Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Neunte Gewalt

Titel: Die Neunte Gewalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Land
Vom Netzwerk:
Gäste, die noch nicht schlafengegangen waren, drückten auf die Einschaltknöpfe ihrer Fernsehgeräte oder Stereoanlagen, als könnten sie damit etwas bewirken.
    Der Ferienpark Towanda lag in tiefer Dunkelheit.

33
    »Murmeln?« fragte Hedda, als sich ein kleiner Beutel davon über die Theke ergoß. Ein paar rollten hinab, und der Fährmann hob sie auf und legte sie neben die drei halbautomatischen Schrotflinten vom Kaliber Zwölf, die er und Chalmers besorgt hatten.
    »Die letzte Tüte auf dem Regal«, sagte Kimberlain zu ihr. »Wie ich schon sagte, wir brauchen eine Waffe, die Kevlar durchdringen kann, ohne unschuldige Umstehende zu verletzen.«
    »Ich verlasse mich lieber auf die Schrotflinten«, sagte Hedda.
    »Ich glaube, du wirst es dir anders überlegen«, erwiderte er und griff in eine Kiste zu seinen Füßen.
    Chalmers hatte den Supermarkt besucht, während der Fährmann sich in einem Eisenwarenladen und einem Spielzeuggeschäft umgesehen hatte. Währenddessen hatte Hedda sich in der Carbondale High School bedient. Das Chemielabor hatte sich als Disneyland der Pülverchen und Flüssigkeiten erwiesen. Um die Lücken auf ihrer Einkaufsliste auszufüllen, hatte sie danach noch einen Physiksaal und die Werkräume aufgesucht.
    Sie kehrte mit einem Dutzend dreißig Zentimeter langer Plastikrohre von einem Zoll Durchmesser und einer Rolle schwerer Schnur in den Chemiesaal zurück. Ihre neuen Besitztümer stellte sie auf einem Arbeitstisch ab und nahm aus einem Regal dann eine Schachtel Kerzen, die sie über Bunsenbrenner schmolz, um flüssiges Wachs zu erhalten. Danach durchstöberte sie die Schränke und fand Behälter mit Schwefel, Holzkohle und Salpeter. Hedda gab die jeweils erforderlichen Mengen in eine Schüssel und rührte, bis sich die verschiedenfarbigen Flüssigkeiten miteinander verbunden hatten. Dann holte sie einen vierten Behälter mit in Wasser gelagertem Phosphor und stellte ihn neben die Schüssel, während sie ihre Aufmerksamkeit auf die Plastikrohre richtete. Sie rührte schnell trocknenden Zement an und versiegelte damit jeweils ein Ende der Rohre.
    Danach gab sie mit Hilfe eines Trichters etwas von dem feingemahlenen, gelben Phosphor in jedes Rohr. Die Menge reichte für sechs Rohre aus. Nachdem sie das Pulver festgestoßen hatte, kippte sie etwas Wasser in die Rohre. Sie zog einen Handschuh über und goß gerade soviel geschmolzenes Wachs in die Rohre, um das Wasser mit einer dünnen Schicht zu bedecken. Nachdem das Wachs erhärtet war, überprüfte sie ihre Arbeit, indem sie alle Rohre umdrehte und sich überzeugte, daß nichts hinausfloß. Sie nickte zufrieden und griff nach der Schüssel.
    Ihre nächste Aufgabe bestand darin, das selbstgemachte Schießpulver in die sechs Rohre zu kippen. Dann bohrte sie kleine Löcher in sechs Plastikkappen und befestigte sie an den offenen Enden der Rohre. Schließlich schnitt sie ein halbes Dutzend zwei Meter lange Streifen von der Schnurrolle ab und weichte sie in einer Schüssel mit konzentriertem Kaliumnitrat ein. Nach zwanzig Sekunden nahm sie die Streifen wieder heraus und legte sie auf dem Arbeitstisch zum Trocknen aus.
    »Was ist das?« fragte Kimberlain, während er ein schwarzes Eisenrohr aus der Kiste nahm und es neben die zwei Meter langen Schnüre auf die Theke legte.
    »Die Zündschnüre für meine Rohrbomben. Sie müßten jetzt eigentlich trocken sein.«
    »Ich bin beeindruckt«, sagte der Fährmann. »Aber ich hätte dir natürlich auch ein paar der Zündschnüre überlassen können, die ich aus der Stadt mitgebracht habe.«
    »Ich konnte nicht wissen, ob du welche auftreiben würdest. Außerdem habe ich schon mal mit solchen selbstgemachten Schnüren gearbeitet.«
    Sie drückte die Schnüre durch die Löcher, die sie in die Plastikkappen gebohrt hatte, und schob sie tief in das Schießpulver.
    »Fertig«, erklärte sie, als die letzte Schnur fest saß. »Und jetzt erkläre mir, was du mit diesen Murmeln vorhast.«
    Kimberlain nahm das dreißig Zentimeter lange Eisenrohr auf. »Eigentlich dasselbe Prinzip wie bei deinen Bomben. Nur war der Verkäufer im Eisenwarenladen so freundlich, mir Löcher in die Kappen zu bohren.«
    Mit diesen Worten schraubte Kimberlain eine Stahlkappe auf ein Ende des Rohrs.
    »Er hatte zwar kein Dynamit, aber immerhin diese Zündschnüre. Chalmers?«
    Chalmers war gerade damit fertig, die Zündschnüre auf die erforderliche Länge zu verknüpfen. Kimberlain steckte eine durch den Boden seines Eisenrohrs, genau,

Weitere Kostenlose Bücher