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Die Neunte Gewalt

Titel: Die Neunte Gewalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Land
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ersticken drohte. Die Luft war dick von Faulschlammgasen, die sich seit Jahren hier gesammelt haben mußten. Wenn sie ihnen länger als ein paar Minuten ausgesetzt blieb, konnte sie sich eine ernste Vergiftung zuziehen. Eine Methangasexplosion war ebenfalls eine sehr reelle Möglichkeit.
    Hedda blieb wie angewurzelt stehen. Eine Explosion! Natürlich! Sie bewegte sich schneller durch die Höhle und zählte die Sekunden, die sie benötigte, um die andere Seite zu erreichen. Dann stieg der Boden wieder an, und sie schätzte die Entfernung ab. Schon konnte sie die hallenden Schritte einiger ihrer Verfolger in der Höhle hören. Hedda drückte sich gegen eine Wand und riß sich den unteren Teil ihrer Bluse ab. Sie schaltete die Taschenlampe wieder ein und drückte den Stoff gegen die freiliegende Birne. Nach einem kurzen Augenblick versengte sie sich durch das Gewebe die Finger. Als der Stoff zu rauchen begann, legte sie die Taschenlampe auf den Boden und trat zurück, nachdem sie sich vergewissert hatte, daß der Stoff noch immer fest gegen die Birne gedrückt war.
    Sie sah eine kleine Flammenzunge, drehte sich um und lief los. Vor ihr lag lediglich Dunkelheit, und sie hielt sich gegen die Wand gedrückt, um die Orientierung nicht zu verlieren. Sie bog um mehrere Kurven, bis sie schließlich eine große Nische erreichte.
    Sie hatte sich kaum in die Nische geduckt und gegen die Innenwand gedrückt, als die Explosion das Gewölbe erzittern ließ. Der Knall war ohrenbetäubend. Die Wand, an der sie Schutz gesucht hatte, begann zu zerbröckeln, und sie wandte sich noch gerade rechtzeitig um, um zu sehen, wie eine gewaltige, blaugelbe Flamme durch den Gang schoß, durch den sie ebenfalls gekommen war.
    Hedda spürte den unglaublichen Ansturm der Hitze und glaubte, ihre Haut würde versengen. Der helle Blitz schoß auf sie zu, und sie riß einen Arm hoch, als wolle sie ihn so abwehren. Dann schlug ein Teich aus Dunkelheit über ihr zusammen, und Hedda stürzte hinein.

13
    Sie fanden Captain Seven auf dem Hauptkontrollpult neben dem Eingang zum Hochsicherheitstrakt von ›The Locks‹ sitzend.
    »Schön, daß du dich auch mal sehen läßt, Fährmann.«
    »Kommen Sie da runter!« befahl Dr. Vogelhut.
    Captain Seven ließ sich hinab, wobei er sorgfältig darauf achtete, den verschiedenen Knöpfen und Schaltern auszuweichen. Seine Sandalen klapperten auf dem Boden.
    »Immer mit der Ruhe, Vogey. Verpiß dich.«
    Vogelhut fuhr zu Kimberlain herum. »Ich will, daß dieser Mann hier verschwindet! Sobald er uns erklärt hat, was er herausgefunden haben will, will ich ihn nicht mehr sehen!«
    »Ich kann ja jetzt schon gehen, Vogey«, sagte Seven zu ihm und griff nach seiner ›Pfeife‹ auf dem Kontrollpult. »Nur noch einen Zug für unterwegs …«
    Captain Seven senkte die Lippen an die Spitze seines Apparats und saugte am Inhalt der wassergefüllten Kammern. Augenblicklich produzierte die blasenschlagende Flüssigkeit einen trüben Rauch, der schnell in seinem Mund verschwand. Er hielt den Atem an, bis sein Gesicht rot anlief, und atmete dann aus.
    »Aaah«, sagte er lächelnd.
    »Gott im Himmel«, sagte Vogelhut.
    »Ich versuche nur, meine Gedanken zu sammeln, Vogey. Sie sollten es auch mal probieren. Sie brauchen es mir nur zu sagen, und ich …«
    »Kommen Sie zur Sache, gottverdammt noch mal!«
    Captain Seven schlurfte vor. Die Säume seiner verblichenen Jeans scharrten über den Boden. Er trug ein vergilbtes Hemd und hatte sein wildes Haar zu einem Pferdeschwanz gebunden.
    »Machen wir lieber zwei Züge daraus«, sagte er und blinzelte Kimberlain zu. »Mir gefällt es allmählich hier, Fährmann. Ich überlege schon, ob ich mir nicht eins ihrer vielen freien Zimmer mieten sollte.«
    »Ich habe es nicht nötig, mir das alles anzuhören«, schimpfte Vogelhut wütend. Er hatte sich schon umgedreht und ging den Korridor zurück, als Captain Seven einen Knopf drückte, der alle zwölf Monitore an der Wand vor ihm aktivierte. Ihr Schimmer tauchte den Gang in ein dunkles Licht, und die Bilder erwachten zum Leben. Vogelhut blieb stehen und drehte sich wieder um.
    »Kommt Ihnen das bekannt vor?« fragte Captain Seven.
    Auf den Bildschirmen wurden verschiedene Gefangene dargestellt, die aus ›The Locks‹ entkommen waren. Sie hielten sich noch in ihren Zellen auf; es handelte sich um Aufnahmen, die unmittelbar vor dem Stromausfall entstanden waren. Vogelhut trat näher und musterte sie schnell.
    »Wir machen Aufzeichnungen«, sagte

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