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Die Neunte Gewalt

Titel: Die Neunte Gewalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Land
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sich auf sein Messer konzentrierte, versetzte er ihr mit der anderen Hand einen Faustschlag gegen das Kinn. Heddas Kopf wurde über den Rand des Schlittens zurückgeworfen und näherte sich bedenklich der unter ihr hinwegrasenden Bahn.
    Die Verzweiflung verlieh ihr neue Kräfte, ihre eigenen Leute hatten vor, den Job zu Ende zu bringen, den sie im Libanon verpatzt hatten.
    Hedda rammte dem Angreifer die eine Hand ins Gesicht und schloß die andere um das Gelenk seines anderen Arms, um das Messer von ihrem Körper fernzuhalten. Bäume und Büsche rasten an ihnen vorbei, und der Schlitten näherte sich gefährlich der einen Seite der Bahn und wäre fast auf den benachbarten Rasen hinausgeflogen. Der Mann versuchte weiterhin, Heddas Kopf hinabzudrücken, doch es gelang ihr, das Patt zu halten. Ihr Vorteil war, daß sie die Kontrolle über den Schlitten hatte. Sie tastete mit dem Fuß nach der Gangschaltung, legte dann die Schuhspitze um den Hebel und zog ihn zu sich heran, anstatt ihn zurückzudrücken.
    Augenblicklich wurden die Räder eingezogen und die Bremsen ausgefahren. Ein lautes Knirschen drang in Heddas Ohren, und ihr Angreifer wurde leicht nach vorn gehoben. Hedda war auf das plötzliche Bremsmanöver vorbereitet, ihr Widersacher nicht. Sie entwand sich seinem Griff und rollte sich auf ihn.
    Die Hand mit dem Messer festhaltend, stieß Hedda den Kopf des Mannes zur Seite, bis er den Rand der kurvenreichen Bahn berührte. Gleichzeitig stieß sie den Hebel der Gangschaltung mit aller Kraft wieder vor, und die Räder senkten sich, während der Schlitten in das bislang steilste Stück einfuhr. In ihren Ohren hallte der Schrei des Mannes, als sein Schädel am Asphalt entlangschleifte und eine Blutspur zurückließ. All ihre Kraft war erforderlich, um ihn vom Schlitten ins Gebüsch neben der Bahn zu werfen.
    Als ihr Gefährt wieder seine Höchstgeschwindigkeit erreicht hatte, hörte Hedda Schüsse hinter sich. Zwei weitere Attentäter verfolgten sie ebenfalls auf Schlitten und hatten gleichzeitig das Feuer eröffnet. Die Schüsse waren wegen der Geschwindigkeit und der ungünstigen Lage der Männer glücklicherweise jedoch alles andere als genau gezielt.
    Hedda hatte die Lektion begriffen und tastete nach der Sig Sauer unter ihrem Leib. Nachdem sie ein neues Magazin eingeschoben hatte, schob sie die Waffe unter den Hosenbund, um sie jederzeit erreichen zu können. Dann erhob sie sich und hielt unsicher das Gleichgewicht, während der Schlitten eine Neigung hinab- und an einem Schild mit der Aufschrift LANGSAM vorbeiraste.
    Hedda sah, daß an dieser Stelle die Seitenränder der Bahn längst nicht mehr so hoch waren. Ihr Schlitten schwankte bedrohlich, während sie um ihre Balance kämpfte und mit dem rechten Fuß den Schalthebel so weit wie möglich nach vorn drückte. Sie kam sich wie ein Surfer auf dem Kamm einer riesigen Welle vor.
    Die Bahn beschrieb eine scharfe Kurve, und Hedda stand nun fast parallel zum Boden. Der Schlitten legte sich auf die andere Seite, und Hedda verlagerte ihr Gewicht und glich die Bewegung aus. Die Pistole hielt sie noch immer in der Hand. Ihre Verfolger jagten um die Kurve in die Gerade und bekamen sie zum erstenmal gut in Sicht. Der Mann auf ihrer Bahn schoß hockend mit seiner Maschinenpistole, doch schon hatte Hedda eine weitere Kurve erreicht, die ihr Deckung gab. Als der Schütze um dieselbe Kurve bog, hatte Hedda ihn genau im Visier. Eine Kugel riß den Mann herum und hoch in die Luft, und er stürzte vom Schlitten.
    Hedda drehte sich gerade noch rechtzeitig um, so daß sie ihr Gewicht im Einklang mit einer S-Kurve verlagern konnte, die um eine lächelnde Holzfigur zwischen den beiden Spuren herumführte, die ein Schild mit der Aufschrift VORSICHT! hochhielt. Sie vernahm das Geräusch von Rädern, die die andere Spur hinabschossen, und wirbelte herum. Der andere Schütze hatte sich jetzt ebenfalls erhoben, konnte aber nicht das Gleichgewicht halten. Als er auf den Abzug drückte, warf eine scharfe Kurve ihn vom Schlitten, und Hedda beobachtete, wie sowohl der Mann als auch sein Gefährt aus der Bahn flogen, während die Kugeln noch die Luft zerfetzten.
    Hedda hatte mittlerweile nicht mehr die leiseste Ahnung, wo genau auf der Bahn sie sich befand. Sie wußte nur, der Blick auf die blaue Wasserrutsche links neben ihr würde bedeuten, daß das letzte Stück vor ihr lag. Sie nahm hart eine Kurve, und erneut flirtete ihr Schlitten mit der Begrenzung der Bahn. Hinter der nächsten Kurve

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