschule
Partners zu sorgen. Eingespielte Paare wissen voneinander, was dem anderen gefällt und was nicht – dies ist das Ergebnis ihrer gemeinsamen Erfahrungen, des Experimentierens und vor allem des gegenseitigen Austauschs. Der zufriedene Partner wird dem anderen Angebote machen, unaufdringlich fragen und probieren, womit er dem Sexualpartner entgegenkommen kann. Das können Berührungen sein, das Initiieren eines Stellungswechsels oder die Abstimmung der Bewegung hinsichtlich Frequenz und Heftigkeit auf die Wünsche des Partners.
Dafür Sorge zu tragen, dass auch der Partner zum Orgasmus kommen kann, zeigt ihm, dass beim Sex Liebe mit im Spiel ist. Dabei hat die Verständigung darüber, wer zuerstseinen Orgasmus entwickeln will oder ob die Lustentladung möglichst gleichzeitig erreicht werden soll, beziehungsdynamisch große Bedeutung. Kommt der Mann zuerst, kann seine sexuelle Spannung schlagartig abfallen und infolgedessen auch sein Interesse an der Erregung der Partnerin. Das kann so sein, muss jedoch nicht, aber man sollte das Zusammenspiel von egoistischen und partnerbezogenen Interessen im Blick haben. Selbst wenn die Erektion des Mannes nach seiner Ejakulation rasch nachlässt, kann er immer noch seiner Partnerin etwa mit einem Finger behilflich sein. Das ist eine Frage der Verständigung. Kommt die Frau zuerst, kann der Mann seine «Fürsorge» für sie zurücknehmen und sich nun ganz ichbezogen auf seine Lustentladung konzentrieren, wobei sie sich in diesem Fall vielleicht auch dankbar und erfüllt benutzen lässt. Dass man gleichzeitig kommen könnte, wird von manchen Paaren als besonderer Höhepunkt ihrer Beziehung erlebt, für andere dagegen bedeutet es einen Verlust, wenn sie infolge der eigenen sexuellen «Entrückung» (einen Wahrnehmungs- und Bewusstseinsrückzug auf sich selbst) die orgastische Entladung des Partners nicht miterleben können. Das alles sind wichtige Fragen, mit deren Beantwortung die sexuelle Beziehungskultur reift, die Lustchancen wachsen und die Partnerschaft sich in gegenseitiger Zuneigung und Achtung stabilisieren kann.
Beziehungsdynamische Möglichkeiten des Lusterlebens
Ich habe die Unterschiede zwischen Körperlust und Beziehungslust dargestellt. Wenn Körper- und Beziehungslust zusammenkommen, kann ein besonderes, ganzheitlichesLusterleben entstehen, das körperliche Intimität und zugleich eine spezifische Vertrautheit ermöglicht.
Leider bleiben die beiden Ebenen häufig getrennt: Sex ohne Beziehung und (partnerschaftliche) Beziehung ohne Sex. Beide Formen der Trennung von «Herz» und «Genitalien» sind in aller Regel Symptome individueller Schwierigkeiten und spezifischer Beziehungsstörungen. Etwa: «Wir verstehen uns sehr gut, nur im Bett läuft gar nichts mehr!» Oder: «Ich habe einen herzensguten Partner, aber Sex will ich gar nicht mehr!» Möglicherweise ist die Sexualität auch als einzige Form konfliktarmer Begegnung übrig geblieben. Etwa: «Wir verstehen uns gar nicht mehr, nur im Bett läuft es noch gut!» Oder: «Ich liebe meinen Partner überhaupt nicht mehr (Ich hasse, verachte den Partner, ich fühle mich verletzt, gedemütigt, herabgewürdigt, unverstanden), aber beim Sex verstehen wir uns großartig.» Bei näherer Analyse stellt sich allerdings meistens heraus, dass es sich sowohl bei der angeblich «guten Beziehung» als auch dem immer noch «guten Sex» lediglich um eine Insel des Miteinanderauskommens handelt, etwa zu dem Zweck, eine befürchtete Trennung zu vermeiden.
Der Gipfel der Tragik ist erreicht, wenn die Partnerschaft dazu missbraucht wird, innerseelische Spannungen am einstmals so geliebten Anderen auszuagieren und abzureagieren. Wer den Partner zum Sündenbock macht, entehrt die Liebe und opfert die Lust, um das Unglück aus Kindertagen unter Verschluss zu halten.
Im Folgenden führe ich Möglichkeiten an, in einem ganzheitlichen Lusterleben – wenn Liebe und Sex zusammenfinden – das sexuelle Beziehungserleben zu bereichern. Über die
Lust der Selbstbefriedigung
als Basis des Lusterlebens habe ich schon geschrieben. Jetzt geht es darum, diese Lust dem Partnerzu «schenken» und sich dabei selbst durch die Anwesenheit des Partners bereichert zu erleben und zusätzlich erregen zu lassen. Also
1. die
Lust der Masturbation vor dem Partner
, der durch entsprechende Gesten und Worte das Geschehen lustvoll steigern kann. Mit dieser Form der Lust liefert sich der eine dem anderen in besonderer Weise aus, was einerseits Vertrauen
Weitere Kostenlose Bücher