Die neuen Weltwunder - In 20 Bauten durch die Weltgeschichte
Kongressabgeordnete und Naturwissenschaftler Benjamin Franklin, beeindruckte damals die Pariser Gesellschaft ganz ungemein. Auch die Französische Revolution speiste sich nicht zuletzt aus der Begeisterung für den amerikanischen Freiheitskampf. Allerdings hielten sich die USA mit der Unterstützung des revolutionären Frankreich zurück, seitdem König Ludwig XVI . und seine Frau Marie-Antoinette hingerichtet worden waren. 1796 beschlossen die Vereinigten Staaten zur großen Enttäuschung Frankreichs, sich aus inneren Angelegenheiten der Alten Welt herauszuhalten, und ließen geschehen, dass Frankreich die diplomatischen Beziehungen abbrach und in der Folge die französisch-amerikanische Freundschaft vorübergehend bis zur Kriegsgefahr abkühlte.Damals schien es Washington geboten, die guten (Handels-)Beziehungen zum ehemaligen Mutterland Großbritannien sorgsam zu pflegen. Aber das änderte nichts daran, dass Mitte des 19 . Jahrhunderts der Amerikanische Bürgerkrieg und die Ermordung Präsident Lincolns die Franzosen tief bewegten. Wenige Jahre später sollten zudem amerikanische Hilfslieferungen für das unter deutscher Belagerung im Winter 1870 / 71 hungernde Paris die alte Freundschaft vollständig wiederherstellen.
Aus dem denkwürdigen Diner bei Versailles erwuchsen schließlich die Gründung der Union Franco-Américaine und ihr Projekt einer Gedenkstätte für die einhundertste Wiederkehr des Unabhängigkeitstages. Einer der Teilnehmer an jenem Abendessen im Hause Laboulaye war der Elsässer Bildhauer Frédéric Auguste Bartholdi, der den Entwurf für eine standesgemäße Statue liefern sollte. Im Auftrag der Union und de Laboulayes als ihrem Vorsitzenden fuhr Bartholdi 1871 in die Vereinigten Staaten, um einen geeigneten Standort auszusuchen und mit potenziellen Partnern in Kontakt zu treten. Offenbar hatte Bartholdi den passenden Aufstellungsort noch vor seinem Landgang im Hafen von New York ausgemacht: Bedloe’s Island, der Spitze der Halbinsel Manhattan vorgelagert und anderthalb Kilometer von Ellis Island entfernt, der damals die Karriere als Durchlaufstation für USA -Einwanderer noch bevorstand. Spätestens hier kam ihm wieder ein Projekt in den Sinn, inspiriert von einem der sieben antiken Weltwunder, das er aber nie hatte verwirklichen können: ein riesiger Leuchtturm nach dem Vorbild des Kolosses von Rhodos als Eingangstor zum Suezkanal. Besagter Kanal wurde zwar 1869 mit großem Pomp eingeweiht, jedoch ohne Bartholdis ehrgeizige Monumentalskulptur. Ihm hatte eine 28 Meter hohe Statue einer fackeltragenden Ägypterin am nördlichen Zugang der Wasserstraße vorgeschwebt – nur hatte sich derosmanische Vizekönig Ägyptens von seiner Begeisterung nicht anstecken lassen. Nun aber, viele Jahre später, schreibt Bartholdi kurz nach seiner Ankunft aus New York einen Brief an de Laboulaye vom erkorenen Standort für das bisher größte Projekt transkontinentaler Verbundenheit. Wie Ungezählte vor ihm und wie Zahllose nach ihm, die per Schiff in New York einlaufen, ist Bartholdi tief beeindruckt und euphorisch, als er sich der Stadt nähert. Und er weiß sofort, dass genau hier das Denkmal stehen muss, um die Besucher New Yorks und die neuen Bürger der USA in Empfang zu nehmen und die Freiheitsbotschaft der Vereinigten Staaten stolz und unübersehbar in alle Welt zu tragen.
Die Amerikaner waren bei aller Sympathie für die Franzosen zunächst ebenso wenig von der Idee angetan wie Jahre zuvor der ägyptische Vizekönig vom kolossalen Eingang in den Suezkanal. Die feurige Begeisterung Bartholdis stieß auf den nüchtern-militärischen Geist von General Grant, des US -Präsidenten, der ihn zwar empfing, keineswegs aber mit offenen Armen. Das Geschenk der Franzosen war auch nicht wirklich kostenlos: Die Idee der Union Franco-Américaine war, dass die Amerikaner das Fundament der gewaltigen Statue bauen und finanzieren würden, auf dem das Geschenk des französischen Volkes seinen Platz einnehmen würde. Und angesichts der geplanten kolossalen Ausmaße der Statue und der mitunter höchst widrigen Windverhältnisse in der Bucht von New York lag auf der Hand, dass es sich um ein sehr standfestes und damit auch teures Fundament würde handeln müssen. Grant war außerdem mehr Soldat und weniger Politiker – und schon gar kein Anhänger von dem, was man heute Symbolpolitik nennt. Zudem waren die Vereinigten Staaten mit dem Wiederaufbau nach dem verheerenden Bürgerkrieg, der Landnahme des amerikanischen
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