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Die Neunte Gewalt

Titel: Die Neunte Gewalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Land
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hielt, zerrte ihn zu dem Käfig. Nun erkannte Kimberlain, daß es sich um ein Modell handelte, wie Taucher es benutzten, die in haiverseuchten Gewässern arbeiten mußten. Er war durch eine Luke in der Decke zugänglich. Zwei von Leeds' Helfern legten den Käfig langsam auf die Seite und öffneten die Luke. Leeds selbst hielt sich in sicherer Entfernung.
    »Es tut mir leid, daß ich nicht bleiben und das Spektakel beobachten kann, doch in glaube, Sie werden es höchst interessant finden«, sagte er zum Fährmann. »Ich lasse Ihnen sogar eine Überlebenschance, wenn auch nur eine kleine, wie ich eingestehen muß.«
    Kimberlains Augen zuckten nervös hin und her.
    »Bitte, Fährmann, ziehen Sie eine solche Verzweiflungstat nicht einmal in Betracht. Ich habe Ihnen jede Menge Gelegenheit dazu gegeben, und Sie haben jede verstreichen lassen. Steigen Sie in den Käfig.«
    Bevor Kimberlain antworten konnte, rissen ihn die Wachen, die ihn hielten, mit der Kette brutal hinab. Er knallte mit dem Gesicht auf den Boden. Sie zerrten ihn zurück und hielten die Ketten straff, während sie ihn mit den Füßen zuerst in den Käfig schoben. An der Luke war ein Schloß angebracht; eine der Wachen drehte den Schlüssel herum und steckte ihn ein. Dann richteten die anderen den Käfig wieder auf.
    Der Fährmann beobachtete, wie Leeds einen Schalter an der Wand umlegte. Augenblicklich hob sich der Käfig unter den Blicken des Wahnsinnigen und seiner Helfer zur Decke.
    »Ich würde Ihnen ja noch eine letzte Chance geben, es sich anders zu überlegen und sich mir anzuschließen«, sagte Leeds, »aber ich weiß, daß Sie Ihre Meinung nicht ändern werden.«
    »Statt dessen wollen Sie mich hier langsam sterben lassen. Vielleicht soll ich mich sogar an die Hoffnung klammern, doch noch einen Ausweg zu finden.«
    »Ganz im Gegenteil, Fährmann. Ich werde gleich auf einen Knopf drücken, und dann sinken Sie langsam hinab. Und …« Leeds hielt inne, und einer der Männer neben ihm warf einen Schlüssel durch die Gitterstäbe. Der Fährmann fing ihn auf und sah wieder hinab.
    »Das ist der Schlüssel für die Ketten um Ihre Hände und Füße. Ich möchte es wirklich interessant für Sie machen.«
    »Da gäbe es aber bessere Möglichkeiten, Leeds.«
    »Nein«, sagte Leeds über das Trampeln sich nähernder Schritte. »Nein, das glaube ich nicht.«
    Drei Türen öffneten sich, und Kimberlain mußte beobachten, wie die dreiundachtzig Ausbrecher aus dem Hochsicherheitstrakt des ›Locks‹ in Leeds' Theater strömten.
    Als der Käfig drei Meter unter der Decke stehenblieb und langsam hin und her baumelte, hatte Kimberlain sich von den Ketten befreit. Zehn Meter unter ihm schüttelten die entflohenen Insassen des MAX-SEC Kimberlain die gehobenen Hände und Fäuste entgegen. Aus dieser Entfernung konnte er sie kaum voneinander unterscheiden; sie waren wenig mehr als ein weißes Tuch des Wahnsinns, das sich über den Boden ausbreitete.
    Andrew Harrison Leeds stand, von seinen sechs Wachen abgeschirmt, direkt unter Kimberlain.
    »Ich glaube, die Männer wissen, wer Sie sind, Fährmann. Wenn sie Sie in die Hände bekommen, wird es nicht gerade angenehm werden.« Der Käfig hatte mit seinem quälend langsamen Abstieg begonnen. Leeds verweilte noch kurz auf der Türschwelle und lächelte. »Leben Sie wohl, Fährmann.«
    Dann verschwand er in die Dunkelheit, und Kimberlain richtete seine Aufmerksamkeit auf etwaige Fluchtmöglichkeiten. Er zerrte an der Decke des Käfigs, um die Festigkeit des Schlosses zu überprüfen, das die Luke sicherte. Es gab nicht im geringsten nach; also lag seine einzige Chance darin, das Schloß zu knacken. Der Mechanismus war recht einfach, doch Kimberlain würde trotzdem Werkzeuge benötigen: eins, um Druck auf die Bolzen auszuüben, und ein zweites, um die Bolzen in die richtige Stellung zu schieben. Kimberlain schätzte seine Sinkgeschwindigkeit und kam zu dem Schluß, daß ihm höchstens noch anderthalb Minuten blieben, bis er in die Reichweite der Verrückten unter ihm kam. Fünfzehn Sekunden, um das Schloß zu knacken … also blieb ihm noch gut eine Minute, um behelfsmäßige Dietriche zu basteln. Aber woher sollte er sie nehmen?
    Der Schlüssel, der seine Ketten geöffnet hatte, war nutzlos, aber nicht der Ring, an dem er befestigt war. Der Fährmann mußte all seine Kraft aufbringen, um ihn an der kleinen Öffnung aufzubiegen, durch die man den Schlüssel geschoben hatte. Er machte weiter, bis er den Ring zu einem runden

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