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Die Neunte Gewalt

Titel: Die Neunte Gewalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Land
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Vogelhut.
    Seven griff nach seinem ›Pfeifchen‹ und nahm einen tiefen Zug. »Es ist folgendermaßen, Vogey. Die Zwölfspur-Bänder, die Ihr System benutzt, können pro Kassette nur drei Stunden aufnehmen. Wenn das Band also am Ende angelangt war und die Bildschirme nur noch Flimmern zeigten, hätten selbst Ihre neunmalklugen Wächter mitgekriegt, was da abläuft.« Er sog den letzten Rest Rauch ein, der in der Hauptkammer des blauen Plastikapparats verblieben war. »Außer natürlich, in diesem Augenblick kommt es zufällig zu einem völligen Ausfall der Strom- sowie der Notstromversorgung.«
    »Das Licht geht wieder an, aber alle haben ganz andere Probleme«, folgerte Kimberlain. »Zum Beispiel leere Zellen.«
    Vogelhut schritt nervös auf und ab. »Sie behaupten also, die Männer wären entkommen zwischen acht Uhr neunundzwanzig und … wann?«
    »Tja, Vogey, Sie können Ihre Jungs ruhig loben, weil sie die Insel so schnell wie möglich abgeriegelt haben, als der Strom wieder da war. Sie konnten ja nicht wissen, daß Leeds und seine Leute da schon lange fort waren. Meinen Berechnungen zufolge müssen sie ihre Zellen spätestens um zehn Uhr fünfundvierzig verlassen haben. Vielleicht sogar schon um neun.«
    »Das erklärt immer noch nicht, wie sie es gemacht haben.«
    »Ja. Das Beste kommt noch.«
    Als sie sich im MAX-SEC-Zellenblock befanden, zeigte Captain Seven zu einer der Überwachungskameras hoch.
    »Wie ihr euch erinnert, Jungs, übertrugen diese Babys überhaupt nichts, und die Sicherheitsvorkehrungen sahen vor, daß sich keine Wachen in den Korridoren aufhielten. Also konnten Leeds und die anderen in den Gängen des Hochsicherheitstrakts frei schalten und walten.«
    »Aber dafür mußten sie zuerst einmal aus ihren Zellen herauskommen«, erinnerte Vogelhut ihn.
    »Sie haben hier ein sehr schönes System. Es ermöglicht Ihnen, eine einzelne Zelle zu öffnen, eine einzelne Etage oder alle Etagen auf einmal. Das Essen wird irgendwann zwischen sechs Uhr und halb sieben gereicht. Die Mahlzeiten werden durch Schlitze in den Türen geschoben«, sagte Seven und betastete einen. »Mein Gott, wie bei einem Mitnahme-Schnellimbiß. Ich nehme einen Hamburger und eine doppelte Portion Pommes!« rief Seven in den Schlitz.
    »Worauf wollen Sie hinaus?«
    »Diese Schlitze sind genau wie die Türen mit Schlössern versehen. Mit einem einzigen Knopf können Sie von der zentralen Wachtstation aus jede Etage bedienen.«
    »Na, und?«
    »Vogey, der Schließmechanismus der Schlitze für die Mahlzeiten wurde mit dem Öffnungsmechanismus der Türen gekoppelt. Nachdem Ihre Schutzbefohlenen ihr Fresserchen bekommen hatten, stand jede Tür im MAX-SEC weit auf, und keiner Ihrer Männer hat erfahren, wer denn nun aus seiner Zelle spazierte.«
    »Damit waren sie also auf den Gängen«, folgerte Kimberlain. »Was passierte dann, Captain?«
    Seven deutete mit einem knochigen Arm in die Richtung der drei Haupteingangstüren. »Diese Möglichkeit können wir wohl unbesehen außer Betracht lassen. Ich meine, Vogey, selbst Ihre Leute hätten wahrscheinlich bemerkt, daß vierundachtzig Irre an ihnen vorbeimarschieren. Damit bleiben die Türen am anderen Ende der Treppen auf jeder der vier Etagen des Hochsicherheitstrakts.«
    »Solider, dreißig Zentimeter dicker Stahl mit kobaltverstärkten Riegeln auf beiden Seiten«, sagte Vogelhut. »Sie müssen manuell von der anderen Seite geöffnet werden. Das innere Treppenhaus, das die einzige Verbindung der MAX-SEC-Etagen darstellt, ist nur von oben zugänglich, und diese Tür wird die ganze Zeit über von zwei Männern bewacht. Leeds und die anderen sind nicht an ihnen vorbeigekommen, was Ihren Worten zufolge bedeutet, daß sie den Hochsicherheitstrakt niemals verlassen haben.«
    »Meinen Worten zufolge?« Captain Seven sah Kimberlain an. »Habe ich das behauptet, Fährmann?« Bevor Kimberlain antworten konnte, fuhr er fort: »Mannomann, Vogey, ich würde ja fast meinen, Sie wollten mir Worte in den Mund legen. Aber ich bin mir nicht sicher, ob Sie überhaupt die richtigen finden könnten!«
    »Sagen Sie mir einfach, wie die Gefangenen es gemacht haben!«
    Captain Seven ging den Korridor entlang und die vier Treppenfluchten hinauf. »Sie müssen wissen, Vogey«, erklärte er dabei, »daß die ganze Flucht von außen geplant wurde und nicht von innen.«
    »Von Leeds' Leuten?«
    »Von Leeds selbst.«
    »Ich … verstehe nicht.«
    Aber Kimberlain begriff allmählich, wie sich an seinem verkniffenen

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