Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Nirgendwojagd

Die Nirgendwojagd

Titel: Die Nirgendwojagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
Vom Netzwerk:
zwei
    Nacht war erfreut
    Nacht feierte die große Geburt
    Nacht begehrte Nacht begehrte nach mehr
    Aus dem Dunklen Zwilling entriß sie den Mutterleib Aus dem Dunklen Mutterleib machte Nacht die Erde Stein und Wasser, Boden und Nebel
    Aus dem Hellen Zwilling
    Aus dem Leuchtenden
    Zog sie den Samen hervor
    Über die Erde breitete sie den Samen aus
    Der Trommelschlag wurde langsamer, die Stimme der Gawer summte, ergriff die Amar, sang den Amar zu, bis die Amar ihr zusangen : A us Samen und Mutterleib kam
    Leben, das in der Erde wurzelt
    Leben, das sich in Wasser bewegt
    Leben, das sich in Luft bewegt
    Leben, das auf vier Beinen läuft oder sechs
    Aus Samen und Mutterleib kamen die Rum
    Vom Abbild der Zwillinge
    Nacht schuf alle Rum
    Männlich und weiblich
    Machte sie Rum
    Hell und dunkel
    Dunkler Zwilling, Heller Zwilling
    Amars Glück
    Amar Amar Rum-Amar
    Während die Amar Gawer Hiths Echo waren, endete sie mit einem hohen, jubilierenden Ton …
    Und verfiel in Schweigen. Die Amar bewegten sich, standen auf und tappten langsam, schläfrig in Richtung ihres Hohen Hauses davon, um dort die wenigen verbleibenden Stunden der Dunkelheit zu verbringen. Hith schob die Halsriemen der Trommel zurück, lä-chelte zu Roha hinüber, ließ sich von ihren Lehrmädchen hochhelfen, dann ging auch sie zu ihrer Hütte davon.
    Roha lag ausgestreckt auf dem Rücken, den Kopf auf Rihons Schenkel, starrte zum Himmel hoch, wo Mambila immer weiter über das sternenbestäubte Schwarz kroch, und in der Ferne hörte sie die Stimmen im Geisterhaus und wußte, daß sie sich Möglich keiten ausdachten, sie und Rihon vom Nebelland fernzuhalten, aber zugleich wußte sie auch, was sie zu tun hatte. Kein Argument würde sie umstimmen. Deshalb sind wir Zwillinge ausgebrütet worden, dachte sie mit einem Anflug von Selbstgefälligkeit. Rihon beugte sich über sie, spürte ihre Befriedigung. Sie lächelte in seine tränenden Augen hinauf und hob die Hand. Er schloß seine Finger darum. Nichts anderes ist von Bedeutung, dachte sie.
    Roha

2
    Der Wan schüttelte den Kopf. „Noch nicht.”
    Roha zupfte nervös an ihrem Rock herum. „Warum nicht? Ihr redet und redet, und nichts kommt dabei heraus.” Sie warf den Kopf in den Nacken und starrte zur Sonne empor, deren grünliches Rund bereits über den Baumwipfeln schwebte. „Der Morgen ist halb vorbei.” Sie lehnte sich an Rihon, da sie seine Kraft und seine bedingungslose Unterstützung brauchte. „Wir werden gehen. Ihr könnt uns nicht aufhalten. Wir werden gehen, selbst wenn wir allein gehen müssen.”
    „Roha, Roha.” Der Wan schüttelte den Kopf. „Du sprichst zu laut von dem, was du tun wirst. Niong will, daß wir euch beide in einen Käfig sperren, solange er gegen die Fieyl Krieg führt. Serk hat sich noch nicht entschieden, wofür sie schließlich stimmen wird. Wenn du sie bedrängst, wird ihr Entschluß zu euren Ungunsten ausfallen.
    Die Haur-Amar haben fast einen eigenen Krieg darüber begonnen, ob sie dem Niong folgen oder dir deinen Willen lassen.”
    Rihon stand hinter ihr, seine Hände schmiegten sich um ihre Schultern. „Und du?” fragte er. „Wo stehst du?”
    Roha wartete mit ihrem Bruder auf die Antwort des Wan. Obwohl sie gedroht hatte, auch ohne Hilfe zu gehen, erschreckte sie dieser Gedanke inzwischen, denn der Morgen hatte auch eine Abkühlung ihrer Leidenschaft gebracht. Unter ihrem Herzen konnte sie das Pochen von Rihons Herzen spüren und wußte, daß er ihre Angst teilte. Wir werden gehen, dachte sie. Wir müssen, aber …
    Der Wan drehte sich um und blickte zu den hoch aufgetürmten Wolken des Nebellandes, schmierig-weiße Kuppeln gegen das Blau des Himmels. „Es gibt nichts, worauf ich mich stützen kann, nichts Vergleichbares ist je zuvor passiert. Was soll ich tun, Kinder? Ich muß überlegen, was für die Amar das beste ist.” Er sprach leise, bedächtig.
    Roha mußte sich anstrengen, seine Worte zu verstehen. „Ich weiß nicht, welchen Weg ich gehen soll.” Er schob eine zitternde Hand über den Hinterkopf. „Böse, hast du gesagt, Roha. Ich glaube, du hast recht.
    Sieh, wie er uns in zwei Lager gespalten hat, dieser Stachel.” Er wandte sich wieder zu ihnen um, ein müder, alter Mann, unter einer Last gebeugt, die seine Kräfte nahezu überstieg. „So oder so, bis zum Einbruch der Nacht wird es entschieden sein. Hab noch ein wenig Geduld, Roha. Es dürfte besser für euch beide sein, das Dorf eine Weile zu verlassen, damit ihr das Problem nicht noch

Weitere Kostenlose Bücher