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Die neuen Weltwunder - In 20 Bauten durch die Weltgeschichte

Die neuen Weltwunder - In 20 Bauten durch die Weltgeschichte

Titel: Die neuen Weltwunder - In 20 Bauten durch die Weltgeschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Ingmar Gutberlet
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vorbehalten bleibt. 1983 wurde die Stadt ins UNESCO -Weltkulturerbe aufgenommen, was Bekanntheit und Attraktivität weiter erhöht hat, so dass inzwischen mehrere Hunderttausend Touristen pro Jahr die Andenstadt besuchen. Vielen Einheimischen dient die verlassene Inka-Siedlung Machu Picchu heute als Kulisse, vor der sich einer eigenen Identität über die Zeit seit der europäischen Inbesitznahme hinaus nachspüren lässt.
    Für volksnahe Politiker besitzt die Stadt zudem ein politisch korrektes Image, das es ermöglicht, Machu Picchu als Gegenpol zu fünfhundert Jahren spanischer Prägung zu nutzen und damit die Geschichte vor der spanischen Eroberung im politischen und sozialen Diskurs stärker zu gewichten. Es hat allerdings seine Schattenseiten, wenn beispielsweise das Inka-Reich als beispielhafter Musterstaat verklärt wird – oder wenn das rätselhafte Machu Picchu aus Opportunitätsgründen mit einer Bedeutung belegt wird, für die es keinerlei Belege gibt. Natürlich hatte der junge Ernesto Guevara aus gutem Grund ein intensives Erlebnis, als er bei der Reise durch ein geschundenes Land auf dieses Überbleibsel einer anderen Zeit stieß, einer Hochkultur, die von christlichen Europäern skrupellos weggefegt worden war. Natürlich ist ein Andenstaat wie Peru, in dem die überwiegend armen Indios die Bevölkerungsmehrheit stellen, gut beraten, die Geschichte vor der spanischen Eroberung angemessen zu pflegen. Allerdings ist es weder mit einseitiger Verteufelung noch mit übersteigerter Verherrlichung je getan, weder im einen noch im anderen Fall.

MOSKAUER KREML, RUSSLAND

    Jahrhundertealte Regierungssitze können viel erzählen. Sie stellen Palimpseste dar – wie mittelalterliches Pergament, dessen Schrift immer wieder abgeschabt und neu aufgetragen wurde, so dass übereinander viele Zeitschichten liegen, die jeweils ihre Spuren hinterlassen haben. Dies gilt für den Moskauer Kreml in besonderem Maße, zumal am selben Ort, an dem im 14 . Jahrhundert die ersten Großfürsten von Moskau Hof hielten, noch heute die russische Regierung die Geschicke des riesigen Staates leitet. Diese Kontinuität war zwar nicht ungebrochen, aber auch die Brüche lassen sich im Moskauer Kreml gut nachvollziehen – seien es politische Veränderungen oder die unzähligen Brände, die immer wieder verheerende Zerstörungen anrichteten. Wer bei einem Besuch im Kreml an einen kundigen und erzählerisch begabten Stadtbilderklärergerät, kann daher auf dichtem Raum tief eintauchen in die Vergangenheit des Landes.

    Das russische Wort »Kreml« bedeutet Festung, so dass – wie im Falle der Akropolis, was schlicht »Oberstadt« heißt – der Moskauer Kreml nicht der einzige seiner Art, wohl aber der weitaus bekannteste ist. Ursprünglich dürfte er wie zahllose andere Festungen in Russland, das damals von auswärtigen Besuchern als ein ausgesprochenes Land der Städte wahrgenommen wurde, eine kleine Siedlung mit starken Holzmauern zur Verteidigung gewesen sein. Am Nordufer der Moskwa, da, wo die schmale, längst kanalisierte Neglinnaja einmündet, befand sich wohl die erste Siedlung, etwas oberhalb bot sich der nahegelegene, damals noch steilere und von Kiefern bewachsene Borowizki-Hügel als Festungsgelände an: Hier entstand Mitte des 12 . Jahrhunderts der dreieckig angelegte und bereits damals von beachtlichen siebenhundert Metern Wehrmauern und einem Wassergraben umgebene Moskauer Kreml. Zu jener Zeit war Moskau eine wirtschaftlich bedeutende, politisch aber nachrangige Stadt, eine Bürgersiedlung mit einer Fürstenresidenz. Heute ist der Kreml ein winziger Teil im Zentrum der riesigen Metropole Moskau. Die moderne Großstadt wuchs in Ringen um diesen Kern herum nach außen und ist städtebaulich sowie mit seinen Verkehrsadern in Form von Ring- und Radialstraßen auf dieses uralte Zentrum ausgerichtet.

    Die Anfänge Russlands gehen auf das Reich von Kiew zurück, das seine Geschichte in Nowgorod mit dem Warägerfürsten Rurik 862 begann und sein Zentrum bald darauf nach Kiew verlegte, wo es um 1000 n. Chr. unter Wladimir I . seine Blütezeit erlebte. Vom orthodoxen Byzanz christianisiert, erhielt Kiew eine Residenz nach dem Vorbild Konstantinopels und eine Sophienkirche nach dem der dortigen Hagia Sophia. Die KiewerGroßfürsten mussten sich aber zunehmend mit dem Machtehrgeiz der Teilfürstentümer auseinandersetzen, das Kiewer Reich zerfiel, weitere Rückschläge erbrachten im 13 . Jahrhundert die einfallenden Mongolen und

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