Die Nirgendwojagd
wieder Churr anzuschließen. Wir schicken dir ihre Geister, damit sie dir dienen, Bruder, dachte sie. Einen nach dem anderen werden wir sie schicken.
Die Jagd
6. Aleytys und Roha
In der Finsternis schien der Nebel dichter und wärmer zu sein. Das Feuer war auf einige flackernde Glutstücke heruntergebrannt. Aleytys hob den Kopf, blickte sich wachsam um, setzte sich dann auf. Nachdem sie in die Luft geschnuppert hatte, lächelte sie. Der Nebel war wieder von Drogenrauch durchwoben. Sie verengte die Augen und blickte forschend in das Dunkel auf der dem Wind abgewandten Seite, suchte nach neuen Leuchtpunkten, die die Position der Fackel bezeichnete. Eine dunkle, gedrungene Gestalt watschelte vorbei - ein Tik auf seinem Rundgang. Sie stieß verirrte Haarsträhnen aus ihrem Gesicht zurück, dann tastete sie nach dem Amar hinaus, suchte die zehn Lebensfunken dort draußen in der Dunkelheit.
Soweit sie feststellen konnten, hatten sie sich versammelt, saßen still auf einem Flecken beieinander. Die Fackeln waren entweder gelöscht oder schwelten nur so leicht, daß sie keine Spur davon sehen konnte. Wie lange werde ich warten müssen? fragte sie sich. Worauf warten sie? Sie glaubte dahinzutreiben und blinzelte mit schweren Augenlidern, als sie merkte, daß sie bereits mehr unter dem Einfluß des Rauches stand, als sie gedacht hatte.
Sie spülte die Droge aus ihrem Organismus, zögerte und ließ dann die Hand auf Drijs Schultern fallen und das schwarze Wasser in die schlafende Frau hineinfließen und auch aus ihr die Rauchwirkungen herauswaschen. Als Drijs Körper von der Drogeneinwirkung befreit war, brach Aleytys die Verbindung zu dem Kraftfluß ab und schüttelte sie wach.
„Wa …” Drij rappelte sich hoch, blinzelte unsicher und ließ ihre Zunge über trockene Lippen huschen. Sie blickte über die dunklen Haufen der schlafenden Aasfresser hinweg. „Bin gespannt, wie viele von ihnen am Morgen noch leben.”
„Rede besser nicht.” Aleytys schnupperte … Lebhaft und kühl strich der Wind an ihrem Gesicht vorbei; der würzige Beigeschmack von Rauch war nahezu verschwunden. „Ruhig. Nichts geschieht.”
„Was ist mit den Amar?” Drij gab sich keine Mühe, ihre Stimme leise zu halten. „Wo sind sie? Weißt du es?”
Amüsiert betrachtete Aleytys sie für einen Moment, dann tastete sie hinaus nach den Lebensfunken im Nebel. „Hätte nicht gedacht, daß du daran glauben würdest. Ah! Sie haben sich in Bewegung gesetzt. Schleichen auf uns zu.”
„Ich weiß nicht, was ich … Bist du sicher?”
„Ja. Sie lassen sich aber Zeit… vielleicht, weil die Tiks noch auf den Beinen sind.”
„Wo ist Quale?”
„Schläft irgendwo. Drij, ich möchte mit den Amar sprechen. Ich brauche dich, damit du für mich übersetzt.”
„Warum? Laß sie herkommen und ihre Leute befreien. Sie brauchen keine Hilfe.”
„Sie werden jede Kehle durchschneiden, deren sie habhaft werden können - auch die unseren, meine Freundin. Das weißt du. Ich brauche diese Hyänen, Drij. Ich will sie lebendig haben.”
„Diese … diese Bastarde? Überlaß sie den Amar.” Drijs Stimme war tief und haßerfüllt.
,,Nein. Übersetze für mich.”
,,Ich habe kein Verlangen danach zu sterben. Nicht, um einen Haufen Abschaum wie diesen hier zu retten.” Sie machte eine Handbewegung. „Könntest du sie davon abhalten, uns zu töten? Aber erzähle mir jetzt nicht wieder diesen Unsinn von geheimnisvollen Talenten.”
Sie sah Aleytys’ Lächeln. „Ich wußte es. Vergiß es.”
Die Amar kauerten sich auf dem Boden nieder - zwei von ihnen schoben sich an die Tiks heran. Ein kurzer Geräusch wir bei entstand, und die Lebensfeuer der Wachtposten erloschen. Aleytys sprang von der Ladefläche. Sie stoppte kurz, schaute zu Drij hinauf und sagte:
„Sie haben gerade die Wachen erwischt. Wenn du mir nicht hilfst, werde ich Quale wecken müssen.”
„Das ist nicht fair.” Drij seufzte und glitt zu Aleytys herunter.
„Also gut, ich bin einverstanden. Sorge dafür, daß ich am Leben bleibe, wenn du das kannst. Ich würde es jedenfalls sehr zu schätzen wissen.”
„Diese Empfindung teile ich.” Mit Drij dicht hinter sich, huschte sie auf die am Boden hockenden Gefangenen zu. Als sie dicht an einem der Schläfer vorbeikam, kniete sie neben ihm nieder, berührte seine Wange und ohrfeigte ihn dann - ihre Handfläche klatschte laut gegen seine schlaffe Wange. Er war in tiefer Betäubung gefangen und würde lange brauchen, bis er wieder
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