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Die Neunte Gewalt

Titel: Die Neunte Gewalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Land
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dessen Inhalt verbraucht hatte. Nicht, daß es eine Rolle spielte. Ohne das Überraschungsmoment und in der Enge des Waldes ließ der Flammenwerfer sich kaum einsetzen. Kimberlain hatte noch Chalmers' zwei Phosphorbomben, doch es schien ihm zweifelhaft, daß er unter diesen Umständen die Zeit zum Anzünden der Zündschnüre finden würde. Kimberlain griff sich auf den Rücken und zog die Schrotflinte hervor. Die selbstgebastelten Waffen hatten ihre Schuldigkeit getan. Seckle war verwundet, auf der Flucht und hatte Schmerzen. Andererseits war er jetzt wie ein verwundetes Tier und vielleicht noch gefährlicher.
    Donner grollte, und ein greller Blitz erhellte den Himmel. Sein Herz machte einen Satz. Der Wald schien lebendig zu sein; hinter jedem Schatten, jedem Baum konnte Tiny Tim mit schußbereiter Waffe lauern. Gut möglich, daß Kimberlain geradewegs in eine Falle lief, doch in gewisser Hinsicht war auch das ein Sieg, denn solange Seckle hier draußen gegen ihn kämpfte, waren die Gäste des Ferienparks in Sicherheit.
    Kimberlain ging weiter. Er hörte, wie direkt vor ihm ein Zweig knackte, und warf sich zu Boden. Die Bewegung rettete ihm das Leben. Ein Kugelhagel versengte die Luft über ihm und fetzte dort, wo gerade noch sein Kopf und die Brust gewesen waren, Rinde von den Bäumen. Er kroch in die Deckung einer großen Kiefer und feuerte mit dem Schrotgewehr dreimal in die Richtung, aus der die Schüsse gekommen waren.
    Rumms  …
    Das Geräusch der auf den weichen Boden prallenden Granate war gerade laut genug, daß Kimberlain wußte, was geschehen würde. Er machte einen gewaltigen Satz durch die Luft, um der ersten Explosion zu entkommen, und wich der zweiten aus, indem er sich in einen kleinen Bach warf. Der Knall raubte ihm fast das Gehör, doch diesmal blieb er instinktiv liegen. Und er hatte richtig gehandelt; die nächsten beiden Granaten landeten vor ihm, genau dort, wo er jetzt läge, hätte er seine Bewegung fortgesetzt. Wasser schoß in springbrunnenähnlichen Fontänen hoch und durchnäßte ihn bis auf die Haut. Kimberlain schätzte den Winkel ab, aus dem die Granaten gekommen waren, und zündete schnell hintereinander seine beiden letzten Phosphorbomben an. Er warf sie mit einer Sekunde Abstand, um das Ziel zu umschließen, anstatt einen direkten Treffer zu landen, und Seckle damit zu zwingen, sich zu zeigen, um ihn dann mit den restlichen Patronen seines Gewehrs zu erledigen. Die hellen Blitze flammten fast gleichzeitig auf. Doch es folgten keine Schreie, und auch keine weiteren Schüsse dröhnten auf.
    Wo war Seckle?
    Wildes Maschinengewehrfeuer brandete auf, und Kimberlain sprang aus dem Bach in die Deckung eines Baums, um den Kugeln auszuweichen. Die Schüsse erklangen noch immer, als er das Feuerzeug unter die Zündschnur des letzten Eisenrohrs hielt. Die gelbe Flamme huschte den Stoff entlang. Kimberlain sprang aus der Deckung des Baums und richtete die selbstgebastelte, mit den Murmeln geladene Bazooka auf die Stelle, von der die Salven kamen.
    Wumm!
    Der Rückstoß schleuderte ihn zu Boden. Mit einem satten Schmatzen fanden die Murmeln ihr Ziel, und Kimberlain gab sich der Hoffnung hin, Tiny Tim endgültig erledigt zu haben. Langsam erhob er sich und suchte die Gegend ab, das Gewehr schußbereit in den Händen. Er ging das Risiko ein, von Seckles Kugeln erwischt zu werden, und war fast sicher, gesiegt zu haben, als die Schüsse ausblieben.
    Das Ergebnis seines letzten Schusses belehrte Kimberlain eines Besseren.
    Tiny Tim hatte einen Baum gefunden, dessen Stamm sich auf anderthalb Metern Höhe spaltete. Zwischen den beiden Hälften, an einem aufstrebenden Ast befestigt, sah er die Überreste der Maschinenpistole, die von der Explosion zerfetzt worden war. Seckle hatte sie dort festgerammt und den Abzug verklemmt, so daß die Waffe selbsttätig schoß und es den Anschein hatte, er stünde hinter ihr.
    Garth Seckle war verschwunden. Er hatte einen Bogen zurück zum Ferienlager geschlagen, wo nur die verletzte Hedda zwischen ihm und den Gästen stand.
    Das Getrampel ungezählter Füße zog an Hedda vorbei, und sie hörte wiederholt laut gerufene Anweisungen.
    »Das Haupthaus! Alle ins Haupthaus!«
    Sie erhaschte einen Blick auf einen Ranger in einer regennassen Khakiuniform, der mit gezogenem Revolver an ihr vorbeilief, den von Panik erfüllten Gästen Anweisungen zurief und diejenigen evakuierte, die noch in ihren Hütten waren. Aus allen Richtungen flüchteten Familien in durchnäßten,

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