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Die Neunte Gewalt

Titel: Die Neunte Gewalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Land
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Aber wir können nicht wählerisch sein.« Der Fährmann zögerte. »Außerdem erwarten uns noch andere Probleme.«
    »Mangelnde Kenntnisse über den Ferienpark zum Beispiel.«
    »Ja. Wir kommen blind hinein. Und Seckle hat sich vielleicht schon den ganzen Tag über mit der Anlage vertraut gemacht und wartet auf Mitternacht … wie immer …«
    »Und wir müssen davon ausgehen, daß Tiny Tim eine kugelsichere Weste trägt. Mit normaler Munition können wir ihn also nicht aufhalten. Das müssen wir berücksichtigen, wenn wir unsere Ausrüstung zusammenstellen.«
    »Noch wichtiger ist, daß wir sozusagen einen chirurgischen Eingriff vornehmen müssen«, erinnerte Kimberlain sie. »Wir dürfen keine Waffen einsetzen, die ihm helfen würden, seinen Job zu erledigen.«
    »Keine Opfer unter den Urlaubern.«
    »Wir werden Tiny Tim die Arbeit nicht abnehmen, Hedda.«
    Sie schien sich zu entspannen. »Danke.«
    »Wofür?«
    »Daß du mich Hedda nennst.«
    »Du bist nicht mehr Ellen Kimberlain, genausowenig, wie du heute Helena Cain oder Lucretia McEvil bist. Das einzige Leben, das du kennst, ist dein Leben als Hedda, und das ist die einzige Person, mit der ich im Augenblick spreche.« Er zögerte und umfaßte das Lenkrad fester. Chalmers döste auf dem Rücksitz. »Und Hedda hat keinen Sohn. Lucretia McEvil hatte einen, aber sie ist tot, nicht wahr?«
    »Ihr Sohn lebt aber.«
    Der Regen holte sie ein, als sie sich Honesdale im Bundesstaat Pennsylvania näherten. Die Scheibenwischer wurden von einem Wolkenbruch beinahe überfordert.
    Während Kimberlain fuhr, machte Hedda Notizen auf Papierbögen, die sie im Handschuhfach des Wagens gefunden hatte.
    »Die Einkaufsliste ist fertig«, erklärte sie, als sie sich der Grenze Pennsylvanias näherten. Das Tageslicht war nur noch eine Erinnerung. »Da uns nur noch wenig Zeit bleibt, habe ich mich auf das Nötigste beschränkt.«
    »Lies vor.«
    Sie tat wie geheißen.
    »Mann«, sagte Kimberlain. »Ich weiß nicht, ob dafür die Zeit reicht.«
    »Es wird nicht solange dauern, wie du glaubst. Es steht nichts auf der Liste, womit ich nicht schon gearbeitet habe.«
    »Aber unter besseren Umständen, befürchte ich.«
    »Nicht immer. Und wenn, dann nicht unter viel besseren.«
    Kimberlain schaltete das Fernlicht ein, um festzustellen, ob es ihm eine bessere Sicht verschaffte. Da dies nicht der Fall war und es ihn im tosenden Sturm nur blendete, schaltete er es wieder aus.
    »Wichtig ist nur, daß wir Tiny Tim von den Urlaubern fernhalten. Wir müssen die Sache zu einem Kampf zwischen uns dreien machen.«
    »Das wird nicht in seinem Sinne sein.«
    »Deshalb müssen unbedingt wir die Bedingungen stellen.«
    Hedda blickte auf die Karte. »Noch fünfzehn Kilometer bis Carbondale. Dort müßten wir alles finden, was wir brauchen.« Sie beschlossen, Hedda an der Carbondale High School abzusetzen, die direkt am Highway zwischen Scranton und Carbondale lag, dreißig Minuten vom Ferienpark entfernt. Dann würden die beiden Männer im Schutz der Dunkelheit in die Stadt weiterfahren, um dort die restlichen Gegenstände auf der Liste zu beschaffen.
    Kein einziges Auto war auf dem Parkplatz vor dem einstöckigen Backsteingebäude zu sehen, und abgesehen von der Außenbeleuchtung brannte auch nirgendwo Licht. Sie setzten Hedda bei einer Tür am hinteren Teil des Gebäudes ab, die von der Straße aus nicht einzusehen war. Sie rannte durch die Regenfluten und war bis auf die Haut durchnäßt, als sie die Tür erreichte.
    Chalmers und Kimberlain warteten, bis sie die Tür aufgebrochen hatte und im Gebäude verschwunden war, bevor sie weiterfuhren.
    »Halb neun«, sagte Chalmers. »Die meisten Läden … werden noch geöffnet haben.«
    »Eine verriegelte Tür und ein Geschlossen-Schild werden mich heute abend nicht aufhalten.«
    »Wegen Ihres … Neffen?«
    »Weil Seckle – Tiny Tim – ausgeschaltet werden muß. Punktum.«
    Chalmers musterte ihn lange mit zusammengekniffenen Augen. »Die anderen Caretakers … sind alle tot … nur Sie nicht.«
    »Glück.«
    »Kein Glück … Verständnis. Sie haben überlebt … weil Sie eine Möglichkeit … zum Weiterleben fanden …«
    »Dieses Verständnis beherrschte mich.«
    »Es hat Sie … gerettet.«
    »Vor der Welt, Chalmers, aber nicht vor mir selbst. Letztendlich ist der einzige Mensch, mit dem man sich auseinandersetzen muß, man selbst, und dazu bin ich bislang noch nicht fähig.«
    »Wollen Sie … es denn?«
    »Nicht unbedingt. Ein Freund

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