Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Nirgendwojagd

Die Nirgendwojagd

Titel: Die Nirgendwojagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
Vom Netzwerk:
fest über den Brustkorb gedrückt, so stand sie auf dem Pfad, den ihre und Rihons Füße in die Erde gestampft hatten, und versuchte nachzudenken. Sie konnte keinen klaren Gedanken fassen - Bilder der Dämonen füllten ihren Kopf. Sie rannte los.
    Als sie die Lichtung umrundete, sah sie, wie die Dämonen einen der Ihren über die Mauer warfen, einen Toten, der hart auf den Boden klatschte und halb über einen toten Amar gestürzt liegenblieb. Sie funkelte die Mauer an, hinter der sich die Köpfe auf und ab bewegten, und ihre Krallen streckten sich aus und zogen sich wieder ein. Sie blieb stehen, machte keine Anstalten, sich zu verstecken, obwohl die Dämonen ihre Schleuderstöcke benutzten und sie die kleinen, tödlichen Kügelchen ausspucken ließen.
    Churr packte ihren Arm und zog sie in Deckung. „Du solltest nicht hier sein, Zwilling. Geh zurück.”
    Sie sah die Verwirrung auf seinem Gesicht in Unsicherheit, dann in Zorn überwechseln. „Nicht Zwilling. Nicht mehr.” Sie wandte sich von ihm ab und konzentrierte sich auf die Mauer. „Was machen die Dämonen? Sitzen sie nur einfach da herum?”
    Churr kniete sich neben sie, sein massiges, narbiges Gesicht von Zorn verspannt. „Wir können hören, wie sie sich hinter den Mauern bewegen. Was sie tun …” Er schüttelte den Kopf und stieß ein Zischen aus, als das Tor in der Mauer aufschwang. Er pfiff schrill. Ein Amar brach aus dem Unterholz hervor, hob seinen Bogen. Und wurde von einem Knattern aus den spuckenden Stöcken auf den Rücken geschleudert.
    Churr knurrte, als das lange Ding herausrollte, von sechs Amar-Kriegern gezogen, stolpernden und rebellierenden Kriegern, die von den Peitschen in den Händen zweier Dämonen angetrieben wurden.
    Roha klammerte sich an Churrs Arm fest. „Wie … wie … wie …”
    stammelte sie. Sie preßte sich an ihn, bezog Kraft aus ihm, nicht in einer Flut, wie von ihrem Bruder, sondern lediglich in einem kurzen Erguß - wie ein vom Wind herbeigetragener Wasserdunst. Sie beobachtete, wie die Fremden näherratterten, dann riß sich Churr los und pfiff wieder. Schreie gellten rings um die Lichtung, dann flogen Pfeile aus der Sicherheit der Bäume hinaus, trafen vereinzelt, brachten ein paar Dämonen zu Fall und prallten von anderen harmlos ab.
    Churr riß sie hoch, was sie zu einem scharfen Schrei aufschreckte.
    Mehrere Schritte vom Waldrand entfernt, setzte er sie wieder ab.
    „Geh nach Hause”, befahl er eindringlich. Bevor sie protestieren konnte, war er im Nebel verschwunden.
    Roha lauschte dem Kampflärm, stellte fest, daß er sich langsam entfernte, bis er kaum lauter war als der Wind, der in den Bäumen über ihrem Kopf flüsterte. Sie ging langsam zur Lichtung zurück und blieb stehen, um die Mauer zu betrachten. Das Tor war wieder geschlossen, und sie konnte den Kopf eines Dämonen wie eine verformte Frucht über der Mauerkrone schweben sehen. Sie wandte sich nach Westen, spitzte ihre Ohren nach vorn und machte sich auf, den Geräuschen zu folgen, die sie nach wie vor erreichten. Hinter sich hörte sie den Knall eines Schleuderstocks und spürte den heißen Strich des Schmerzes über ihre Schulter brennen. Sie lief schneller, die Hand über die leichte Rille in der Haut gepreßt, die ihren Arm polsterte. Zum ersten Mal seit Rihons Tod fühlte sie, wie sich der Zwilling in ihr veränderte. Ihr Blut erhitzte sich, veränderte die Landschaft mit aufeinanderfolgenden und gleichzeitigen Verzerrungen, die ihr in ihrem erhöhten Zustand vertraut waren - flache Linien und Flächen von Schwarz auf Weiß, Weiß auf Schwarz, kreuz und quer durchzogen mit geschwungenen und gezackten Farbschimmern, welche die Geräusche waren, die sie nicht mehr hörte, sondern nur sah.
    Sie erreichte den Rand des Nebellandes, als sich das rollende Ding den Abhang hinunterneigte und in die Nebelkuppeln vorstieß. Churr hielt sie fest, hinderte sie daran, ihm zu folgen.
    Sie wehrte sich nicht. In der Krümmung seiner Arme festgehalten, starrte sie in den Nebel und wollte … wollte so viele Dinge tun, daß sie nicht einmal alle aufzählen konnte, wollte in diesen schrecklichen Ort hineingehen und die Sache, die sie begonnen hatte, beenden, das Dämonen-Ei vernichten, wollte alle Dämonen töten, jetzt sogar die Nafa. Alle Dämonen. Sie vernichten und die Schoß-Mutter von ihrer brennenden großen Wunde heilen. Flammen tanzten auf dem Nebel vor ihren Augen. Sie sah das große, graue Ei brennen. Brennen. Sie blinzelte, und die Vision war

Weitere Kostenlose Bücher