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Die neuen Weltwunder - In 20 Bauten durch die Weltgeschichte

Die neuen Weltwunder - In 20 Bauten durch die Weltgeschichte

Titel: Die neuen Weltwunder - In 20 Bauten durch die Weltgeschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Ingmar Gutberlet
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konnten westliche Astronauten und östliche Kosmonauten den journalistischen Superlativ der Zwanzigerjahre nicht bestätigen: Um vom Weltraum aus erkennbar zu sein, ist die Mauer schlichtweg zu schmal.
    Im Jahr 2009 wurde die »Große Mauer« staatlicherseits umfassend kartographiert und neu vermessen, was für eine handfeste Überraschung sorgte: Das größte Bauwerk der Welt ist sogar größer als bislang angenommen. Die offizielle Längeder Großen Mauer beträgt 8851 , 8 Kilometer – sie ist damit gut zweieinhalbtausend Kilometer länger als vermutet. Bei dieser Berechnung wurden natürliche Bestandteile des nördlichen Verteidigungswalls Chinas mitgezählt, also Berge oder Flussläufe. Je nach der Epoche der Erbauung, den natürlichen Gegebenheiten und dem verfügbaren Baumaterial war die Große Mauer sehr unterschiedlich beschaffen: mal einfach aufgeworfene Erdwälle, mal etwas mehr befestigt mit Lehm und Stroh; mal ohne Füllstoffe übereinandergeschichtete Steine, mal Natursteinmauerwerk mit Lehm oder Mörtel für den besseren Halt, und schließlich die bekannten Granit- und Ziegelsteinmauern. Entsprechend waren die Abschnitte der Mauer verschieden dauerhaft – einigermaßen intakt sind heute nur noch 513 Kilometer. Aber Pflege und Wiederaufbau der Großen Mauer im Reich der Mitte gehen weiter, denn das überaus positive Image dieser längsten Mauer aller Zeiten stellt durch das enorme touristische Interesse einen nicht zuletzt erheblichen Wirtschaftsfaktor im heutigen China dar.

*TAJ MAHAL, AGRA/INDIEN

    Lange bevor »Bollywood«-Produktionen Kinobesucher in aller Welt zum Träumen und Schwelgen über das exotische Indien einluden, lieferte das prächtige Hofleben der indischen Großmoguln vergleichbaren Stoff für Sehnsüchte, insbesondere für Europa. Verschwenderische Prachtentfaltung, exotische Haremspaläste, orientalische Etikette am imperialen Hof der unermesslich reichen Großmoguln wurden sprichwörtlich. Nicht ohne Grund ist die Bezeichnung Mogul noch heute gebräuchlich, um die Anhäufung von Reichtümern, Macht oder Einfluss auszudrücken. Begünstigt wurde diese Verklärung durch höchst beachtliche politische Erfolge und eine Reihe eindrucksvoller Herrschergestalten mit viel Charisma und Fortüne. Dies wareneinerseits durchaus machtbewusste, Krieg führende Feldherren, die aber gleichzeitig um Gerechtigkeit und intellektuelle Erkenntnis bemüht waren und sowohl Wissenschaften als auch die schönen Künste besonders förderten.
    Schon für zeitgenössische Europäer, die nach Indien reisten, war das Reich der Großmoguln aber nicht nur vorbildlich regiert und verwaltet, sondern vor allem überaus exotisch und märchenhaft – und mit sagenhaftem Reichtum gesegnet. Es war außerdem rund einhundert Jahre lang, bis Mitte des 17 . Jahrhunderts mit relativem Frieden und Wohlstand gesegnet, wovon sich ausländische Besucher überzeugen konnten. Das gilt in besonderem Maße für die drei Jahrzehnte währende Regierungszeit Shah Jahans, dessen höfisches Leben in besonderem Maße um glanzvolle Ausstrahlung bemüht war. Das ungleich mühseligere Leben der kleinen Leute fand dagegen seltener Beachtung – wohl weil es trotz aller Unterschiede der kärglichen Existenz der Bevölkerungsmehrheit zu Hause glich. Anfang des 20 . Jahrhunderts war der baltendeutsche Philosoph Hermann Keyserling derart beeindruckt von den vielfältigen Talenten und Errungenschaften der Großmoguln, dass er sie als überragend bezeichnete und ohne Beispiel in der Herrscherwelt Europas.

    Für diese Epoche steht der Name eines Bauwerks wie kein zweiter – und noch dazu klingt er für außerindische Ohren, als sollten alle bemühten Klischees heraufbeschwört werden, wenn man ihn nur ausspricht: Taj Mahal. Es ist das bei Weitem berühmteste Bauwerk Indiens und eines der bekanntesten weltweit. Was verwunschen klingt und aussieht, diente aber zunächst einem betrüblichen Zweck: als Grabmal der Lieblingsfrau des Großmoguls Shah Jahan, der es nach ihrem vorzeitigen Tod zu ihrer Erinnerung errichten ließ.
    Islamische Herrscher Indiens begründeten bereits im frühen 13 . Jahrhundert eine Tradition monumentaler Grabmäler, die im Reich der Großmoguln seit 1526 besonders gepflegt wurde. Nirgendwo sonst haben seit der Antike Herrscherfamilien Grabmäler derartigen Ausmaßes und in derartiger Zahl errichten lassen wie die Kaiser des Mogulreiches, das drei Jahrhunderte indischer Geschichte geprägt hat. Für ihre prächtigen

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