Die Niete Im Bett
und deinen ganzen Macken.«
»Ach, hat sie das?«
»Ja.«
»Und hat sie dir auch von ihren ganzen Macken erzählt?«
»Nein. Welche Macken hat sie denn?«
»Einen Putzfimmel zum Beispiel. Sie reißt mir den Frühstücksteller weg, kaum dass ich mein Brötchen zu Ende gegessen hab, weil sie den Anblick von dreckigem Geschirr nicht ertragen kann. Dann hat sie seit Neuestem diesen Tick mit den Stöcken.«
»Nordic Walking nennt man das. Du hast davon erzählt.«
»Von mir aus. Jedenfalls soll ich jetzt auch Sport treiben, weil ich ja angeblich zur Fettleibigkeit neige. Dabei stimmt das gar nicht. Und sie behauptet, ich würde sie bremsen und hätte eine negative Ausstrahlung auf sie. So. Dann ihr Kontrollzwang. Bei allem fragt sie nach, schnüffelt herum und ist nur am Keifen. Das hält der stärkste Mann nicht aus. Wenn ich wenigstens noch berufstätig wäre. Aber so muss ich mir das den ganzen Tag lang anhören.«
»Und nun?«
»Durch Frau Krohn, mein lieber Sohn, habe ich die letzten Tage gelernt, dass es auch anders gehen kann. Wir verstehen uns so gut, so gut habe ich mich mit deiner Mutter die letzten dreißig Jahre nicht verstanden.«
»Papa, am Anfang ist doch immer alles viel schöner und einfacher.«
»Nein. Deine Mutter muss endlich mal merken, dass sie so mit mir nicht umspringen kann. Soll sie doch Nordic Walken, bis sie umfällt.«
»Mama hat gesagt, sie will dich zurück.«
»Ach. Das ist ja interessant. Und woher kommt dieser plötzliche Sinneswandel?«
»So halt.«
»Unfug. Bei deiner Mutter gibt es kein ›So halt‹.«
Auch wieder wahr. Papa hat in vielem recht.
»Ich werde vorerst hierbleiben«, informiert mich mein Vater.
Ich sehe Sternchen. »Bei mir?« Ich kreische diese Frage fast.
»Nein, bei Henriette. Sie hat ein Gästezimmer. Dort werde ich Abstand gewinnen und zu mir selbst finden. Henriette sagt auch, ich soll jetzt bloß keine Übersprunghandlung begehen. Aber, Leo, woher kommt denn nun der plötzliche Wandel bei deiner Mutter? Irgendwas muss doch passiert sein.«
»Sie ist eifersüchtig«, gebe ich zu. »Du hast letztens mit ihr telefoniert und dann den Hörer nicht richtig aufgelegt. Sie hat mitbekommen, wie du mit Henriette gesprochen hast. Und dass das wohl alles sehr harmonisch ist mit euch.«
»Wusste ich es doch. Sie sieht ihre Felle davonschwimmen. So war sie schon immer. Wenn sie merkt, dass sie nicht mehr den Daumen draufhat, gibt sie klein bei. Da habe ich aber keine Lust mehr drauf. So. Jetzt habe ich es dir gesagt. Manchmal merkt man erst sehr, sehr spät, was gut für einen ist. Ich hoffe sehr, dass dir das nicht passiert und du es rechtzeitig erkennst. Da gibt es nämlich etwas, das du erkennen solltest.«
Jetzt wird Papa theatralisch. »Was denn?«
»Das wirst du schon noch herausfinden. Aber warte nicht zu lange.«
»Falls es um eine Frau geht, Papa, musst du dir keine Sorgen machen. Ich bin auf dem Weg zu ihr, um alles zu klären.«
»Gott sei Dank«, sagt Papa. »Ich dachte schon, du würdest es nie kapieren. Aber dann ist ja jetzt alles gut. Ich werde nun mit Henriette Lammfilets braten und dabei einen guten Merlot trinken. Mach es gut, mein Junge.«
Endlich kann ich in Ruhe weiterfahren. Mein Vater kennt mich doch besser, als ich dachte. Aber dass er eine solche Intuition hat und sogar das mit Sarah spürt? Wahnsinn!
Nach einer gefühlten Ewigkeit erreiche ich endlich die Ausfahrt und komme nach einer weiteren Ewigkeit endlich in einen Ort.
Sarah wartet in einem kleinen Hotel in der Nähe vom Strand auf mich.
Mia
Endlich hat Mark seinen Freund erreicht.
»Leonhard befindet sich in Timmendorfer Strand. Hotel ›Sternschnuppe‹.«
»Oh«, knirsche ich, »wie romantisch!«
»Sei nicht so sarkastisch und komm jetzt.«
Wir verlassen die Lobby und laufen zu seinem Mietwagen. Dann hält er mich am Ärmel fest. »Warte mal.«
»Was ist denn? Komm, wir müssen los.«
»Kannst du mein Handy bitte einstecken? Meine Jackentasche ist so groß. Ich hab Angst, dass es rausfällt.«
»Wie soll ich es Leonhard bloß sagen?«, frage ich und lasse sein Handy in meine Handtasche fallen.
»Das wird sich zeigen. Das kann man nicht im Voraus planen. Aber am besten sagst du ihm einfach die Wahrheit. Was soll man da noch groß drum herumreden? Das bringt doch alles nichts.«
»Bist du dir sicher, dass es die richtige Entscheidung ist?«
»Darauf kommt es nicht an. Bist du dir sicher?«
Ich denke kurz nach. »Ja«, sage ich dann, weil ich mir wirklich
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