Die New-York-Trilogie: Stadt aus Glas. Schlagschatten. Hinter verschlossenen Türen
dass er nicht schreiben will, hat er nicht die Kraft zu träumen, dass er schreiben will; und wenn er träumt, dass er schreiben will, hat er nicht die Kraft zu träumen, dass er nicht schreiben will.»
Es ist möglich, dass ich mich aus dieser Krise herausgearbeitet hätte. Ob sie ein fortdauernder Zustand oder eine vorübergehende Phase war, ist mir noch immer unklar. Mein inneres Gefühl sagt mir, dass ich eine Zeitlang wirklich verloren war, dass ich mich verzweifelt abquälte, aber ich glaube, das heißt nicht, dass mein Fall hoffnungslos war. Etwas geschah mit mir. Ich machte große Veränderungen durch, und es war noch zu früh zu sagen, wohin sie führen würden. Dann bot sich mir unerwartet eine Lösung an. Wenn das zu positiv klingt, will ich es einen Kompromiss nennen. Was immer es war, ich brachte sehr wenig Widerstand dagegen auf. Zu der Zeit war ich sehr beeinflussbar, und mein Urteilsvermögen war nicht ganz das, was es hätte sein sollen. Das war mein zweiter entscheidender Fehler, und er ergab sich unmittelbar aus dem ersten.
Ich aß eines Tages mit Stuart zu Mittag, in der Nähe seines Büros auf der Upper East Side. Als wir unsere Mahlzeit halb beendet hatten, sprach er wieder von den Gerüchten im Zusammenhang mit Fanshawe, und zum ersten Mal hatte ich den Eindruck, dass er selbst zu zweifeln begann. Das Thema war für ihn so faszinierend, dass er nicht davon loskam. Seine Art war schelmisch, spöttisch verschwörerisch, und der Verdacht stieg in mir auf, dass er mich zu einem Geständnis verleiten wollte. Ich ging eine Weile auf ihn ein, und dann, als ich des Spiels müde wurde, sagte ich, die einzig sichere Methode, die Frage zu klären, sei es, eine Biographie in Auftrag zu geben. Ich machte diese Bemerkung in aller Unschuld (als logische Folgerung, nicht als Vorschlag), aber Stuart schien die Idee glänzend zu finden. Er geriet ins Schwärmen: natürlich, natürlich, die Erklärung des Fanshawe-Mythos, vollkommen einleuchtend, natürlich, endlich die wahre Geschichte. In wenigen Minuten war für ihn schon alles klar. Ich solle das Buch schreiben. Es werde erscheinen, nachdem das gesamte Werk Fanshawes veröffentlicht worden sei, und ich könne so viel Zeit haben, wie ich wolle – zwei Jahre, drei Jahre. Es müsse ein außergewöhnliches Buch werden, fügte Stuart hinzu, ein Buch, das Fanshawe ebenbürtig sei, aber er habe großes Vertrauen zu mir und wisse, dass ich es schaffen könne. Der Vorschlag kam zu überraschend, und ich nahm ihn als Scherz. Aber Stuart meinte es ernst. Er ließ keine Ablehnung zu.
«Denk darüber nach», sagte er, «und sag mir dann, was du dazu meinst.»
Ich blieb skeptisch, aber um höflich zu sein, sagte ich, ich wolle darüber nachdenken. Wir machten aus, dass ich ihm Ende des Monats eine endgültige Antwort geben würde.
Ich diskutierte das Thema noch am selben Abend mit Sophie, aber da ich nicht aufrichtig mit ihr sprechen konnte, war mir das Gespräch keine große Hilfe.
«Es liegt bei dir», sagte sie. «Wenn du es tun willst, denke ich, du solltest es tun.»
«Es macht dir nichts aus?»
«Nein, ich glaube nicht. Ich habe mir schon gedacht, dass es früher oder später ein Buch über ihn geben wird. Und wenn es schon sein muss, ist es besser, du schreibst es, als dass es ein anderer schreibt.»
«Ich würde über dich und Fanshawe schreiben müssen. Das könnte merkwürdig sein.»
«Ein paar Seiten würden genügen. Solange du es bist, der sie schreibt, bin ich nicht wirklich beunruhigt.»
«Mag sein», sagte ich und wusste nicht, wie ich weitersprechen sollte. «Ich nehme an, die schwierigste Frage ist, ob ich so viel an Fanshawe denken will. Vielleicht ist es an der Zeit, ihn verschwinden zu lassen.»
«Das musst du entscheiden. Jedenfalls könntest du das Buch besser machen als jeder andere. Und es müsste ja nicht eine reine Biographie sein, weißt du. Du könntest etwas Interessanteres machen.»
«Was, zum Beispiel?»
«Ich weiß nicht, etwas Persönlicheres, Packenderes. Die Geschichte eurer Freundschaft. Es könnte ebenso über dich sein wie über ihn.»
«Vielleicht. Zumindest ist das eine Idee. Was mich verblüfft, ist, dass du so ruhig sein kannst.»
«Weil ich mit dir verheiratet bin und dich liebe, deshalb. Wenn du entscheidest, dass es etwas ist, was du tun willst, dann bin ich dafür. Ich bin schließlich nicht blind. Ich weiß, dass du mit deiner Arbeit Schwierigkeiten hast, und manchmal habe ich das Gefühl, dass ich daran
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