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Die Neunte Gewalt

Titel: Die Neunte Gewalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Land
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nach. Als er die Tennisplätze hinter sich gelassen hatte, zerrte er eine der Phosphorbomben von seinem Gürtel und hielt dieselbe Zigarette an die Zündschnur. Sofort sprühten Funken. Er machte noch ein paar Schritte und warf die Bombe dann in die Richtung, in die Tiny Tim fliehen wollte. Sie explodierte mit einem lauten Knall und einem grellen Blitz, der Seckle taumeln ließ. Kimberlain entfachte die Zündschnur einer zweiten Bombe und schleuderte sie, bevor Tiny Tim die Orientierung zurückgefunden hatte.
    Diese Sprengladung detonierte unmittelbar neben ihm und riß ihn von den Beinen. Für einen Augenblick hatte es den Anschein, als hätten die aberhundert Plastikbruchstücke den Job erledigt. Seckle erhob sich, schien beinahe wieder zusammenzubrechen, und seine Gestalt verlor sich in der Dunkelheit des Sturms. Kimberlain kniete nieder, um sein zweites mit Murmeln gefülltes Eisenrohr einzusetzen. Seckle befand sich zwar am Rand der Reichweite, bot andererseits jedoch ein unbewegliches Ziel, und Kimberlain konnte der Versuchung nicht widerstehen. Die Zündschnur sprühte Funken, und Kimberlain richtete den Lauf auf das jetzt dreißig Meter weit entfernte Ziel. Diesmal war er auf den harten Rückschlag vorbereitet, und er stand breitbeinig da, als die Murmeln in einer Explosion gelben Rauchs hinausschossen.
    Getroffen! Volltreffer!
    Kimberlains Ohren klingelten, und ein Gefühl des Triumphes brandete in ihm auf. Doch die Reichweite hatte sich für seine provisorische Bazooka als zu groß erwiesen, und er sah, daß die Explosion einen kleinen Baum knapp einen Meter links von Seckle zerfetzt hatte.
    Kimberlain trauerte der verpaßten Chance nicht nach, ließ das rauchende Rohr fallen und folgte Tiny Tim in den Wald.
    Solchen Schmerz hatte Garth Seckle seit vielen Jahren nicht mehr gekannt, nicht mehr seit jener Nacht, als die Caretakers gekommen waren und ihm einen Teil seines Fußes genommen hatten. Es schien sich erneut zu vollziehen, hier, jetzt, in dieser Nacht, die eigentlich ihm hätte gehören sollen. Die schlimmsten Verletzungen hatte er sich an Schultern und Rücken zugezogen. Er spürte, wie seine versengte Haut riß und Blasen schlug. Der Schmerz war unglaublich und wurde nur wenig von dem strömenden Regen gelindert, der Seckles freiliegende Haut benetzte.
    Als Seckle die Deckung der Bäume erreicht hatte, zog er die Handschuhe aus, die Kimberlains provisorischer Flammenwerfer ebenfalls verbrannt hatte. Seine Nachtsichtbrille war von umherfliegenden Plastiktrümmern der beiden blendenden Explosionen zerschmettert worden. Doch er konnte noch sehen, und seine Augen schienen keinen Schaden genommen zu haben. Ein Teil seiner Kopfhaut jedoch war von den Detonationen aufgerissen worden, und auf einer Seite war sein Gesicht von der Wange bis zur Schläfe verbrannt. Er stöhnte auf, als er die Brille abnahm und wegwarf. Dann leerte er den Inhalt seiner Feldflasche auf den Kopf und das Gesicht. Das Wasser brachte nur kurzzeitige Erleichterung; den Schmerz konnte es nicht lindern. Er mußte ihn benutzen, wie er auch alles andere benutzte. Er setzte sich wieder in Bewegung, sich der Tatsache bewußt, daß der Fährmann ihm in den Wald gefolgt war und schnell zu ihm aufschloß.
    Was waren das für Waffen, die der Fährmann benutzte?
    Tiny Tim fragte sich, welche Ausrüstung Kimberlain sonst noch mitgebracht hatte. Er zwang sich zur Ruhe, während er tiefer in den Wald eindrang, und rief sich immer wieder in Erinnerung zurück, daß sein eigenes Arsenal dem des Fährmanns unendlich überlegen sein mußte. Nun galt es, den Fährmann auf eine offene Fläche zu locken, auf der er seine Waffen einsetzen konnte, um ihn ein für alle Mal zu erledigen. Er hatte noch zwei Maschinenpistolen und jede Menge Granaten, Pistolen an beiden Hüften und gewisse andere Überraschungen.
    Er fühlte, wie er wieder ruhig wurde. Der Ferienpark gehörte noch immer ihm. Die Gäste konnten in diesem Sturm nicht fliehen, und Hilfe war mindestens fünfzehn Minuten entfernt. Eine Ewigkeit, um sein Werk zu vollenden.
    Mittlerweile würden sich die Gäste im Haupthaus eingefunden haben und glauben, durch ihre bloße Anzahl dort in Sicherheit zu sein. Das gab Tiny Tim Hoffnung. Er konnte noch immer den Sieg davontragen. Er konnte noch vollenden, wozu er hergekommen war.
    Doch zuerst Kimberlain.
    Der Fährmann drang nur zögernd in den Wald ein. Das Gewicht des Tanks auf seinem Rücken verriet ihm, daß er beim ersten Angriff die Hälfte von

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