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Die Neunte Gewalt

Titel: Die Neunte Gewalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Land
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Gesichtsausdruck zeigte.
    Sie hatten den Kopf des Treppenhauses erreicht und befanden sich nun ein Stockwerk über der obersten Etage des Hochsicherheitstrakts. Um sie herum befanden sich Wände aus dickem Beton. Vor ihnen erhob sich eine Sicherheitsstahltür, die aussah, als könne sie eine Atombombenexplosion überstehen. Captain Seven blickte zur Decke hoch.
    »Hilf mir mal rauf, Fährmann.«
    Kimberlain nahm den Captain auf seine Schultern. Sevens Hände betasteten die Decke.
    »Ich hab' das noch nicht nachgeprüft«, sagte er. »Dachte mir, es würde mehr Spaß machen, wenn wir es gemeinsam herausfinden … Ja, da hätten wir's ja.«
    Seven stieß hart zu, und eine quadratische Platte der zwanzig Zentimeter dicken Decke schien zu verschwinden. Über ihm, in dem begehbaren, wenn auch sehr niedrigen Zwischenraum unter dem nächsten Stockwerk, war nur Dunkelheit zu sehen.
    »Voilà«, sagte der Captain, als Kimberlain ihn wieder hinunterließ. »Der Privatfahrstuhl zum MAX-SEC war an diesem Abend wegen Reparaturen geschlossen, nicht wahr, Vogey?«
    »Ja.«
    »Aber in Wirklichkeit war er völlig in Ordnung. Den Grundrissen zufolge, die Sie mir überlassen haben, würde ich sagen, daß Leeds und die anderen diesen Zwischenraum benutzt haben, um zum Fahrstuhlschacht zu gelangen. Dann sind Ihre ehemaligen Zöglinge einfach gruppenweise runtergefahren und haben das Gebäude verlassen. Der Sturm bot ihnen Deckung. Draußen haben sie sich dann an einer vorher verabredeten Stelle getroffen.«
    »Aber glauben Sie mir doch! Die Wachen hätten sie gesehen!«
    »Nicht, wenn die Jungs die Nebeneingänge der Trakte mit niedrigeren Sicherheitsvorkehrungen benutzt haben. Und wer hätte sie bei diesem Sturm schon draußen sehen können? Wir sprechen von vierundachtzig Personen, die in einem Zeitraum von etwa zwei Stunden entkommen sind. Sie konnten es sich leisten, geduldig zu sein, Vogey.«
    »Aber wie haben sie die Insel verlassen?«
    »Dazu kommen wir jetzt.«
    Als die drei die Felsen erreichten, die das zerklüftete Ufer der Bowman Island bildeten, war die Sonne durch die Wolken gebrochen. Sie schritten vierzig Minuten lang durch den kalten Wind und hatten jene Stelle der Insel erreicht, die gegenüber von Watertown auf der anderen Seite des Lake Ontario lag, als Captain Sevens ständig schweifender Blick auf einer Stelle verharrte.
    »Hier.« Mehr sagte er nicht.
    Kimberlain kauerte sich nieder, bis er die Gischt des Salzwassers auf seinem Gesicht spürte, und streckte die Hand nach einer kleinen Pfütze zwischen zwei Felsen aus.
    »Ist es da?« fragte Captain Seven.
    Kimberlain wollte schon etwas sagen, als seine Hand einen dicken, runden Gegenstand berührte. Er fand zwei weitere und erhob sich dann.
    »Wie viele?« fragte der Captain.
    »Drei«, erwiderte der Fährmann.
    »Drei was?« wollte Vogelhut wissen.
    »Du wirst in der Nähe noch fünf oder sechs weitere finden.«
    »Weitere was!« fragte Vogelhut erneut.
    »Stahlbolzen«, erwiderte Kimberlain. »Sie haben sie in diese Felsen getrieben, um sich zu Flößen hinabzulassen.«
    »Flöße?« fragte Vogelhut fassungslos.
    »Etwa zehn Mann pro Floß«, führte Seven aus, während er auf den grauen See hinausblickte. »Sie mußten sich zusammendrängen, aber sie hatten es ja nicht weit.«
    »Leeds und die anderen haben die Insel mit Flößen verlassen? Das kann ich nicht glauben. Es ist unmöglich. Als wir um halb zwölf mit der Suchaktion begannen, wären sie noch auf dem See gewesen. Wir hätten sie gefunden.«
    »Zu diesem Zeitpunkt hatte man sie schon längst abgeholt.«
    »Kein Flugzeug hätte sich bei diesem Sturm über den See wagen können und auch kein Hubschrauber.«
    Seven hatte sich dem Rand des Felsens soweit genähert, daß Wasser über seine in Sandalen steckenden Füße schlug. »Kein Flugzeug oder Hubschrauber, Vogey, ein U-Boot.«
    »Ein U-Boot …«
    »Da mußten sie wiederum gewaltig zusammenrücken, aber erneut hatten sie es nicht weit.« Der Captain sprach in den Wind, und die Worte wurden zu seinen beiden Begleitern zurückgeweht. Er drehte sich zu ihnen um. »Es ist schlimmer, als ich dachte.«
    »U-Boote, Flöße, elektronische Überbrückungen, genaue Pläne der gesamten Anstalt.« Vogelhut schüttelte fassungslos den Kopf. »Selbst Leeds hätte das alles nicht planen können, nachdem er eingebuchtet wurde.«
    »Nein«, erwiderte Kimberlain, »er hat es geplant, bevor er hier eingeliefert wurde.«
    Er blickte Captain Seven an, der bestätigend

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