Die Niete Im Bett
ist besser.«
»Wirklich?«
»Ja.«
»Ich kaufe ja auch immer auf dem Markt ein. Alles ganz frisch. Diese Frau Krohn geht bestimmt zum Discounter. Hat sie schon Probleme mit dem Gehen?«
»Ja«, sage ich, obwohl das nicht stimmt. Aber ich will das Gespräch mit meiner Mutter ohne Streit beenden.
»Die beiden klangen so harmonisch miteinander«, klagt sie weiter. »Als ob sie sich in- und auswendig kennen würden. Da war keine einzige Meinungsverschiedenheit.«
»Na ja, in einer halben Stunde muss man sich ja nicht zwangsläufig streiten. Wenn man vierzig Jahre verheiratet ist, kommt das öfter mal vor.«
»Jedenfalls habe ich nachgedacht«, sagt Mama. »Und ich bin zu einem Entschluss gekommen. Dein Vater fehlt mir. Ich werde Kompromisse mit ihm schließen. Er darf seine Eisenbahn und den ganzen anderen Kram behalten. Auch die Kartons mit den Ausgleichsmuffen. Das Haus ist so still und leer ohne ihn. Niemand meckert, niemand sucht was. Furchtbar. Und vierzig Jahre wirft man ja nicht so einfach weg. Ach, Plupsi, bitte rede du mit Papa!«
»Mama«, sage ich, »kann es vielleicht sein, dass du diesen Entschluss erst gefasst hast, nachdem du Papa und Henriette belauscht hast?«
»Nein, natürlich nicht.«
»Mama …«
»Na gut. Ja. Das ist doch aber nicht weiter schlimm. Er soll zurückkommen. Er fehlt mir.«
»Ich werde es ihm sagen. Und jetzt muss ich Schluss machen.«
»Sag Papa, dass ich eine Überraschung für ihn habe«, erklärt sie. »Ich habe ein paar Streckenarbeiter besorgt und einen kleinen Bahnhofskiosk. Da wird er sich freuen.«
»Bestimmt. Mama, ich muss jetzt wirklich auflegen.« Und das tue ich dann auch einfach.
Wo ist Sarah?
Mein Handy klingelt schon wieder.
»Hallo. Hier ist Sarah.«
Das gibt es nicht. Das ist das Zeichen, das Zeichen.
»Leo, können wir uns treffen? Ich muss dir etwas Wichtiges sagen.«
25
Mia
»Was zum Teufel ist das?«, frage ich fassungslos. »Das kann ja wohl nicht wahr sein.« Ich starre auf das Zertifikat wie auf eine Atombombe. Als wir an der Rezeption vorbeigegangen sind, habe ich zufällig auf den Tresen geschaut und auf diesem Wisch Leonhards Namen gelesen, sonst wäre er mir gar nicht weiter aufgefallen.«
»Wie blöde kann man bitte sein?«, sage ich zu mir selbst.
»Hm«, brummt Mark.
»Meine Güte, er macht sich zum absoluten Volldeppen wegen dieser Sarah«, sage ich entsetzt.
»Na ja, was macht man nicht alles aus Liebe. Und er ist eben sehr gekränkt worden.« Mark kennt die Geschichte mit der Niete und der Gummipuppe mittlerweile auch. »Wobei … So etwas muss man eigentlich merken«, regt Mark sich jetzt auch auf.
»Er macht wahrscheinlich gerade den größten Fehler seines Lebens«, sage ich bitter. »Ich wette, er ist auf dem Weg zu Sarah. Wahrscheinlich wollte er das Zertifikat mitnehmen und ihr zeigen. Und sich damit noch lächerlicher machen, als er es ohnehin schon getan hat. Wenn ich das nur irgendwie verhindern könnte. Wenn ich nur …«
»Hast du seine Handynummer?«, unterbricht mich Mark ungeduldig.
»Blöde Frage. Natürlich. Meinst du, ich soll ihn anrufen?«
»Nein. Dann schaltet er das Handy wahrscheinlich aus, weil er ungestört sein will mit dieser Sarah. Gib mir mal seine Nummer. Ich hab eine Idee.«
Er holt einen Zettel und einen Stift aus seiner Aktentasche und schreibt sich Leonhards Nummer auf.
»Ha«, sage ich. »Wenn du ihn orten willst − das geht nicht so einfach. Da muss man eine entsprechende Funktion auf dem iPhone aktivieren.«
»Nicht, wenn man einen guten Freund hat, der für einen der größten deutschen Mobilfunkanbieter arbeitet«, erklärt Mark und grinst. »Warte ab.«
Leo
Wie ein Geistesgestörter brettere ich Richtung Autobahn.
Ich bin sehr, sehr glücklich.
Jetzt wird alles gut.
Mein iPhone klingelt schon wieder. Langsam nervt es. Natürlich nicht, wenn es Sarah ist. Aber es ist mein Vater.
»Leo, hör jetzt gut zu.« Ohoh, wenn er mich bei meinem Vornamen nennt, heißt das nichts Gutes.
»Ja …«
»Ich sitze hier mit Henriette, und wir sind zu einem Entschluss gekommen.« Hurra! Die Handwerker werden zurück in die Heimat geschickt. Vielleicht klappt das dann auch nicht mehr mit dem Teppichboden?
»Aha. Zu welchem denn?« Hoffentlich sieht mich keine Zivilstreife, ich habe keine Lust, heute noch wegen Telefonieren am Steuer einen Strafzettel zu bekommen.
»Ich habe dir nicht die ganze Wahrheit gesagt«, fängt mein Vater an.
»Mama hat mir alles erzählt. Das mit der Eisenbahn
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