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Die Neunte Gewalt

Titel: Die Neunte Gewalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Land
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dem Hügel, der zu den Gebäuden hinaufführte, erhellten ihre Scheinwerfer kurz mehrere Sportplätze, die über ihnen auf dem eigentlichen Parkgelände lagen. Ein heller Blitz riß Gebäude aus der Dunkelheit, einige größere und zahlreiche eng nebeneinanderliegende kleinere, offensichtlich die Hütten der Gäste.
    »Fällt dir etwas auf?« fragte Kimberlain.
    »Was meinst du?« erwiderte Hedda.
    »Kein Licht. In keiner einzigen Hütte brennt Licht.«
    »Ein … Stromausfall«, krächzte Chalmers' Lautsprecher.
    »Glaubst du, daß er das war?« fragte Hedda. Eine Bestätigung konnte nur bedeuten, daß Tiny Tim vor ihnen hier eingetroffen war.
    »Ich weiß es nicht.«
    »Ich bin immer noch der Ansicht, wir sollten das Risiko eingehen und die Polizei benachrichtigen.«
    »Und er würde alle Polizisten töten, und das weißt du auch. Damit würden wir es nur noch schlimmer machen, weil er dann schneller vorgehen müßte. Unser größter Vorteil liegt darin, daß er seine Arbeit genießt.«
    Hedda nickte. Sie wußte, daß der Fährmann sich in Garth Seckles Kopf versetzt hatte und erklärte, wie er unter umgekehrten Rollen vorgehen würde. Als sie erkannte, daß sie ebenfalls so dachte, erschauerte sie. »Wir müssen irgendwo unsere Ausrüstung vorbereiten«, erklärte Kimberlain, während er langsam weiterfuhr. Schließlich schaltete er die Scheinwerfer aus, um keine Aufmerksamkeit auf ihren Wagen zu ziehen. Sie fuhren den Hügel hinauf und kamen an einem großen, holzgeschnitzten Schild mit dem Namen des Ferienparks vorbei, das im Wind hin und her schlug.
    »Da drüben.« Hedda deutete nach rechts. »Ein Gebäude.«
    »Eine Ranger-Station«, sagte Kimberlain. »Ein Teil des Ferienparks muß auf Bundesbesitz liegen …« Er hielt abrupt inne und trat auf die Bremse.
    »Was ist los?«
    »Die Tür steht auf.«
    Sie stellten den Wagen neben dem Gebäude ab, so daß er vom Ferienpark aus nicht gesehen werden konnte. Ein grün und gelb lackierter Jeep mit dem Abzeichen der Bundesranger stand unter dem überhängenden Verandadach. An einem geschwungenen Holzschild, das über die Tür genagelt war, las Kimberlain den Namen STATION 61. Er sah die erste Leiche, als er den ersten Schritt auf die Veranda getan hatte. Regen war durch die offene Tür gedrungen und hatte die Uniform des Toten bis zu den Knöcheln durchnäßt. Es war ein junger Mann von neunzehn oder zwanzig Jahren. Man hatte ihm den Hals umgedreht.
    Der Fährmann ging vorsichtig voraus, während Hedda, die Pistole in der Hand, ihm den Rücken deckte, Chalmers blieb draußen auf der Veranda, beide Hände um die Schrotflinte geschlossen.
    Sie fanden einen zweiten Ranger auf der Schwelle des Nebenraums, bei dem es sich um ein Wohnzimmer zu handeln schien. Er war älter, und seine schwieligen Hände, die von einem Leben in freier Natur zeugten, lagen in einer Pfütze aus Blut, das aus seiner sauber durchtrennten Kehle geströmt war.
    Tiny Tim war vor ihnen hier eingetroffen!
    Entsetzen und Furcht, beides unbekannte und unangenehme Gefühle, durchrasten den Fährmann. Wie tief war Tiny Tim jetzt schon auf das Gelände des Ferienparks vorgedrungen?
    Der Fährmann drehte sich um und stellte fest, daß Hedda verschwunden war. Doch bevor er nach ihr rufen konnte, kehrte sie schon zur Ranger-Station zurück. Unter den Armen trug sie einen Großteil der Ausrüstung.
    »Wir müssen uns beeilen«, sagte sie.
    Das Büro befand sich ganz oben auf dem Hügel, schräg gegenüber von sechs der zwölf Tennisplätze des Ferienparks. Tiny Tim fand es problemlos. Zu dieser späten Stunde war das Büro natürlich geschlossen, doch er mußte nur ein Vorhängeschloß aufbrechen, um sich Zutritt zu verschaffen. Er überprüfte die Telefone, um sich zu vergewissern, daß sie nicht mehr funktionierten, und trat dann durch die Tür, die zum eigentlichen Büro führte.
    Mit Hilfe der Taschenlampe fand er schnell den Belegungsplan der Hütten; er war an eine Wand geheftet. Es war zu schön, um wahr zu sein. Alle Namen auf einem genauen Plan des Geländes! Der Akte zufolge, die er auf der Insel bekommen hatte, hieß die Adoptivfamilie von Kimberlains Neffe Berman. Und die Bermans waren in Hütte 12 ½ untergebracht.
    Zwölfeinhalb, dachte Seckle. Aus purem Aberglauben hatte der Ferienpark keine Hütte mit der Dreizehn gekennzeichnet.
    Die Ironie ließ ihn lächeln. Welch ein Pech für die Familie in der Hütte 12 ½, daß er seine heutige Arbeit mit ihnen beginnen würde. Das größte Problem

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