Die neue Lustschule
Mann und Frau, Mütterlichkeit und Väterlichkeit, Partnerschaft und Selbstständigkeit, Autonomie und Abhängigkeit in Konkurrenz zueinander sehen und für unsere Kinder nicht mehr genügend Liebe aufbringen können.
Lilith ist kein Dämon, sondern lediglich der leider dämonisierte Anteil des Weiblichen. Als «Hure» hat Lilith eine große soziale Funktion, Gewalt, Krankheit und Kriegslust zu verringern, als Partnerin und Mutter ist sie hingegen eine Frühstörungspatientin, die dringend therapeutische Hilfe braucht.
Die Not mit der Sexualität
Nach meiner Erfahrung gibt es drei große Gruppen von Menschen, die mit ihrer Sexualität häufig in Not sind:
• die Jugendlichen
• die Alleinstehenden
• die Partner in einer Beziehung, wenn keine Verständigung mehr gelingt.
1. Die sexuelle Not der Jugendlichen
Die Konfliktlage der Jugendlichen entsteht aus dem Missverhältnis zwischen körperlich sexueller Reife einerseits sowie sozialer Unreife und sexueller Unerfahrenheit andererseits. Der Körper drängt nach sexuellen Erfahrungen, aberdie sozialen Voraussetzungen dazu sind häufig noch nicht gegeben. Es fehlt meistens an elterlicher Zustimmung und geeigneter Beratung, an entsprechend geschützten Zeiten und Räumen; auch das Verantwortungsbewusstsein ist in der Regel noch wenig entwickelt. Eine allgemeine «Aufklärung» hat durch die Medien sowie coole Sprüche und Witzeleien ausgiebig stattgefunden, aber mangels ungenügender Begleitung durch sexerfahrene Erwachsene fehlt es an Bewertung und Orientierung. So entsteht eine große Diskrepanz zwischen vermeintlichem Wissen und realen Erfahrungen.
Vor allem fehlt den Jugendlichen eine Kultur des ehrlichen Austauschs oder Ausprobierens und Übens. So finden die meisten Erfahrungen lange Zeit im Verborgenen statt, bleiben unreflektiert und unberaten und lassen häufig falsche Vorstellungen oder gar Ängste wuchern. Eltern und andere Betreuungsverpflichtete sollten klare Angebote dahingehend machen, dass über sexuelle Angelegenheiten ohne Vorwürfe und moralische Einschüchterungen geredet werden kann. Unbedingt muss eine kompetente Aufklärung über Infektionsschutz und Schwangerschaftsverhütung vermittelt werden. Es kann eine sehr verständnisvolle Geste sein, wenn Eltern das erste Kondom (eher zu früh als zu spät) überreichen und den praktischen Gebrauch ohne große Umstände erklären. Es ist immer überraschend, wie stark ein angeberischer Umgang mit dem vermeintlichen Wissen und konkrete Praxis auseinanderklaffen. Die coolen Sprüche verdecken oft nur eine tiefe Unsicherheit. Natürlich sollten sich Eltern auch Gedanken darüber machen, wo und wie Sexualität bei den Heranwachsenden stattfinden kann, und dazu Gespräche anbieten. Im Idealfall finden die Jugendlichen selbst Gelegenheit dazu, ihre Erfahrungen auszutauschen, Probleme und Konflikte zu diskutieren und Fragen zu stellen.Und wenn es aus bestimmten Gründen nicht mit den Eltern geht, finden sich eventuell Lehrer, Erzieher, Psychotherapeuten oder erfahrene Erwachsene zu einer «neutralen» Beratung bereit. Durch eine hilfreiche Unterstützung in allen sexuellen Fragen und Bedürfnissen lassen sich viele «Pubertätskonflikte» wie Schulschwierigkeiten, Verhaltensauffälligkeiten, Suchtgefahren und das gewalttätige Ausagieren von Problemen mit Sicherheit abmildern oder sogar lösen.
Junge Menschen müssen oft mehrere Jahre lang Zärtlichkeiten und Körperkontakt entbehren. Das Kuscheln und Kosen mit den Eltern geht unwiderruflich zu Ende. Eltern sollten ihre Kinder niemals für eigene Zärtlichkeits- und Nähebedürfnisse missbrauchen; vielmehr ist es ihre Aufgabe, durch entsprechende Zurückhaltung mit Beginn der Pubertät den Prozess der Ablösung zu unterstützen. Für die Heranwachsenden beginnt ein neues «Zeitalter», das im Wesentlichen von eigenen Erfahrungen geprägt ist. Aber gerade hinsichtlich des Körperkontaktes und zärtlicher Berührungen entsteht ein Vakuum – mit den Eltern geht es nicht mehr, und für eine körperliche Beziehung zu etwa Gleichaltrigen fehlt es noch an Möglichkeiten, Erlaubnis, Mut und Erfahrung. Nicht selten vermischt sich in dieser Phase der reale Mangel an körperlichen Kontakten mit einem in der Kindheit erlittenen Liebes- und Berührungsmangel und steigert die Erwartungen an die Sexualität ins Unermessliche mit einer Hoffnung auf Erlösung, was über kurz oder lang natürlich zu empfindlicher Enttäuschung führen muss. Die «Verliebtheit» und
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