Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die neuen Weltwunder - In 20 Bauten durch die Weltgeschichte

Die neuen Weltwunder - In 20 Bauten durch die Weltgeschichte

Titel: Die neuen Weltwunder - In 20 Bauten durch die Weltgeschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Ingmar Gutberlet
Vom Netzwerk:
Ränge saßen Soldaten woanders als Zivilisten und so weiter. Frauen mussten sich ohnehin mit dem vierten Rang begnügen, wenn sie nicht gänzlich außen vor blieben, was bei manchen Veranstaltungen verfügt wurde.
    In weißem Marmor gehalten war das Podium, von wo ausdie hochkarätigen Zuschauer auf bequemen Sesseln den besten Blick genießen konnten. Wie in einer VIP -Lounge heute konnten die exklusiven Besucher über eigene Garderoben und Toiletten verfügen. Der zweithöchste Stand der Ritter saß auf dem zweiten Rang immer noch auf Marmor, die größere Zahl der Bürger eine Abteilung höher auf Travertin. Ganz oben drängte sich auf schlichten Holzbänken das einfache Volk. In jedem Fall war es ratsam, mit Kissen ausgerüstet zu sein, zumal die Veranstaltungen meist ganztägig angesetzt waren. Ebenfalls ganz oben arbeiteten die bis zu tausend Matrosen, die das Sonnensegel bedienten, mit dem bei allzu großer Sommerhitze das Publikum geschützt werden sollte. In Werbeinformationen für das Kolosseum wurde auf die schützenden Segel eigens hingewiesen. Aus bloßem Sadismus soll Caligula bei großer Hitze mitunter verboten haben, die Sonnensegel aufzuziehen, und die Eingänge verschlossen haben, um die versammelte Zuschauerschaft zu quälen.
    Unter Forschern ist leidenschaftlich umstritten, wie genau das riesige Sonnensegel funktionierte und ob es sich nicht um eine Vielzahl von Segeln handelte – die Informationen und archäologischen Hinweise dazu sind schlichtweg zu spärlich. Auf jeden Fall brauchte es für den fachgerechten Umgang damit erfahrene Matrosen, für die gleich neben dem Kolosseum eine eigene Kaserne errichtet worden war.
    Außerdem ungeklärt und bis heute heiß umstritten ist die Frage, ob im Kolosseum auch Seeschlachten ausgerichtet wurden – der andere Favorit in der römischen Publikumsgunst. Es liegt zwar nahe, dass der riesige Bau von vornherein auch dafür ausgelegt wurde, allerdings fehlen eindeutige Hinweise.

    Kaiser Vespasian erlebte die Fertigstellung des Riesenbauwerks nicht mehr, aber damit hatte die kurze Regierungszeit seinesSohnes Titus, der hinter dem Amphitheater außerdem Thermen bauen ließ, neben dem schrecklichen Ausbruch des Vesuvs ein auch glanzvolles Highlight: Einhundert Tage lang wurden zur Einweihung der Neubau und andere Orte bespielt, niemals zuvor waren mehr Gladiatoren und Tiere zu Tode gekommen. Auch überaus prächtige Darstellungen von Göttermythen wurden zum Besten gegeben.
    Ganz vollendet wurde der Bau aber erst von Titus’ Bruder und Nachfolger Domitian. Dieser verfügte nicht nur, dass künftig auch Frauen bei den Schaukämpfen mitmischen durften, sondern machte die Ausrichtung von Gladiatorenkämpfen zum Monopol der Kaiser.
    Seine Nachfolger nutzten das Kolosseum in ihrem Bemühen, das Volk bei Laune zu halten – das dort aber auch als suggestive Größe in Erscheinung trat, um beim Imperator Forderungen durchzusetzen oder unliebsame Politiker loszuwerden.

    Eingeleitet wurden die ganztägigen Vorstellungen im Kolosseum von Darbietungen mit wilden und exotischen Tieren, die die römische Armee von ihren Militärzügen mitbrachte. Schon das war eine grausame Angelegenheit, denn die Tiere wurden aufeinandergehetzt oder brutal abgeschlachtet. Verschiedene Arten von Hinrichtungen wurden ebenfalls zur Unterhaltung inszeniert: deren berüchtigste die damnatio ad bestias , bei der die Verurteilten wilden Tieren zum Fraß vorgeworfen wurden. Am bekanntesten sind die Hinrichtungen der verfolgten Christen, die es in der Arena mit ausgehungerten Raubtieren aufnehmen mussten, weil sie ihrem einen, noch dazu gänzlich unrömischen Gott nicht abschwören wollten und dem Kaiser die gebotene Verehrung verweigerten. Bis heute werden diese ermordeten Christen als Märtyrer verehrt.
    Auf die zur gefälligen Zerstreuung in der Mittagspause abgehaltenen Hinrichtungen folgten am Nachmittag als Höhepunkt und unter leidenschaftlicher Anteilnahme des Publikums, das aber keineswegs nur aus dem einfachen Volk bestand, die Gladiatorenkämpfe. Sie wurden nach einem vorher bekannt gegebenen Programm abgewickelt, so dass Wetten abgeschlossen und durch kleinere Darbietungen die ersehnten Höhepunkte dramaturgisch wirkungsvoll platziert werden konnten. Dies waren natürlich die Zweikämpfe besonders berühmter Gladiatoren, bei denen es die Zuschauer oft nicht mehr auf ihren Plätzen hielt. Dabei ging es um Leben und Tod: nicht nur, wenn der Unterlegene im Kampf getötet wurde,

Weitere Kostenlose Bücher