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Die Neunte Gewalt

Titel: Die Neunte Gewalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Land
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die das Gas einschießen ließen. Er glaubte, ihr Zischen hören zu können. Dann trat er zu einem der Schächte, über die das zerrissene alte Geld in die Öfen geführt wurde, und warf den Kanister hinein. Er hatte sich entschieden, das Ventil, welches das Aerosol ausströmen ließ, nicht aufzudrehen; die wenigen Augenblicke, die es dauerte, bis der Kanister selbst explodieren würde, verschafften ihm Zeit genug zur Flucht.
    Als Peet sich von dem Schacht umdrehte, vernahm er hallende Schritte und duckte sich in die Deckung eines Förderbands. Ein Kugelhagel, der für ihn bestimmt war, schlug statt dessen in die Wand.
    Unbeobachtet kam Tiny Tim näher. Sein Blick wich nicht von der Maschine, hinter der Peet sich verbarg, doch in Wirklichkeit hatte er ein ganz anderes Ziel: der Kontrollkasten links an der Wand, mit dem der Kahlköpfige den Schmelzofen eingeschaltet hatte. Wenn das Gebäude und damit auch Leeds' Vision gerettet werden sollte, mußte er den Ofen wieder ausschalten. Seckles Schritte waren zielgerichtet und entschlossen. Er wußte, wie gefährlich sein Gegner war, und vertraute weder seinen Waffen noch der Entfernung zwischen ihm und Peet. Beides war nicht unüberwindbar für Peet – aber auch nicht für ihn selbst.
    Als Seckle den Kontrollkasten erreicht hatte, mußte er den Blick vom Versteck des Kahlköpfigen nehmen, um die Knöpfe und Schalter zu betrachten. Die Bedienung war einfach. Er drehte sich ein letztes Mal zu Peet um und hob dann die Finger an den Kasten.
    Als er sich umwandte, hämmerte ihm eine gewaltige Faust ins Gesicht. Tiny Tim spürte, wie sein Kiefer unter dem Hieb brach. Er fragte sich verwundert, wie der Kahlköpfige diese Entfernung in nur drei oder vier Sekunden zurückgelegt haben konnte, dann packten ihn auch schon zwei starke Hände. Seckle konnte seine Maschinenpistole hochreißen und den Abzug einmal betätigen, bevor Peet ihm die Waffe aus der Hand trat.
    Eine oder zwei Kugeln streiften den Kahlköpfigen an der Seite und machten ihn benommen. Während Peet zwei Schritte zurücktaumelte und an die blutende Wunde griff, warf Seckle sich zu Boden, rollte sich ab und griff nach der Maschinenpistole. Doch bevor seine Finger sich um sie schließen konnten, stieß Peet sie mit dem Fuß beiseite, mußte dafür jedoch einen brutalen Tritt gegen das Knie in Kauf nehmen, der ihn fast umgerissen hätte. Seckle kam wieder auf die Füße, und die beiden Riesen prallten gegeneinander und umklammerten sich.
    Tiny Tim starrte zu dem Kontrollkasten hinüber.
    Peet lächelte.
    Noch während Seckle ein letztes Mal daran dachte, daß es ihm nicht gelungen war, die Öfen auszuschalten, explodierte der Kanister mit dem GS-7, den Peet in den Schacht geworfen hatte, mit einem ohrenbetäubenden Knall in den hochzüngelnden Flammen. Unter den miteinander ringenden Riesen gab der Fußboden der Flammenflut nach, und die beiden Gestalten stürzten hinab.
    Die Kugel, die Kimberlain in die Schulter getroffen hatte, zerschmetterte sein Schlüsselbein und machte einen Arm bewegungsunfähig, wo doch vielleicht nicht einmal beide gegen Leeds ausgereicht hätten. Der Verrückte kämpfte auf dem Förderband wie eine Bärin, die ihre Jungen verteidigen wollte. Er setzte Zähne, Nägel und Fäuste gegen den Fährmann ein. Die Pistole hatte Leeds irgendwo auf dem Förderband verloren, doch Kimberlain gab die Suche danach auf, als ihm klar wurde, daß er alle Konzentration benötigte, um die Angriffe des Verrückten abzuwehren.
    Das Förderband kippte steil nach unten, und beide Männer rutschten hinab zur ersten der beiden Etagen, in denen die neuen Geldscheine gelagert wurden. Mit einem lauten Knall schlug Leeds' Pistole direkt hinter ihnen auf. Leeds stieß den Fährmann zur Seite und machte einen Satz nach der Waffe. Er hatte sie in der Hand und hochgerissen, bevor Kimberlain sich bewegen konnte. Seine verletzte Schulter verhinderte jede Gegenwehr. Er lag auf dem Boden und rang nach Atem, während sein Blut sich auf die Fliesen ergoß.
    »Ich bin das Schicksal, Fährmann«, sagte Leeds und blickte zu den Gelscheinbergen hinter Kimberlain hinüber. »Man kann mich nicht aufhalten.«
    »Du wirst dich selbst aufhalten, Leeds. Du hast dich schon aufgehalten. Es ist vorbei.«
    Ein breites Lächeln überzog sein Gesicht. »Glaubst du das wirklich? Nein, du bist gescheitert. Fährmann, nicht ich. Diesmal werde ich dir ins Herz schießen, und du wirst als Versager sterben.«
    »Na los! Töte mich und höre mit deinen

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