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Die Neunte Gewalt

Titel: Die Neunte Gewalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Land
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wie Hedda es bei den kleineren Plastikversionen gemacht hatte.
    »Wir hätten die Sache vielleicht nicht durchziehen können, wenn der kleine Waffenladen, den wir aufgesucht haben, nicht Schwarzpulver für altmodische Vorderlader gehabt hätte«, fuhr der Fährmann fort. »Triple X.«
    »Du hast nur eine Packung?«
    »Die reicht vollkommen aus.«
    Hedda sah zu, während er ein Fünftel der Dose in das erste Rohr schüttete und Chalmers weiße Sämischlederstreifen in runde Stücke von jeweils sieben Zentimetern Durchmesser schnitt und jeweils eine Murmel darin einrollte. Kimberlain schob vier Stück davon in das Rohr und drückte sie fest.
    »Voilà«, sagte der Fährmann. »Wir stecken die Zündschnur an, und zwei Sekunden später werden die Murmeln hinausgeschossen.«
    »Mit größerer Durchschlagskraft als eine Kugel …«
    »Mit einer beträchtlich größeren. Ich würde es nicht auf eine Entfernung von über dreißig Metern ausprobieren wollen, doch auf eine geringere Distanz wird nicht einmal Kevlar die Geschosse aufhalten können.«
    Heddas Blick fiel auf vier noch ungeöffnete Kerosinbehälter. »Und wofür sind die bestimmt?«
    Kimberlain holte zwei große Spraykanister mit unter Druck stehendem Ungeziefervertilgungsmittel aus dem Karton und stellte sie auf den Tisch. »Flammenwerfer.«
    Wie sich herausstellte, reichte der Inhalt der vier Kerosinfäßchen gerade aus, um damit die zwei Zehn-Liter-Behälter mit dem Insektenspray zu füllen.
    Er deutete auf die verstellbare Düse an dem Behälter. »Ein Streichholz oder eine brennende Zigarette genügt«, sagte er, »und das ausströmende Kerosin fängt Feuer. Die Flammen haben dieselbe Reichweite wie die Pestizide, die ursprünglich in dem Behälter waren.«
    »Und die wäre?«
    »Ich würde sagen, vielleicht fünfundzwanzig oder dreißig Meter.«
    »Und die Zielsicherheit?«
    »Das werden wir erst erfahren, wenn wir es ausprobieren.«
    Der Sturm hieß Tiny Tim willkommen, als er aus seinem Lieferwagen in die Nacht trat, die sich über den Ferienpark Towanda gesenkt hatte. Im Gegensatz zu seinen vorherigen Besuchen hatte er dieses Gelände nicht gründlich erkunden können, und vieles, was er sah, störte ihn vom logistischen Standpunkt her. Das größte Problem stellte die relative Nähe der Hütten zueinander dar. Sie waren hauptsächlich zu zweit oder dritt angeordnet und verfügten über separate Eingänge, die sich jedoch eine umzäunte Veranda teilten. Er sah die größte Herausforderung darin, die Bewohner einer Hütte auszumerzen, ohne die Nachbarn zu alarmieren. Er mußte unbedingt vermeiden, daß die Feriengäste ihn bemerkten, Alarm schlugen und dann, Eltern und Kinder zugleich, voller Panik durcheinanderliefen. Aber er würde schon eine Möglichkeit finden. Ein wahres Genie konnte in jeder Situation improvisieren, und wenn es galt, die Probleme dieses Besuchs zu bewältigen, hielt er sich für eins. Die auf dem Parkplatz abgestellten Wagen hatte er schon fahruntüchtig gemacht, so daß es mit den Fahrzeugen kein Entkommen geben würde.
    Die nächste Aufgabe bestand nun darin, den Neffen des Fährmanns ausfindig zu machen. Die Hütten waren numeriert, und durch seine Nachtsichtbrille konnte Tiny Tim die Ziffern deutlich ausmachen. Er mußte nur die richtige Hütte finden, um auch den Jungen zu finden, und die stand im Gästeverzeichnis. Also mußte er erst einmal in das Büro der Anlage einbrechen.
    Dann würde der Tanz beginnen.
    »Mein Gott«, murmelte Hedda, als sie durch das Tor mit der Aufschrift FERIENPARK TOWANDA fuhren, »ist der groß.«
    Die Straße war vor fünf Kilometern in einen unbefestigten Weg übergegangen, den die Regenmassen in eine Schlammpiste verwandelt hatten. Die Fahrspur war so schmal und gefährlich, daß sie schon befürchteten, sich verirrt zu haben. Sie mußten äußerste Vorsicht walten lassen, um nicht von der Straße abzukommen oder eins der zahlreichen Rehe totzufahren, die, vom Gewitter aufgeschreckt, vor ihnen über den Weg liefen. Doch schließlich erfaßten die Scheinwerfer das braune und weiße Schild, das sie im Ferienpark willkommen hieß.
    Auch der Sturm und die Dunkelheit konnten die Weitläufigkeit des Geländes nicht verbergen. Unmittelbar zu ihrer Rechten machten sie einen Golfplatz mit neun Löchern aus. Daneben war eine große Rasenfläche als Parkplatz zweckentfremdet worden. Die Autos standen dicht an dicht, und es war keine einzige Parklücke mehr frei. Der Ferienpark mußte voll belegt sein.
    Auf

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