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Die Nirgendwojagd

Die Nirgendwojagd

Titel: Die Nirgendwojagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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verschwunden - jetzt gab es wieder nur die sich aufblähenden Nebelkuppeln, wie sie vom Boden des Becken tief unten aufstiegen.
    Churr trat von ihr zurück, hielt jedoch ihr Handgelenk fest, als er sich umdrehte und die zehn Amar ansah, die ihn umringten. „Sie haben unsere Brüder, diese Dämonen. Sie haben sie dort hinuntergebracht - ihr habt es gesehen.” Er deutete mit dem Kopf auf den Beginn des Abhangs, wo der flache Stein zu einem langen, stetigen Gefälle abbröckelte, bis hin zum Grund des Beckens. „Wer kommt mit?”
    Die zehn schlurften mit den Füßen, tauschten abwägende Blik-ke, gingen dann einer nach dem anderen zu Churr, legten die Hand auf seine ausgestreckte Faust und traten wieder zurück. Er nickte. „Gut.
    Najin, du sammelst mit Pitic an der Außenseite der Mauern der Nafa so viele Pfeile wie möglich ein. Paßt auf - ein paar Dämonen sind zurückgeblieben.” Seine Augen verschmälerten sich zu engen Schlitzen, seine Rechte berührte den über seinen Rücken gehängten Köcher. „Unsere Vorräte sind zusammengeschmolzen, und wir haben keine Zeit, neue anzulegen. Ihr übrigen - holt Wegzehrung, Messer und ein paar neue Gifttöpfe. Es dürfte schwer werden, unsere Brüder zu befreien. Fulz, du und Bayin, ihr holt ein paar Feuertöpfe und Sinzi-Holz für Fackeln.” Er kicherte, als er ihr plötzliches Grinsen sah. „Die Kehle eines schlafenden Dämons kann man leichter durchschneiden.”
    Pitic sah Roha an. „Vor der Verbrennung?”
    Churr zuckte mit den Schultern. „Wan, Serk und Niong sind genug, den Hellen Zwilling zu ehren. Wir müssen uns um andere kümmern.”
    Pitic blickte Roha noch einmal an, nickte und eilte dann hinter Nayin her. Die anderen huschten lautlos in den Nebel und kehrten in langsamem Trott zum Dorf zurück. Roha stand noch immer vor Churr und starrte ihn an, ohne etwas zu sagen. „Geh nach Hause”, sagte Churr barsch. „Dies ist Männerarbeit, Dunkler Zwilling.”
    Sie wandte den Kopf ab. „Nein …” Sie riß sich los, ging zum Felsabhang, setzte sich und starrte in den wallenden Nebel. Nach einem ausgedehnten Schweigen schaute sie über die Schulter zurück. Er blickte angespannt an ihr vorbei, als würde sie überhaupt nicht existieren. „Churr!” rief sie. Er fuhr herum. „Churr, ich gehe mit euch und wenn ich ganz allein folgen muß.”
    Sie erhob sich und machte einen Schritt hangabwärts.
    Er erwischte sie noch an der Schulter. Er war nur einen Kopf grö
    ßer, aber sie konnte es mit ihrem zerbrechlichen Körper nicht mit seiner drahigen Stärke aufnehmen. Sie versuchte nicht einmal, sich zur Wehr zu setzen. „Du kannst mich jetzt aufhalten. Aber du kannst mich nicht daran hindern, euch zu folgen.”
    „Roha …” Er brach ab, als sie stumm, reglos vor ihm stand, dann drehte er sich um und ging davon, um in einiger Entfernung auf die Rückkehr der Krieger zu warten.
    Roha sah ihm nach, wie er ruhelos über den Fels stapfte, von Nebelranken umhüllt und wieder freigegeben. Sie hätte Triumph verspüren müssen, aber sie war innerlich wie ausgehöhlt. Sie setzte sich wieder und wartete mit ihm in einer kalten Geduld, die sie in Stein verwandelte und dem Stein unter ihr gleichmachte.
    Sie hörte Rufe und die Geräusche eines Tumults vor sich, als sie ihren Weg über das lockere Gestein den Hang hinunter wählte und vorsichtig um vereinzelte Vegetationsflecken herumging. Hier an den Rändern des Nebellandes war beinahe alles, was gedieh, gefährlich. Sie hörte einen lauten Schrei - weit unten am Hang verhedderte sich einer der Dämonen in einem Busch und stürzte, sich immer wieder überschlagend, als Zentrum einer kleinen Lawine in die Tiefe. Irgendwann später wäre sie beinahe über seinen Leichnam gestolpert; er war teilweise mit stacheligen Blättern bedeckt.
    Sein Fleisch war aufgebläht, geschwollen. Sie blieb stehen und starrte auf ihn hinunter, hob dann den Kopf und lachte. „Einer”, rief sie.
    Es entstand noch mehr Lärm vor ihr. Die zehn Amar griffen unter Churrs Führung die Dämonen mit Steinen an, stürzten sich auf sie, schnitten ihnen die Kehlen durch und trieben sie in Giftbüsche. Roha stieg über weitere tote Dämonen oder umrundete sie, verspürte jedesmal ein Aufwallen von Zorn und Triumph, das sich jedoch unter der Erkenntnis, daß nicht einmal das Blut sämtlicher Dämonen ausreichen würde, um Rihons Tod ungeschehen zu machen, schnell wieder legte. Sie umrundete die Füße des letzten und rannte den Hang hinunter, um sich

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