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Die neuen Weltwunder - In 20 Bauten durch die Weltgeschichte

Die neuen Weltwunder - In 20 Bauten durch die Weltgeschichte

Titel: Die neuen Weltwunder - In 20 Bauten durch die Weltgeschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Ingmar Gutberlet
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schließlich ihre Oberherrschaft über das alte Russland.
    Eines der russischen Teilländer war das 1263 entstandene Fürstentum Moskau. Erstmals erwähnt wurde die Stadt, wenn auch nur beiläufig, bereits 1147 , neunzig Jahre später wurde sie von den einfallenden Mongolen der eurasischen Steppe unter Batu, Enkel des Dschingis Khan, und seiner straff organisierten Heerschar fast komplett zerstört. Die später guten Beziehungen zu den Mongolenherrschern ermöglichten den Moskauer Fürsten aber auch den Aufstieg zum wichtigsten russischen Teilstaat. Von Moskau ging dann die sogenannte »Sammlung der russischen Erde« aus, mit der die zersplitterten Gebiete des Kiewer Reichs zusammengeführt werden sollten – natürlich unter Moskowiter Vorherrschaft und keineswegs ohne erbitterten Widerstand der zwanghaft Gesammelten. Hilfreich waren dabei die Aufwertung zum Großfürstentum 1328 sowie zuvor der Umzug des russisch-orthodoxen Metropoliten nach Moskau, denn das kirchliche Oberhaupt verschaffte dem Großfürstentum einen bedeutsamen Zuwachs an Autorität und Macht. Die heute wieder allseits beschworene Nähe zwischen russischem Staat und russisch-orthodoxer Kirche reicht also sehr weit zurück. Der Kreml war inzwischen von einem Handelsplatz zu einer Fürstenresidenz aufgestiegen und hatte daher bereits mehrere Kirchen vorzuweisen. Nach und nach wurden aus den Holzbauten des Kreml Steingebäude, zuerst betraf das die Sakralbauten; die Holzmauern der Festung wurden durch stärkere ersetzt.

    Nachdem 1380 dem Moskauer Großfürsten Dimitri schließlich der entscheidende Sieg gegen die Mongolen gelungen war, veränderte der Kreml sein Gesicht. Nicht allein die Zerstörungen durch häufige Brände, zuletzt aus Rache gelegt durch mongolische Truppen, sondern ebenso die Abwehr neuer potenzieller Eroberer veranlassten Dimitri, die Wehranlagen aus Holz durch solche aus Stein zu ersetzen und dabei das umwehrte Areal erneut zu erweitern. Diese aufwändige Erneuerung mit Kalkstein gab der Festung dieser Phase den Namen »weißer Kreml«. Der Festungswall von nunmehr zweitausend Metern Länge und bis zu drei Metern Mauerstärke besaß einen durchgehenden Laufgang und erhielt bereits mindestens zehn der zwanzig Türme, die ihn heute zieren. Sechs davon wurden mit Einlasstoren ausgestattet. Außer Wehrmauern und Toren, Türmen und Kirchen prägten vor allem der Palast des Großfürsten und der des Patriarchen das Bild. Daneben gab es zahlreiche prächtige Adelsresidenzen und stattliche Bürgerhäuser sowie verschiedene Klöster.

    Die russische Einigung unter der Vorherrschaft Moskaus errang aber erst Iwan III . in der zweiten Hälfte des 15 . Jahrhunderts. Die Heirat mit einer byzantinischen Prinzessin lieferte ihm die Gelegenheit, Moskau nach dem Fall Konstantinopels als »drittes Rom« zu bezeichnen, und Iwans Politik der Anlehnung an Europa wies in dieselbe Richtung: Vom Westen lernen hieß siegen lernen. Die Stadt Moskau, umgeben von planmäßig angelegten Vorstädten, bestand zu dieser Zeit im Wesentlichen aus dem Gebiet innerhalb der Kremlmauern. Und dort wurde nun mit viel Aufwand und westlicher, vor allem italienischer Expertise innerhalb von nur zehn Jahren Neues geschaffen. Das war auch dringlich geworden, denn neben die politischen Gründe für eine repräsentative Hauptstadt im größer gewordenen Russischen Reich traten praktische: Zum einen glich die Fortifikation wegen der vielen Schäden inzwischen einem kläglichen Flickwerk, zum anderen musste sie der militärischen Entwicklungangeglichen werden, um künftigen Angriffen auch standhalten zu können. Im Norden wurde das Areal bis zum heutigen Arsenalturm erweitert, wies nunmehr achtzehn Türme auf und erhielt seine endgültigen Abmessungen: 2235 Meter Kremlmauer von bis zu sieben Metern Stärke und bis zu neunzehn Metern Höhe umfassten knapp 28 Hektar Fläche. Bester Ziegelstein, der damit in Russland zum Baustoff Nummer eins aufstieg, fand jetzt für die Wehrmauern Verwendung, die Tore wurden verstärkt und die Schießscharten so verteilt, dass jeder Punkt vor der Festung unter Beschuss genommen werden konnte. Horchgänge unter dem Areal dienten dazu, einen feindlichen Stollenbau zum Kreml frühzeitig erkennen zu können. Ein über zweihundert Meter breiter, unbebauter Gürtel um die Kremlmauern sollte Schutz vor den gefürchteten Bränden bieten – ein frommer Wunsch angesichts zahlreicher weiterer Brände innerhalb des Kreml. Weil die Kremlmauern von außen

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