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Die Nirgendwojagd

Die Nirgendwojagd

Titel: Die Nirgendwojagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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Tasche.
    „Zieh die Luke hoch.”
    Eine Leiter war an die felsige Schachtwand geschraubt und führte statt in Dunkelheit - mit der sie gerechnet hatte - zu einer Ansammlung von opalfarbenem Licht hinunter. Quales Hand war grob und heiß an ihrem Rücken. „Runter”, fauchte er, versetzte ihr einen Stoß und sorgte dafür, daß sie die Leiter hinunterstieg.
    Als sie den Boden erreicht hatte, trat sie in einen kurzen Tunnel hinein, ging um eine Ecke und befand sich in einem behaglichen und überraschend großen Raum. Mehrere Öllampen hingen an in den Stein geschraubten Halterungen, projizierten fahle Lichtkreise auf einen graugrünen Teppich, auf in die Wände geschnittene Regale mit ihrer Last von Büchern, Notizbüchern, ordentlich angeordneten Steinspitzen, Körben und kleinen Holzschnitzereien. Ein einzelner Tisch war an die hintere Wand gestellt, ein Stuhl daruntergeschoben.
    Ein Kerzenhalter mit einer halb heruntergebrannten Kerze, ein Schreibgriffel und ein Notizbuch lagen auf der Mitte der Tischplatte beieinander. Sie ging darauf zu, ihre Füße flüsterten über den Teppich, aber dann blieb sie stehen, als Quale hinter ihr hereinstampfte.
    „Drij!” brüllteer. „Drij!”
    Ein Teppich, der links von ihr an der Wand hing, flatterte, wurde dann beiseite gezogen, und eine schlanke, dunkelhaarige Frau trat in den Raum. „Ja, Radi-Quale?” Ihre Stimme klang sanft und unterwürfig. Sie neigte ihren hübschen dunklen Kopf, berührte die Stirn mit langen, schlanken Fingern.
    Aleytys drehte sich um, erfaßte das zufriedene Glitzern in Quales Augen. Sie hob den Kopf und funkelte ihn an.
    Quale ignorierte sie und beobachtete, wie die dunkelhaarige Frau zu zittern begann und weiterhin darauf wartete, daß er seine Wünsche nannte. Er lächelte, blickte Aleytys an, um sich zu vergewissern, ob sie die Lektion in weiblichem Benehmen verstand, und das Lächeln verwandelte sich in eine finstere Grimasse, als er ihrem trotzigen Blick begegnete. „Bürste das Weibsstück ab”, fuhr er die dunkelhaarige Frau an. „Wenn ich zurückkomme, ist sie bereit für mich.”
    „Ja, Radi-Quale”, murmelte die Frau, zu Quales Rücken sprechend, da er bereits aus dem Raum stapfte. Sie wischte eine Haarsträhne zurück und richtete ihren Blick auf Aleytys. „Du kommst besser mit mir.” Mit einem raschen, nervösen Lächeln deutete sie auf den Torbogen, durch den Quale hinausgegangen war. „Spar dir deine Kraft zum Überleben.” Sie berührte sanft und hastig schwache gelbe und grüne Male auf ihrem Gesicht, alte Prellungen, die nahezu verblaßt waren. „Verschwende sie niemals in sinnloser Aufsässigkeit.”
    „In sinnloser Aufsässigkeit nicht”, gab Aleytys zurück und fühlte sich dann vage jugendlich, wie ein Kind, das mit seiner Mutter aufsässig redete. Sie verzog das Gesicht.
    Drij schüttelte den Kopf, seufzte und fuhr mit zitternden Händen über die langen Stoffbahnen, die sie um ihren schlanken Körper gewickelt trug. „Du wirst es lernen”, meinte sie leise, wobei eine dumpfe Hoffnungslosigkeit ihre Worte durchtränkte. „Komm. Du wirst dich über ein heißes Bad freuen.”
    „Bad?” seufzte Aleytys. „Ein Zauberwort.” Sie streckte sich, ging auf den Wandbehang zu, blieb stehen, die Hand auf dem schweren Stoff. „Dahinter?”
    Drij schloß die Augen, preßte eine ihrer langen, schmalen Hände auf das Zwerchfell. Ihre Reaktion verblüffte Aleytys. Nach einem kurzen Zögern murmelte die dunkelhaarige Frau: „Ja. Warte. Ich zeige es dir.” Die schimmernde Seide, die sie trug, flüsterte eine Begleitmusik zu ihren anmutigen Bewegungen, als sie an Aleytys vorbeistreifte und in den Raum hineinging, der einmal ein kleines, ordentliches Schlafzimmer gewesen war. Jetzt präsentierte sich das Bett als wirres Durcheinander von schweißbefleckten Decken und schmutzigen Laken. Kleider lagen überall auf dem Boden verstreut.
    Trotz des sanften Luftstromes, der aus den Ventilationsröhren in der Decke wehte, roch das Ganze nach schalem Sex und Schmutz. Drij glitt durch den Raum, den Rücken sehr gerade. In ihrer Würde verletzt, zog sie einen weiteren Behang zur Seite, drehte sich um und wartete auf Aleytys.
    Alles um sich herum ignorierend, das Gesicht eine lächelnde Maske, die ihren wachsenden Zorn und ihr Verstehen der Schande, die schwache Farbflecken auf Drijs Wangen setzte, verdeckte, durchquerte sie rasch den Raum und trat an ihr vorbei in ein absurd luxuriöses Badezimmer.
    Eine mit Duftöl gefüllte Lampe

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