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Die neuen Weltwunder - In 20 Bauten durch die Weltgeschichte

Die neuen Weltwunder - In 20 Bauten durch die Weltgeschichte

Titel: Die neuen Weltwunder - In 20 Bauten durch die Weltgeschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Ingmar Gutberlet
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sondern auch – und dann unter zusätzlicher Spannung und Publikumsbeteiligung –, wenn er lebend aufgab. Dann hob der Besiegte zum Zeichen den linken Zeigefinger oder ließ seinen Schild fallen. Sogleich erklangen Fanfaren, um allen kundzutun, dass der Mann um Gnade bat. Die Entscheidung traf offiziell der Schiedsrichter, aber das anwesende Volk brachte seine Meinung lautstark zum Ausdruck. Entscheidend war meistens die Gunst der Masse – war ein Gladiator berühmt und beliebt oder hatte er tapfer gekämpft, standen die Chancen für sein Leben gut, richtete die Menge den Daumen aber nach unten, fand der Unterlegene keine Gnade. Der dann folgende Todesstoß war aber immerhin schnell und wirkungsvoll. Siegreichen Gladiatoren hingegen überreichte der Kaiser persönlich einen Palmzweig, sie durften eine Ehrenrunde drehen und erhielten dann unter lautstarker Anteilnahme des mitzählenden Publikums das Preisgeld.

    Als das Römische Reich in seine letzte Phase eintrat, fand auch die große Zeit der Gladiatorenkämpfe ihr Ende: 404 n. Chr. wurden sie von Kaiser Honorius offiziell verboten. Zuvor hatte das Kolosseum noch einiges über sich ergehen lassen müssen: Brände, Blitzeinschläge und Erdbeben, darunter das große von 262 . Erst wurden Installationen entwendet, später verkam der monumentale Bau zum Steinbruch. Schließlich zogen Menschen dort ein – in der Arena wurde fortan Handel getrieben, in den Gängen Stallungen eingerichtet. Weitere Erdbeben nagten an der Bausubstanz, und das Mittelalter hindurch wurde der einst so stolze Bau immer weiter ausgeschlachtet. Kaum etwas wurde dagegen unternommen, wiederholte Planungen für eine Gedenkstätte oder Kirche für die dort zu Tode gekommenen christlichen Märtyrer verliefen regelmäßig im Sande. Schlimmer noch: Die Kirche verwendete Mitte des 15 . Jahrhunderts gar aus den Steinen gewonnenen Kalk für den Petersdom – allein die Nordfassade wurde unter Schutz gestellt. Zwar wuchs allmählich das Bewusstsein, dass das Kolosseum geschützt werden musste, aber die Maßnahmen gegen den Raubbau gerieten halbherzig, und das üble Treiben ging weiter. Trotz dieses Missbrauchs besuchten Künstler und Dichter seit der Renaissance das Bauwerk und beschrieben und zeichneten es als bauliches Zeugnis der römischen Antike.

    Zu einem umfassenden Interesse an der antiken Stadtgeschichte kam es erst unter dem Besatzer Napoleon Anfang und mit der späten Einigung Italiens Ende des 19 . Jahrhunderts, zumal parallel auch die Archäologie mittlerweile den Kinderschuhen entwuchs. Das faschistische Italien unter Mussolini nutzte den Bau dann für propagandistische Großveranstaltungen und schädigte ihn gleichzeitig durch unsensible Baumaßnahmen. Nach dem Zweiten Weltkrieg umtoste jahrzehntelang der mörderische römische Autoverkehr das Kolosseum, seit den 1980 er-Jahren erst wird das Gebäude besser geschützt, konserviert – und gern besucht von Touristen, die mit Hollywoodbildern im Kopf den berühmten Schauplatz römischer Gladiatorenkämpfe persönlich in Augenschein nehmen wollen. Nach den Sandalenfilmen derSechzigerjahre war das zuletzt vor allem Ridley Scotts Gladiator aus dem Jahr 2000 , in dem Russell Crowe als römischer Feldherr Maximus, Wunschnachfolger des Kaisers Mark Aurel, in Gefangenschaft gerät und an eine Gladiatorenschule verkauft wird. Im Kolosseum schließlich kämpft er, längst gefeierter Publikumsliebling, gegen seinen Rivalen Commodus, der sich nach der Ermordung seines Vaters selbst zum Kaiser erhoben hat. Maximus erreicht im Zweikampf gegen den kaiserlichen Intriganten Genugtuung für dessen Vatermord, erliegt aber gleich anschließend selbst in der Arena des Kolosseums seinen Verletzungen. Das Amphitheatrum Flavium wurde per Computeranimation sowohl in Aussehen als auch in der Atmosphäre bei überfüllten Großveranstaltungen zwar historisch nicht ganz korrekt, aber doch sehr glaubwürdig so dargestellt, wie es durchaus hätte sein können, damals im alten Rom. Denn nicht weniger als dem alten Rom kommt es auch Hollywood auf die Größe an.

HAGIA SOPHIA, ISTANBUL/TÜRKEI

    Recht grob lässt sich die Menschheit wohl in drei Gruppen unterteilen: eine erste, die alles Religiöse für abwegig hält und ablehnt; eine zweite, die Religion als rein private Angelegenheit ansieht und vom Gesellschaftlichen, Politischen, Staatlichen scharf getrennt sehen will; sowie eine dritte, die Religion per se für eine politisch-weltanschauliche Sache hält, die alle

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