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Die neuen Weltwunder - In 20 Bauten durch die Weltgeschichte

Die neuen Weltwunder - In 20 Bauten durch die Weltgeschichte

Titel: Die neuen Weltwunder - In 20 Bauten durch die Weltgeschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Ingmar Gutberlet
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Mausoleen, die als beste und würdigste Denkmale für Verstorbene angesehen wurden, ist die Ära der indischen Großmoguln denn auch bis heute berühmt. Kein anderes Land kann mit so vielen Mausoleen aufwarten wie Indien. Dabei waren sie keineswegs unumstritten: Im Hinduismus werden die Toten verbrannt und ihre Asche verstreut, weil der Leichnam als unrein angesehen wird – und damit auch der Grabbau über einem Leichnam. Der Koran hingegen bezeichnet Grabmale für Einzelpersonen als unislamisch und heidnisch, weil den Toten keine religiöse Verehrung entgegengebracht werden dürfe. Das galt natürlich in besonderem Maße für monumentale Grabbauten. Die muslimischen Moguln entwickelten die Tradition des Mausoleumsbaus trotzdem weiter.
    Künstlerisch machten sich dabei enge Beziehungen zu Persien bemerkbar: in Literatur und Kunst ebenso wie in der Architektur, was sich insbesondere an vielen der Grabmäler ablesen lässt. Unter Shah Jahans Vater Jahangir wurden Mausoleen zum Lieblingsbauwerk Indiens, nicht nur für die herrschende Dynastie, sondern die Elite des Staates insgesamt. Keines dieser indischen Mausoleen aber kann sich mit dem Taj Mahal auf eine Stufe stellen, mit dem Shah Jahan im 17 . Jahrhundert der Tradition eine würdige Krone aufsetzte.

    Die Islamisierung des zuvor hinduistisch und buddhistisch geprägten Indien begann um die Wende zum 13 . Jahrhundert christlicher Zählung. Der Norden wurde alsbald vom 1206 gegründeten Sultanat von Delhi dominiert und nahm vielfältige Einflüsse aus Zentralasien und dem Vorderen Orient auf. Frühere Versuche der arabischen Eroberung des Subkontinents waren im 8 . Jahrhundert an der Widerstandskraft der dortigen Staaten gescheitert. Diesmal aber hatten die starr regierten, in Kasten streng unterschiedenen hinduistischen Staaten dem Druck der expansionistischen Religion und ihrer hochmotivierten Krieger wenig entgegenzusetzen. Mit Höhen und Tiefen, darunter der grausam vollzogenen Eroberung Delhis durch den Mongolenherscher Timur 1398 , behauptete sich das Sultanat als Platzhirsch unter den indischen Fürstentümern, griff nach Süden aus und wurde, als es sich schließlich nicht mehr halten konnte, vom Reich der Großmoguln abgelöst. 1526 brachte Babur, ein Abkömmling Timurs und Dschingis Khans, dem Sultan trotz dessen zahlenmäßig vielfachen Überlegenheit und dank der neuen Feuerwaffen schließlich eine schmachvolle, endgültige Niederlage bei. Sodann errichtete er das Mogulreich, zu dessen Hauptstadt er Agra südöstlich der Stadt Delhi machte. Die Strukturen dieses Reiches – und damit die Basis für dauerhafte Stabilität, für Frieden und Wohlstand über mehr als ein Jahrhundert – schuf sein Enkel Akbar.
    Unter den Großmoguln ragt neben dem Reichsgründer Babur und dem Konsolidierer Akbar einer der Lieblingsenkel des Letzteren hervor: Shah Jahan, der 1627 an die Macht kam und das Reich zu seiner eigentlichen Blüte führte. Er stach nicht nur militärisch heraus, sondern machte sich als Bauherr und Förderer der Kunst verdient. Von den Thronanwärtern war er als Einziger übrig geblieben, nachdem seine Halbbrüder und weitere königliche Prinzen gestorben oder ausgeschaltet sowie die einflussreiche und machtbewusste Lieblingsfrau seines Vaters, Nur Jahan, unter Hausarrest gestellt worden waren. Die Krönungsfeierlichkeiten in Agra wurden überaus prachtvoll abgehalten undder im Volk beliebte neue Mogul Shah Jahan wurde mit großer Zustimmung angenommen. Trotzdem musste er sich wie seine Vorgänger gegen Rebellionen behaupten.
    Dreißig Jahre lang regierte Shah Jahan über ein Land von Afghanistan im Westen bis nach Assam im Osten, von Kaschmir im Norden bis zum Fluss Godavari im Süden: ein Gebiet halb so groß wie Europa. Shah Jahan profitierte von der Vorarbeit seiner Vorgänger, die dem Reich ein tragfähiges Gefüge gegeben und eine effektive Verwaltung aufgebaut hatten. Auswärtige Reisende berichteten von einem Land mit sicheren Straßen, einem funktionierenden Rechtswesen und blühender Wirtschaft.
    Doch Shah Jahans letzte Lebensjahre gestalteten sich weniger erfolgreich und prachtvoll: Anlässlich einer schweren Krankheit des Vaters übernahm statt des Lieblingssohns und Wunschnachfolgers sein drittgeborener Sohn die Regierung: Aurangzeb, der seinen Vater nach dessen Gesundung für die letzten Lebensjahre gefangen hielt. Im Mogulreich war die Nachfolge nicht klar geregelt; vielmehr mussten die Prinzen im Allgemeinen erbittert um den Thron

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