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Die Nichte der Marquise - Die Nichte der Marquise

Die Nichte der Marquise - Die Nichte der Marquise

Titel: Die Nichte der Marquise - Die Nichte der Marquise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daria Charon
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Marie, die die Ausstrahlung der Frau bis in ihre Fingerspitzen spürte, während sie mit Nadine an einem der Springbrunnen stand. »Ich habe sie noch nie hier gesehen.«
    »Die Marquise de Montespan, sie ist vor einer Woche eingetroffen, aber du hattest ja keine Augen für etwas anderes als den Chevalier de Rossac«, entgegnete das Mädchen spitz.
    Marie warf zornig den Kopf in den Nacken. »Ich hatte ganz bestimmt keine Augen für diesen crétin. Ich war beschäftigt, das ist richtig. Allerdings hatte das ganz und gar nichts mit dem Chevalier zu tun, ist das klar?«
    Nadine verdrehte die Augen. »Natürlich, Marie.«
    Sie knicksten beide tief, als der König an ihnen vorbeiging. Marie hob den Kopf und schenkte ihm ihr bezauberndstes Lächeln, doch er reagierte nicht.
    Genauso wenig, wie er sie abends zu bemerken geruhte oder am nächsten Morgen. Er sah durch sie hindurch, als wäre sie aus Glas. Oder gar nicht da.
    In ihrer Verzweiflung bat sie Jean, eine Nachricht für sie zu verfassen und dem Kammerdiener des Königs zuzustecken. Er erklärte sich bereit, obwohl sie seine Dienste nicht honorieren konnte und ihn auf später vertrösten musste.
    Auch dieses Unterfangen blieb ohne Ergebnis. Drei Tage lang ließ sich Jean wegen seines Lohnes hinhalten, dann stellte er unverhohlen ein Ultimatum. »Ich bekomme das Geld morgen, Mademoiselle Callière. Oder es war das letzte Mal, dass ich für Euch einen Auftrag ausgeführt habe. Und ich sorge dafür, dass Euch niemand anders in Versailles mehr zu Diensten ist.«
    Marie zweifelte nicht an seinen Worten. Verbindungen wie diese waren im Sumpf von Versailles zum Überleben nötig. Sie musste einen Weg finden, das Geld aufzutreiben. Bei ihren Überlegungen gelangte sie zu dem Reitpferd, das der König ihr geschenkt hatte. Es musste einigen Wert besitzen. Damit konnte sie sich eine Zeit lang über Wasser halten.
    In den Ställen ging sie zu der Stute, die Marie mit einem Nasenstüber begrüßte. Nachdenklich strich sie über die weichen Nüstern. Wie sollte sie es anstellen, das Tier zu verkaufen? Sie wartete, bis der Stallmeister vorbeikam, und verwickelte ihn nach der üblichen Begrüßung in ein Gespräch, in dem sie wie nebenbei erwähnte, dass sie das Pferd verkaufen wollte.
    »Das wird nicht möglich sein, Mademoiselle Callière«, sagte der Mann bestimmt.
    »Warum?«
    »Der König hat Euch in seiner Güte das Nutzungsrecht an der Stute gewährt, aber das Tier befindet sich noch immer in seinem Besitz. Wenn Ihr wollt, könnt Ihr die Bücher einsehen.«
    Diese Nachricht bestürzte Marie zutiefst. Sie hatte das Tier immer als Geschenk betrachtet. »Kann es sich um einen Irrtum handeln?«, fragte sie beklommen.
    »Nein. Der König verschenkt Pferde nur an Mitglieder regierender Herrscherhäuser.«
    Marie gab auf. Das Pferd gehörte ihr nicht, also konnte sie es auch nicht verkaufen. Zurück in ihrem Zimmer warf sie sich aufs Bett und starrte melancholisch auf den seidenen Baldachin.
    »Welches Kleid soll ich Euch für heute Abend vorbereiten?«, riss Fanette sie aus ihren Gedanken.
    Am liebsten hätte sich Marie die Decke über den Kopf gezogen und sich von dem Fest ferngehalten, doch sie musste ihren Platz behaupten. Also betrachtete sie die beiden Kleider, die Fanette in der Hand hielt. »Kann man Kleider eigentlich verkaufen?«, fragte sie.
    »Ich werde mich umhören, allerdings wird es nicht viel einbringen, bloß einen Bruchteil des Wertes.« Sie legte die Kleider über die Lehne eines Stuhls und kam langsam näher. »Haben wir Geldsorgen, Madame Callière? Ich ... habe etwas gespart ... wenn Ihr ...«, sie brach ab.
    »Danke, Fanette.« Gerührt drückte Marie die Hand des Mädchens. »Es wird nicht notwendig sein, mir wird schon etwas einfallen. Heute Abend will ich das blaue Kleid tragen.«
    Auch in dem blauen Kleid bekam sie keine Möglichkeit, mit dem König zu sprechen. Von Verzweiflung getrieben, folgte sie ihm, als er mit seinen Begleitern das Fest verließ und schnitt ihm vor seinen Appartements kurz entschlossen den Weg ab.
    »Sire«, begann sie und erhob sich aus einem tiefen Knicks, ohne auf seine Erlaubnis zu warten. »Sire, seit Tagen versuche ich, eine Audienz zu bekommen. Ich muss mit Euch sprechen, ich flehe Euch an, mich anzuhören. Bitte gewährt mir diese Gnade.«
    »Mademoiselle Callière, Sie wird zu gegebener Zeit eine Audienz bekommen. Bis dahin hat Sie sich zu gedulden.«
    Marie versank wieder in einem Hofknicks. Obwohl die Stimme des Königs

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