Die Neunte Gewalt
Kimberlain aus den Augenwinkeln, wie sich rechts von ihm etwas bewegte. Dann hörte er ein metallisches Scheppern, und der Hydraulikarm des Zweitonners wurde wieder hochgerissen. Der Fährmann riß den Kopf herum und sah das Unmögliche in Gestalt eines monströsen Riesen mit nackter Brust, der zwischen ihn und den Zweitonner sprang.
Winston Peet!
Peet hatte niemals so groß gewirkt wie jetzt, obwohl er sich mit Larrys gewaltiger Gestalt messen mußte. Der Riese wirbelte wieder einen mächtigen Stahlträger herum und traf den Zweitonner damit am Brustkorb. Dann drehte das Ding sich zu Peet um, und der Riese spreizte die Beine, um den nötigen Halt zu finden, und umfaßte den Stahlträger mit beiden Händen.
Der Zweitonner näherte sich Peet, und seine hydraulischen Beine bogen sich bei jedem Schritt über den unebenen Schrotthaufen in der Mitte. Aus Kimberlains Blickwinkel sah das Ding aus wie ein Zeichentrickungeheuer aus einem Science-fiction-Film. Peet war groß, doch der Zweitonner überragte ihn um über einen halben Meter. Die Kneifzangen schossen vor und griffen nach Peets Stahlträger. Der Riese wich zurück, als wollte er die Maschine necken, achtete dabei jedoch sorgfältig darauf, immer einen sicheren Stand auf dem Schrottuntergrund zu haben.
Der Zweitonner kämpfte sich kurz eine Neigung hinauf, und Peet rammte ihm den Träger in die eine und dann in die andere Seite. Das Ding schwankte, fiel jedoch nicht. »Das Knie!« brüllte Kimberlain. »Nimm sein Knie!«
Peet mußte im selben Augenblick darauf gekommen sein, denn sein nächster Hieb zielte in diese Richtung und traf mitten auf das Gelenk. Das Geräusch des Aufpralls war ohrenbetäubend. Peet zerrte den Träger zurück und schlug noch einmal zu.
Ein noch lauteres, härteres Geräusch. Das Bein des Zweitonners wurde nach innen gebogen und verklemmte sich. Peet holte zu einem weiteren Hieb aus, verlor jedoch den Halt unter den Füßen, und der Zweitonner konnte mit einer Zange den Balken umfassen. Er zerrte ihn hoch, doch unglaublicherweise gelang es dem Riesen, ihn festzuhalten. Larry stieß mit der anderen Zange zu, doch Peet blockierte den Schlag mit dem Ende des Balkens, das er noch beherrschte. Der Zweitonner schob mit aller Kraft, und Peet wurde zurückgeworfen. Sein gewaltiger, kahler Schädel prallte gegen einen Ofen, und er blieb regungslos liegen, während der Balken neben ihm auf den Schrott fiel.
»Peet!« rief der Fährmann und versuchte erneut ohne Erfolg, sich von Curly zu befreien. »Peet!«
Larry fuhr wieder herum, um sein Werk zu beenden. Er zog sein beschädigtes, verbogenes Bein hinter sich her, während er mit dem anderen die Trümmer auf seinem Weg beiseite trat. Langsam kletterte er den steilen Schrottberg hinauf. Die Zangen richteten sich nach vorn und hinab.
Als der Zweitonner sich hoch neben ihm aufbäumte, sah Kimberlain aus seiner liegenden Position, wie sich Peets Finger um den Stahlträger schlossen. Der kahlköpfige Riese nahm den Balken in beide Hände, während Larry mit tief gesenkten Zangen herumfuhr.
Peet trieb den Träger in Larrys Leib, und die tödlichen Zangen verharrten nur ein paar Zentimeter vor seinem Gesicht. Kimberlain wurde die Absicht von Peets Bewegung erst klar, als er sah, wie eine dunkle Flüssigkeit aus dem Zweitonner spritzte und Peet benetzte.
Öl, Hydraulikflüssigkeit! Peet hatte den Zweitonner an der Stelle getroffen, an der er wirklich verwundbar war. Während die Flüssigkeit hinausgepumpt wurde, erschlafften Larrys flexible Teile. Der Zweitonner schien in einer surrealen Zeitlupe zu verharren, bevor er zurückkippte und in derselben Angriffsposition erstarrte, die er gerade eingenommen hatte.
Peet kam wieder auf die Füße und ging zum Fährmann hinüber. Trotz seiner Größe waren seine Schritte so leicht und grazil wie die eines Tänzers. Die gewaltige Brust- und Schultermuskulatur kräuselte sich unter dem Ölfilm. Wortlos bückte er sich und zog Curly hoch, bis Kimberlain unter der Maschine hervorkriechen konnte.
»Kannst du laufen, Fährmann?« fragte er, während er ihn mit einem Arm stützte.
»Ich schaffe es schon.«
Kimberlain stand fast aufrecht, als ihm die Beine den Dienst Versagten. Er hatte das Bewußtsein verloren, noch bevor Peet ihn aufgefangen hatte. Der Riese beugte sich vor und warf den Fährmann mühelos über seine Schulter. Doch irgend etwas ließ ihn plötzlich innehalten. Er drehte sich um und sah nach oben. Auf einem Scheinwerferpfosten hoch über dem
Weitere Kostenlose Bücher