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Die Nichte der Marquise - Die Nichte der Marquise

Die Nichte der Marquise - Die Nichte der Marquise

Titel: Die Nichte der Marquise - Die Nichte der Marquise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daria Charon
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er hat mich von hinten genommen, ich wusste nicht, dass er an Eure Stelle getreten ist. Ich wusste nichts ...«, schluchzte sie, »... bis ich diese abscheuliche Veilchenpastille fand. Und dann wollte ich nur mehr sterben. Ich fühlte mich so beschmutzt. Wenn jemand eine Strafe verdient, dann ist es diese Ausgeburt der Hölle, die sich mir genähert hat, ohne dass ich davon wusste.«
    Sie sprang auf, lief um den Sekretär herum und kniete sich vor dem König nieder, ehe er reagieren konnte. »Sire, ich bin die loyalste Untertanin, die Ihr Euch wünschen könnt. Ich liebe Euch, das wisst Ihr doch. Euch gehört mein Herz. Euch gehört mein Leben. Ich flehe Euch an, mir in Eurer grenzenlosen Güte eine Möglichkeit zu geben, Euch davon zu überzeugen. Ich werde mich der Ehre Eures Vertrauens als würdig erweisen.«
    Noch immer strömten Tränen über ihre Wangen und ihre Unterlippe bebte. Trotzdem hielt sie dem Blick des Königs stand.
    »Sie darf sich erheben und auf Ihren Platz zurückkehren. Meine Entscheidung ist getroffen. Und was Ihn angeht und seine Rolle in dieser unerfreulichen Posse ...«
    Marie warf dem Chevalier einen hasserfüllten Blick zu, ehe sie aufstand und sich wieder auf ihren Stuhl setzte.
    »... so frage ich mich, wie Er die Stirn haben kann, nach allem, was geschehen ist, ein Ansuchen auf Steuerbefreiung für zehn Jahre und Stundung des ausstehenden Betrags von zehntausend Livres einzubringen. Meine Vorfahren hätten Euch am nächsten Baum aufknüpfen lassen, Chevalier de Rossac.«
    »Die eine Sache hat mit der anderen nichts zu tun, Sire«, entgegnete der Chevalier gelassen. »Das Weibsstück hat mich provoziert. Wenn ich es ihr nicht besorgt hätte, hätte sie dem nächsten Lakaien in den Hose gegriffen und sich bedient. Ich war nur gerade zufällig zur Stelle.«
    Marie ließ ihre feuchten Wimpern beredt flattern. »Seht Ihr, Sire, so werde ich verleumdet. Von einem Gecken, der sich nicht entscheiden kann, ob er die Gesellschaft von Männern oder Frauen bevorzugt.«
    »Nach dem, was ich gesehen habe, kann er sich sehr wohl entscheiden«, bemerkte der König trocken. »Ich will diese leidige Angelegenheit zu einem Ende bringen.« Er blickte von Marie zum Chevalier, ehe er fortfuhr: »Ich erlasse Euch die Steuerschulden, Monsieur de Rossac, und übergebe Euch weitere fünftausend Livres. Die Bedingungen dafür sind: Ihr verlasst Versailles innerhalb von drei Tagen, kehrt niemals wieder zurück und nehmt Mademoiselle Callière mit. Als Eure rechtmäßige Gemahlin.«
    Marie traute ihren Ohren nicht. »Sire ...«, begann sie.
    »Ich werde auf keinen Fall die Hure des Königs heiraten«, unterbrach sie der Chevalier. »Da müsst Ihr Euch einen anderen Narren suchen, Sire. Ich bin bereit, Euch jedes andere Zugeständnis zu machen, aber zu dieser Sache könnt Ihr mich nicht bewegen.«
    Der König überging die despektierliche Antwort. »Dann sind Eure Steuerschulden bis Ende des Monats in barer Münze fällig oder all Euer Eigentum, beweglich oder nicht, fällt in den Besitz der Krone.«
    Marie, die ihre Finger um die Armlehnen des Stuhls gekrampft hatte, bekam den Eindruck, sie wäre in einem Albtraum gefangen, aus dem sie schleunigst erwachen sollte. Am schlimmsten bei dem Ganzen war, dass der König über sie sprach, als befände sie sich gar nicht im Raum. Als wäre das eine Sache zwischen ihm und dem Chevalier.
    »Die Entscheidung liegt bei Euch, Monsieur de Rossac«, fügte der König maliziös hinzu und legte die Fingerspitzen aneinander.
    Marie beschloss, einzuschreiten. »Sire, Ihr könnt nicht ernsthaft erwägen, mich an diesen ... diesen ... frechen ... ungehobelten ... unverschämten ... Klotz wegzuwerfen. Abgesehen von allem anderen ... er ist ein Bauer«, rief sie entrüstet.
    Der König wandte sich ihr zu und bedachte sie mit einem arroganten Blick. »Und was ist Sie?«
    »Ich bin die Nichte der Marquise de Solange«, antwortete sie stolz, und der Chevalier neben ihr begann schallend zu lachen.
    »Sie ist Gast in meinem Haus«, stellte der König fest. »Und Sie hat meine Gastfreundschaft aufs Gröbste missbraucht. Sie verlässt Versailles innerhalb von drei Tagen, mit dem Chevalier oder ohne ihn, und ich verbiete Ihr, mein Haus jemals wieder zu betreten.«
    Marie fühlte sich, als verwandelte sich der Boden unter ihren Füßen in Treibsand. Der König verbannte sie, ihr Traum von einem sorgenfreien Leben in Wohlstand und Luxus zerplatzte wie eine Seifenblase. »Sire«, flüsterte sie,

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