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Die Neunte Gewalt

Titel: Die Neunte Gewalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Land
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Motoren schnaubten und dröhnten, und ihre klauenähnlichen Greifzangen rieben sich pfeifend aneinander.
    Der zweite Auflader hatte die richtige Position für den Angriff auf Scarletts Heck eingenommen. Kimberlain spürte, wie er herangerollt kam, und mußte nur einen kurzen Blick hinüberwerfen, um den richtigen Moment abzupassen. Als er nur noch zehn Meter entfernt war, riß er Scarlett herum und gab Gas. Der Schwung trug den roten Auflader gegen den größeren schwarzen, und die beiden wechselten die Position, bevor das heranrollende Fahrzeug den Angriff abbrechen konnte. Dessen Greifzangen gruben sich tief in den Motor und das Führerhaus seines Zwillings. Die schwer beschädigte Maschine spuckte Rauch und Öl. Flammen züngelten aus der schon verbogenen Motorhaube.
    Kimberlain zog Scarlett zurück, um sie vollends zu befreien. Obwohl die Greifarmverkleidungen bei dem Kampf teilweise abgerissen waren, zögerte der Fährmann nicht. Der zweite schwarze Auflader hatte sich gerade aus den qualmenden Überresten seines Zwillingsmodells zurückgezogen, als Scarlett mit voller Wucht gegen ihn raste. Der Auflader wurde gegen den Schwung seiner durchdrehenden Räder zur Seite und zurück geworfen. Der Aufprall beförderte Kimberlain fast aus dem Führerhaus; in letzter Sekunde konnte er sich festhalten. Der zweite Auflader versuchte hektisch, sich wieder aufzurichten, und hatte es fast geschafft, als Scarlett ihre Gabeln in sein Heck rammte und ihn in den Brecher schob, in dem die Autowracks zerquetscht wurden. Fast augenblicklich senkte sich der obere Teil der Presse.
    Das Führerhaus des schwarzen Aufladers wurde bei dem Aufprall zerquetscht. Glas zersplitterte und flog nach außen. Der schwere Stahl des Aufladers leistete noch kurzen Widerstand, zwang den Motor, noch hochtouriger zu laufen, und gab den Kampf dann auf. Zwei der riesigen Reifen explodierten unter dem Druck und ließen die Scheiben von Kimberlains Führerhaus bersten. Er konnte sich gerade noch rechtzeitig ducken, und als er aufsah, hob sich der obere Teil der Presse wieder und enthüllte einen völlig flachgedrückten schwarzen Auflader.
    Kimberlain kletterte aus Scarletts Führerhaus und ging vorsichtig davon. Er glitt an den noch qualmenden Überresten des zweiten Aufladers vorbei und überquerte den Teil des Schrottplatzes, auf dem die Autowracks lagen; trotzdem schien sich das Gelände noch endlos vor ihm auszudehnen.
    Der Teil, der von den hohen Stapeln verrosteter Ölfässer beherrscht wurde, war dunkler und wirkte feindseliger, doch der Fährmann hieß die Stille willkommen. Er entschloß sich, einen Umweg einzulegen und von nun an ständig in Deckung zu bleiben. Es hatte Leeds schon zweimal geholfen, daß er sich ins Freie hinausgewagt hatte, und Kimberlain wollte dem Verrückten keine dritte Gelegenheit bieten. Zwischen den hoch aufgetürmten Ölfässern war gerade soviel Platz, daß sich Auflader und Lastwagen hindurchbewegen konnten. Diese Anordnung gab ihm Deckung und verbarg ihn praktisch vor allen Blicken.
    Rumms … rumms … rumms  …
    In der Nacht erhob sich ein Geräusch, das entfernt an Schritte erinnerte.
    Rumms … rumms … rumms …
    Es erklang erneut, diesmal lauter und deutlicher. Etwas näherte sich ihm, etwas, das keine Anstalten machte, seine Anwesenheit zu verbergen.
    Der Fährmann bog in einen engeren Gang ein, der von verrosteten braunen Fässern umsäumt wurde, die sich bis in den Himmel zu heben schienen. Er erreichte eine Kreuzung und bog erneut ab.
    Rumms … rumms … rumms …
    Das Geräusch war noch lauter geworden. Was es auch verursachte, es näherte sich vom Hauptgang des Schrottplatzes aus. Kimberlain spähte den Gang entlang. Direkt vor ihm bäumte sich ein großer, dunkler Schatten auf. Scheppernd und rasselnd bahnte sich einer der Zweitonner den Weg, fünfhundert Kilo orangefarbenen Stahls mit den Umrissen eines Menschen.
    Obwohl die Gliedmaßen und der Torso nach diesem Vorbild geformt waren, stellte der Kopf einen einfachen Käfig dar, der den Bediener der Maschine schützen sollte. Beim Gehen bogen sich die Kniegelenke wie die eines Menschen, doch die Arme schwankten nicht, waren völlig ruhig. Diese Arme konnten in praktisch jede Richtung bewegt werden und waren mit empfindlichen und doch starken Zangen versehen, die die Aufgabe der Hände übernahmen.
    Der Zweitonner glitt hinter der nächsten Reihe außer Sicht, und Kimberlain hielt den Atem an, bevor er sich weiterwagte. Als er um den Schutz

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