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Die Nirgendwojagd

Die Nirgendwojagd

Titel: Die Nirgendwojagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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schlimmer macht.” Er wartete ihr Nicken ab, dann ging er zum Geisterhaus davon, die Schultern gebeugt, mit schleifenden Schritten.
    Rihon seufzte. „Verdammter Stachel.” Er ergriff Rohas Hand und zog sie mit sich, zu den Bäumen. „Komm, Zwilling.”
    Sie rannten durch das Gewirr der Bäume und duckten sich unter den zuckenden Enden der Suchertentakel eines Mat-Akul hin durch.
    Roha kicherte, riß einen abgestorbenen Ast hoch und neckte den Baum damit, stocherte nach den Tentakeln und kicherte erneut, als sie blindlings danach schnappten und ihn zum Freßloch im Stamm zogen. Rihon schnaubte und zerrte sie weiter.
    Sie fanden einen Maza-Kreis, pflückten sich mehrere Früchte und drangen tiefer in den Wald vor, während sie den purpurnen Saft aus den Samenzellen unter der festen Schale saugten. Die kleinen, weißen Samenkörner spuckten sie aus, zielten damit auf die zappelnden Yekkas und die winzigen Klaths, die wie pelzige Schemen durch das Unterholz huschten, wo sie im Erdreich, zwischen Blättern und moderndem Holz nach Larven und anderen Kriechtieren jagten.
    Roha schleuderte die letzte Hülse davon. „Gehen wir die Nafa besuchen. Solange wir vor Sonnenuntergang zurück sind …”
    Rihon kickte einen Klaht davon, der vor seinem Fuß vorbeikrab belte, sah finster zu, wie er sich mehrmals überschlug und dann vor Schrecken quietschend davonhuschte. Er blickte sie an, kam dichi an ihre Seite heran und schlenderte mit ihr dahin. „Sie vermittelt mir ein seltsames Gefühl, groß und mager und blaß. Wie eine Ne-bellände-rin ohne Fell. Und all die Haare auf ihrem Kopf. Wer hat je von einer Person mit schwarzen Haaren gehört? Schwarz! Roha. Ich glaube immer noch, sie könnte ein Dämon sein. Weißt du noch … damals, als sie gekommen ist? All diese eigenartigen, glänzenden Tiere, die sie bei sich hatte? Weißt du noch, wie sie den Stein gefressen haben?
    Wie ein Mensch gekochte Knollen ißt, so haben sie den Fels für sie gefressen. Und sie konnte nicht einmal richtig reden, bis du es ihr beigebracht hast. Schlimmer als ein Neu-Schlüpfling.”
    Roha lächelte. „Großer Schlüpfling. Setz mich auf deine Schultern, und ich könnte ihr in die Augen sehen.”
    „Du weißt, wie ich das meine.”
    „Ja, und ich glaube, es ist dumm. Armer, kleiner Klaht, hast vor allem Angst, was größer ist als du.”
    „Angst!” Er wollte sie packen.
    Kichernd tauchte sie unter seinem Zugriff hinweg, rannte vor ihm davon und an den Bäumen vorbei auf die Lichtung am Rande des Nebellandes zu, wo die Nafa ein Loch in den Felsen gegraben hatte, um darin zu wohnen, statt das Vernünftige zu tun und hoch und kühl in einem Pfahlhaus mit Wänden aus geflochtenem Gras zu leben, Wände, die man hochrollen konnte, was selbst an den heißesten Tagen die umherziehenden Winde einfing. Lachend, Rihon voraustanzend, umkreiste sie die Mauer der Nafa wie ein grüner Schatten, und ihr Bruder war ein weiterer geschmeidiger Schatten hinter ihr.
    Die Nafa kletterte auf die Mauerkrone, setzte sich und ließ ihre Beine über die Kante baumeln. Sie betrachtete sie gelassen, wartete mit der kühlen, abwägenden Geduld, die Roha faszinierte und Rihon ärgerte. Ihr langes, flaches Gesicht zeigte keine Regung, ihr Mund bog sich zu einem breiten Lächeln, und ihre runden, dunklen Augen beobachteten jede ihrer Bewegungen, die sie vor ihr vollführten, während sie wartend dasaß, starr und steif wie ein Schnitzwerk, wie die Geisterfigur, die Zuri für die Tür des Geisterhauses geschnitzt hatte.
    Roha wurde des Laufens müde. Sie blieb vor der Nafa stehen, stand keuchend da, und Schweiß sickerte an ihrem Gesicht hinab. Sie heftete ihren Blick auf die Nafa, fasziniert und abgestoßen gleichermaßen, war sich Rihons bewußt - er stand hinter ihr — , wie er über ihre Schulter hinweg die Frau anstarrte und wünschte, sie würde weggehen. Roha bewegte sich. Den Blick noch immer auf die Frau gerichtet, tänzelte sie geschmeidig, mit schwingenden Armen drei Schritte nach links, dann, noch immer mit lockeren Armen, drei Schritte nach rechts. Abrupt ließ sie sich auf den Boden fallen, saß im Schneidersitz vor der Frau, neigte den Kopf zurück und schaute zu ihr auf.
    Die Nafa bewegte sich zum ersten Mal, beunruhigt unter der Eindringlichkeit von Rohas Blick. Ihre Blicke streiften an Roha vorbei, ruhten einen Moment lang auf dem hartnäckig stummen Rihon, kehrten dann zu Roha zurück. Sie sagte nichts. Sie wartete.
    „Hast du den brennenden Stachel

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