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Die neue Lustschule

Die neue Lustschule

Titel: Die neue Lustschule Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans-Joachim Maaz
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Alle diese seelischen Vorgänge haben natürlich ihre Abbildung in den neuronalen Funktionen; hier soll uns aber vorrangig die psychische und interaktionelle Bedeutung der Lust interessieren.
    Für die gesunde Entwicklung des Menschen sind die Selbstliebe und der erlebte Selbstwert von entscheidender Bedeutung. Sich selbst ehrlich gern haben zu können und gut zu finden – ohne Aufgesetztheit – ist meiner Erfahrung nach das größte Kapital eines gesunden und zufriedenen Lebens.
    In der Psychotherapie unterscheiden wir zwischen einem natürlichen und einem pathologischen Narzissmus. Im Fall des gesunden Narzissmus ist man stolz auf seine realen Fähigkeiten und hat die eigenen Begrenzungen akzeptiert, weil man grundsätzlich davon überzeugt ist, dass man so, wie man ist, schon in Ordnung und liebenswert ist. Da spielen Fehler und Schwächen keine besondere Rolle mehr, sie werden als normal akzeptiert. Das bedeutet keineswegs eine grundsätzliche Absage an Verbesserungen, wohl aber einen pragmatischen Umgang damit. Was sich hier machen lässt, wird ganz selbstverständlich getan. Eine solche elementare Selbstliebe ist das Resultat grundsätzlicher elterlicher (vor allem mütterlicher) Bestätigung. Der «Glanz in den Augen der Mutter», den bereits der Säugling als Liebe erfährt, trägt als Hoffnungsstrahl durch alle Beschwernisse des Lebens.
    Fehlt diese frühe Liebe jedoch, was vom Kind nicht als Schwäche und Unfähigkeit der Mutter wahrgenommen, sondern als eigene Schuld verarbeitet wird, führt das zu nie endenden Bemühungen, doch noch die lebenserhaltende Bestätigung zu bekommen. So werden zwar übermäßige Leistungen möglich, aber es wird damit auch die Einbildunggenährt, man sei der Größte, wenn man nur äußere Erfolge nachweisen kann. So entsteht der unangenehme Narzissmus eines Menschen, der sich ständig überschätzt, Aufmerksamkeit und Anerkennung in aufdringlicher Weise verlangt und zugleich ganz empfindlich und nachhaltig gekränkt reagiert, wenn er unbeachtet bleibt oder kritisiert wird. Die peinliche Selbstüberhöhung geht fast immer mit der unberechtigten Abwertung anderer einher.
     
    Man ist nur dann ein wirklich guter (Sexual-)Partner, wenn man sich selbst mag und gut zu sich ist. Wer also seine partnerschaftliche Beziehung verbessern will, der sollte an seiner Selbstwertproblematik arbeiten und nicht den Partner verändern wollen oder immer wieder nach einem besseren Partner Ausschau halten. Nur durch Selbstliebe erwirbt man wachsende Unabhängigkeit. Dann ist man auch nicht mehr darauf angewiesen, vom Partner bestätigt zu werden. Vielmehr ist man dann selbst in der Lage, den anderen in das eigene Feld positiver Selbstbewertung mit einzubeziehen. Vor allem aber ist man wesentlich toleranter gegenüber den Mängeln eines Partners. Da man sich nicht narzisstische Bestätigung in der Makellosigkeit, Schönheit und in den Erfolgen des Gegenübers holen muss, sind alle zur Schau getragenen Äußerlichkeiten (von Schminke, Silikon und Mode bis hin zu Geld und öffentlichem Ansehen) eher lästig bis peinlich, zumal wenn sie tiefere Selbstunsicherheit verbergen sollen.
    Gesunder Narzissmus ist auch eine gute Basis für lustvolle Masturbation. Es geht um die Einstellung: Ich tue mir etwas Gutes, weil es mir guttut! Schuld, Scham, Leistung spielen dabei keine Rolle. Masturbation ist vor allem die gesunde Sexualität des Jugendlichen. Wenn später eine partnerschaftliche Sexualität aus irgendeinem Grund geradenicht möglich ist, kann man ohne Probleme auf die jederzeit zugängliche Form der Selbstbefriedigung zurückgreifen, Masturbation wird meistens von sexuellen Phantasien begleitet und durch sie unterstützt. Diese Vorstellungen geben oft gute Hinweise auf sexuelle und beziehungsrelevante Wünsche, die mit einfließen können, wenn intime partnerschaftliche Begegnungen wieder möglich sind. Wenn am Ende der Selbstbefriedigung ein etwas fades Gefühl bestehen bleibt, ist das zumeist durch den Mangel an Beziehungskontakt begründet und mag als Anreiz dazu dienen, mit der Lust nicht allein zu bleiben. Denn partnerschaftlicher Sex bietet großartige Möglichkeiten, gesunde narzisstische Bedürfnisse zu befriedigen. Die Erfahrung, sexuell begehrt zu sein, ermöglicht es einer selbstbewussten Frau, sich als bestätigt und gewollt zu erleben, unter der Voraussetzung, dass sie die Genitalität als etwas versteht, das zu ihr gehört und das sie nicht von ihrer weiblichen Existenz abspalten muss.

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