Die neue Lustschule
Lilith-Thema!). Ödipus muss in der Folge der Tötungsdrohung durch seine Eltern eine Borderline-Störung entwickeln, deren charakteristische Symptomatik an mehreren Stellen der antiken Legende zum Ausdruck gebracht wird:
• Ödipus zeigt impulsive Gewalt: Als sein Vater, den er nicht kennt, in seinem Wagen daherkommt und von Ödipus fordert, er solle ihm aus dem Weg gehen (ein klassisches Symptom von «Vaterterror»), verhandelt der Sohn nicht, sondern schlägt zu, was zum Tod des Vaters führt. Das ist ein Machtkampf narzisstischer Prägung und keine Tötung aus libidinöser Eifersucht!
• Ödipus agiert seine frühe Bedrohung aus, er riskiert ein lebensgefährliches «Spiel» mit der Sphinx angesichts der Drohung, getötet zu werden, wenn er nicht imstande sein sollte, das aufgegebene Rätsel zu lösen.
• Ödipus gerät in eine pervertierte Inzestbeziehung zu seiner Mutter, die er nicht kennt. Nur die Mutter hätte ihn an seinen Schwellfüßen erkennen und die verbotene Beziehung verhindern können.
• Ödipus verletzt sich schließlich selbst, indem er sich die Augen aussticht, um die schreckliche Wahrheit seines Schicksals nicht mehr wahrnehmen zu müssen.
Die angeführten Aspekte enthalten wesentliche Symptome der Borderline-Störung: Impulsdurchbruch, Gewalt, lebensgefährliches Agieren, Selbstverletzung, eine mit Fluch belastete Partnerschaft, die keinen Frieden finden kann, und eine Objektabhängigkeit durch die im Zuge der Blendung entstehende Hilflosigkeit. Ödipus verhält sich wie ein Borderline-Mann, der sich von solchen Frauen angezogen fühlt, die der «bösen Mutter» gleichen, mit der man garantiert nicht glücklich werden kann.
Wenn hingegen traditionelle Psychoanalytiker vom «Ödipuskomplex» sprechen und damit die sexuelle Entwicklung des Kindes meinen, bei der die Liebe zum gegengeschlechtlichen und der Hass auf den gleichgeschlechtlichen Elternteil in der Entwicklung überwunden und integriert werden sollen, ist meiner Erfahrung nach etwas ganz anderes angesprochen, nämlich schwerwiegender elterlicher Missbrauch des Kindes:
• die Sexualisierung der Beziehung des gegengeschlechtlichen Elternteils zum eigenen Kind,
• der Machtkampf des gleichgeschlechtlichen Elternteils gegen das eigene Kind,
• die mögliche Sexualisierung der kindlichen Liebessehnsucht, die von den Eltern nicht erfüllt worden ist.
Vor allem der Liebesmangel der Eltern führt zu Fehlentwicklungen und Beziehungsstörungen, die oftmals durch sexualisierte Verhältnisse geleugnet und kompensiert werden. Er erklärt auch den sexuellen Missbrauch eines Kindes, der häufig über Jahre stattfinden kann, ohne dass angeblich etwas bemerkt oder dem Kind, wenn es sich anvertraut, Glauben geschenkt wird. So manches Kind hält nicht zuletzt deshalb still, weil es immer noch hofft, durch die sexuell pervertierte Zuwendung doch noch die so nötige Liebe und Bestätigung erfahren zu können.
Die Figur der «Lilith» wurde von den Feministinnen zu einem Idol der sexuellen «Befreiung» stilisiert, ohne dabei ihre Mütterlichkeitsstörungen und ihre narzisstische Partnerschaftsunfähigkeit mit zu berücksichtigen. Mein Vorschlag hingegen lautet, «Lilith» in unser gesellschaftliches und geschlechtliches Leben zu integrieren; wir würden dann unsere narzisstische Verletzung annehmen und müssten sie nicht mehr sexualisierend, ideologisch und kinderfeindlich abwehren. Mit Lilith käme die erotische Kraft zurück, die Frau und Mann durch Lustgewinn aus ihren Machtkämpfen befreien könnte. Zugleich müsste die prinzipielle Begrenzung der Mütterlichkeit nicht mehr geleugnet werden. Mutter ist keine Heilige, Mütter verdienen keinen besonderen Dank. Frau und Mann verfolgen mit Mutterschaft und Vaterschaft eine vorgegebene Bestimmung, die sie annehmen und nach ihren Möglichkeiten erfüllen oder auch ablehnen können. Das Für und Wider der Elternschaft sollte nicht bewertet, sondern im Einzelfall analysiert und verstanden werden. Bei der Entscheidung für Kinder brauchen Eltern optimale sozialeUnterstützung und materielle Hilfe. Kinderbetreuung ist immer eine Verpflichtung, die in jeder Hinsicht Verständnis und Unterstützung braucht und deren Qualität ein verlässlicher Indikator für gesellschaftlichkulturelle Reife ist. Wenn Eltern Dank erwarten, verraten sie etwas von ihrem Lilith-Komplex – von ihrer verborgenen Kinderfeindlichkeit.
Wir entfernen uns auf verhängnisvolle Weise von unserer Natur, wenn wir
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