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Die Neunte Gewalt

Titel: Die Neunte Gewalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Land
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erheben mußte, und sie folgte einer Anordnung von weißen Pfeilen auf die rechte Seite der Plattform. Vor ihr nahmen zwei Jungs im Teenageralter, die im Wagen direkt vor ihr gefahren waren, schon Plastikschlitten von einer Rampe. Um nicht aufzufallen, tat Hedda es ihnen gleich.
    Vor ihr konnte sie zwei lange Warteschlangen von mit Schlitten bewehrten Gästen ausmachen, die die beiden Rodelbahnen benutzen wollten. Hedda reihte sich in die Schlange zur linken Hand ein und hielt nach O'Rourkes dichtem Haarschopf Ausschau.
    Es ging nur langsam voran. Hedda befand sich jetzt nahe genug an den Bahnen, um das Knirschen zu hören, mit der die Schlittenräder auf die schlüpfrige Asphaltoberfläche hinabgelassen wurden. In regelmäßigen Abständen verschwanden vor ihr Fahrgäste um eine Kurve. Fünfzehn Positionen vor ihr in der Schlange erhob sich ein großer Mann, der sich einen Schuh zugebunden hatte, und Heddas Blick fiel auf das bis dahin verborgene, an den Schläfen ergrauende Haar. Sie mußte sich jetzt an O'Rourke wenden, solange sie hier oben noch in Sicherheit waren. Seine Söhne standen vor ihm, was bedeutete, daß sie sogar warten konnte, bis sie auf den Schlitten hinabrodelten, bevor sie in Aktion trat …
    »Verzeihung. Entschuldigen Sie bitte.«
    Hedda wurde nach rechts gedrängt, und ein Mann schob sich an ihr vorbei. Vielleicht ein Vater, der nach seinem Kind suchte, da er keinen Schlitten bei sich hatte.
    Irgend etwas veranlaßte Hedda, sich umzudrehen. In der Schlange standen noch einige andere Männer ohne Schlitten. Einer begegnete ihrem Blick, wandte den Kopf dann unsicher ab und griff mit der Hand in seine Jacke.
    Es war zu warm, um eine Jacke zu tragen, außer, man wollte darunter – wie auch sie – etwas verbergen.
    Die Männer waren wegen O'Rourke hier!
    Hedda ließ ihren Schlitten fallen und setzte sich in Bewegung. Der Mann, der sich an ihr vorbeigedrängt hatte, zerrte eine Maschinenpistole hervor. Neben ihm schrie eine Frau auf, und O'Rourke fuhr herum. Der Mann gab eine Salve ab, und Blut spritzte aus O'Rourkes Leib. Hedda warf sich von hinten gegen den Schützen. Er stürzte um und ließ die Maschinenpistole los.
    »Sie ist es!«
    »Hedda!«
    Die Rufe drangen von hinten in ihre Ohren, während Hedda ihre eigene Pistole zog und zu O'Rourkes laut schreienden Kindern sprang. Sie riß sie zu Boden und deckte sie mit ihrem Körper ab, und dann eröffneten die Männer, die sich in der Schlange verborgen hatten, auch schon das Feuer aus ihren Maschinenpistolen. Die Schreie wurden lauter. Überall gingen Leute zu Boden; Hedda konnte nicht sagen, ob sie getroffen waren oder nur Deckung suchten. Sie schoß sechsmal in schneller Folge, konnte wegen der unbeteiligten Besucher des Freizeitparks aber nicht genau zielen. Doch die beiden Kinder waren zumindest kurzfristig in Sicherheit, nun, da sich die Killer auf sie konzentrierten.
    Zu der Bergbahn, mit der Hedda hinaufgefahren war, konnte sie unmöglich zurück, und damit blieb ihr nur ein Fluchtweg: die Rodelbahn.
    Um die Bahn zu erreichen, mußte sie das plötzlich entstandene Chaos für sich ausnutzen. Sie erhob sich in die Hocke, gab eine weitere Salve von sechs Schüssen ab und lief zu einem leeren Schlitten am Kopf der Rodelbahn.

21
    Sie sprang auf den Schlitten und schob ihn die kurze Gerade entlang, die sich dann in die erste Neigung der Bahn verwandelte. Mit einer Hand rammte sie die Gangschaltung ganz nach vorn, um die größtmögliche Geschwindigkeit zu erlangen, während sie mit der anderen die Sig Sauer hielt. Als der Schlitten den Hang hinabschoß, drehte sie sich um. Sie leerte ihr Magazin in die allgemeine Richtung der Schützen, die sich über ihr versammelt hatten, was ihr die Zeit verschaffte, den Schlitten in die erste Kurve und außer Sicht zu steuern.
    Sie hatte gerade die normale Fahrposition eingenommen, als sich eine Gestalt mit einem lauten Schrei vom Rand der Bahn über ihr auf sie hinabstürzte. Hedda sah das Messer des Mannes gerade noch rechtzeitig, um den ersten Stoß abzuwehren und ihrem Widersacher einen heftigen Ellbogenhieb in das nun auf einer Höhe mit ihr befindliche Gesicht zu versetzen. Der Mann schrie erneut auf und griff nach Hedda, während der Schlitten eine steile Neigung hinabschoß. Hedda war es gelungen, einen Fuß gegen die Gangschaltung zu schieben, um die Räder weiterhin ausgefahren zu halten, hatte dabei jedoch ihrem Angreifer ausweichen müssen. Der Mann erhob sich über sie, und während Hedda

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