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Die Neunte Gewalt

Titel: Die Neunte Gewalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Land
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›L‹ verbogen hatte; nun war er dünn genug, um ihn in das Lukenschloß zu schieben und Druck auf die Bolzen auszuüben. Doch er brauchte noch immer etwas, womit er die Zuhaltung verschieben konnte.
    Nichts, was er im Käfig sah, barg die Antwort. Also etwas, das er nicht sehen konnte …
    Die aus dem MAX-SEC Entflohenen kreischten nun, während der Käfig sich langsam senkte; er befand sich nun auf halber Höhe. Die fernen Maschinengewehrsalven überzeugten Kimberlain davon, daß der gesamte Inselkomplex unterirdisch angelegt sein mußte. Er vermutete, daß irgendwelche Invasionstruppen versuchten, an Leeds' oberirdischen Sicherheitsvorkehrungen vorbeizukommen.
    Er blickte auf und konzentrierte sich auf den Haken, der das Stahlkabel hielt, an dem sich der Käfig von der Decke senkte. Es war mit einem langen Vorsteckkeil, der genau durch einen maßgeschneiderten Schlitz paßte, mit dem Käfig verbunden. Dieser Vorsteckkeil würde das perfekte zweite Werkzeug ergeben. Wenn er ihn natürlich ganz hinausschob, würde der Käfig hinabstürzen. Doch wenn er ihn ein kurzes Stück hinausschieben und dann abbrechen konnte …
    Wenn er sich auf die Zehenspitzen stellte, konnte er den Vorsteckkeil gerade berühren. Er bog ihn hinab und wieder hinauf, hinab und wieder hinauf. Er schien nicht im geringsten nachzugeben, doch plötzlich …
    Knack  …
    Einfach so brachen die fünf Zentimeter des Keils ab, die er in der Hand hielt. Kimberlain nahm den verbogenen Ring aus dem Mund und steckte die Hand hinaus. Das Schloß selbst war außen angebracht, und das bedeutete, daß er blind arbeiten mußte. Kein Problem. Er hatte schon jede Menge Schlösser im Dunkeln geknackt, wenngleich niemals unter einem so verzweifelten Zeitdruck wie jetzt.
    Der Fährmann schob die andere Hand durch die Gitterstäbe und scharrte mit dem abgebrochenen Keil am Schloß. Ein Stück vor dem Schlüsselring glitt er hinein. Während ihm der Schweiß in die Augen tropfte, ertastete Kimberlain die Zuhaltung und übte den seitlich gerichteten Druck aus, der nötig war, um mit dem Keilfragment ans Werk gehen zu können. Seine Hände waren verschwitzt, und der Winkel machte die Aufgabe besonders schwierig.
    Unter ihm waren einige Wahnsinnige anderen auf die Schultern gestiegen und konnten den Käfig nun fast erreichen. Über ihm erklangen Explosionen, und der Raum bebte. Die Erschütterungen warfen die meisten Emporgekletterten wieder zurück, doch auch der Käfig schwankte bedenklich. Kimberlains Hände zitterten leicht, und seine Finger verkrampften sich.
    Klick …
    Die erste der vier Zuhaltungen des Schlosses fiel an Ort und Stelle. Kimberlain ging zur zweiten über und kämpfte gegen den Drang an, zu überstürzt vorzugehen und die behelfsmäßige Nadel im Schloß vielleicht zu verbiegen. Er fühlte, wie die zweite Zuhaltung nachgab.
    Klick …
    Unter ihm kratzten einige Verrückte am Boden des Käfigs, Kimberlain trat mit den Füßen auf ihre Finger. Einem gelang es, einen Gitterstab an der Seite des Käfigs zu packen, und er versuchte sich hochzuziehen. Kimberlain trat ihm durch die Gitterstäbe ins Gesicht, und der Mann stürzte zu Boden zurück.
    Die Bewegung riß den Fährmann aus seiner Konzentration, und er verlor die dritte Zuhaltung. Blindlings tastete er danach, fand sie wieder und verschwendete keine Zeit mehr, die behelfsmäßige Nadel an die richtige Stelle zu schieben.
    Klick …
    Als Kimberlain die Nadel zur letzten Zuhaltung bewegte, warf er einen verstohlenen Blick nach unten. Die ausgestreckten Finger der größten Flüchtlinge aus dem Hochsicherheitstrakt streiften den Käfigboden. Er erkannte nun mehrere von ihnen, darunter den monströsen Ranford Dobbs und den riesigen Jeffrey Culang. Leeds benutzte Kimberlain, um ihrem Irrsinn noch zusätzliche Nahrung zu geben. Doch er konnte es schaffen. Er konnte, verdammt, er würde hier herauskommen!
    Klick …
    Als die vierte Zuhaltung nachgab, griffen schon Hände durch die Gitterstäbe nach ihm. Kimberlain stieß die Luke auf. Er packte die Gitterstäbe der Käfigdecke, und es gelang ihm gerade eben noch, sich von den Fingern zu befreien, die nach seinen Fußknöcheln griffen. Dann zog er sich durch die Luke hinauf.
    Die Schreie der Wahnsinnigen wurden immer wütender. Das Objekt ihrer irren Begierde entschlüpfte ihrem Zugriff. Diejenigen, die so lange getötet hatten und seit ihrer Einweisung auf dieses Vergnügen verzichten mußten, sahen sich nun mit der Tatsache konfrontiert,

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