Die Nirgendwojagd
nötig sein würde.
Mit einem schnellen, kraftvollen Sprung kam er in die Schleuse hoch, neben sie. Er packte eine herausragende Stange und versuchte die Barriere loszuschütteln. Die Anstrengung ließ sie ein wenig klappern und laut quietschen. Aber, weit wichtiger: Sie beseitigte einen Teil seiner aufgestauten Nervosität. Er stierte in die Finsternis, funkelte dann auf sie herunter. „Wenn diese Wanze nicht ganz schnell zurückkommt, dann werde ich dieses Ding in Stücke reißen und jedes Insekt, das ich in die Hände kriege, ebenfalls — und dann schleife ich sie höchstpersönlich heraus, die Königin.”
Kurz davor einzuwenden, daß sie die Vaada und die Valaada brauchten, biß sich Aleytys auf die Lippe und schluckte die Worte hinunter. Er mußte das selbst genausogut wissen und würde es bestimmt nicht schätzen, wenn sie ihn daran erinnerte, sich in seine Angelegenheiten einmischte, wie er es wohl nennen würde, wenn sie ihre Nase in etwas hineinsteckte, in der sie nichts zu suchen hatte. Sie sah zu, wie er abermals an der Barrikade schüttelte, dann hinuntersprang und zwei Aasfressern befahl, die übriggebliebenen Proviantbehälter zwischen Transporter und Schiff auf den Boden zu werfen.
Hinter sich hörte sie ein Kratzen, Quietschen, Scharren. Sie drehte sich um.
Durch die Öffnungen in der Absperrung erkannte sie teilweise mehrere Vaada-Körper. Sie berührte die Barriere und fühlte, wie sie sich bewegte. „Quale”, rief sie. „Sie machen die Schleuse frei.”
Er richtete sich auf, Triumph in seinem breiten, strahlenden Grinsen. Er packte die Schulter des Mannes neben sich. „Gebe, macht das Ding …” — er ruckte einen Daumen in Richtung des Transporters —
” … startklar, damit wir es hineinrollen können, sobald der Plunder da aus dem Weg geschafft ist.”
Die Barrikade glitt unversehrt zurück, bewegte sich langsam, aber stetig, bis die Schleuse geräumt und der Weg ins Innere des Schiffes frei war. Die Dunkelheit darin wurde verdrängt, als ein Vaad auf sie zukam, eine rauchende Fackel in einer Hand, die Mittelarm-Greifzangen fest gegen den Brustkorb gepreßt. Es trat zurück und hob die Fakkel über den Kopf, ohne auf die davonsprü-henden und herunterfallenden Safttropfen zu achten.
Aleytys wollte hineingehen, stoppte dann und trat zur Seite, um Quale den Vortritt zu lassen. Er schwang sich in die Schleuse herauf und stolzierte an ihr vorbei. Er erreichte die Verbindungsstelle der breiten Korridore, durchquerte sie und winkte Aleytys schließlich.
Als sie bei ihm war, deutete er auf Ksiyl, die gleich einer Schattengestalt im flackernden, diffusen Licht stand. „Was sagt dieses Insekt?”
Aleytys zog die Stirn kraus. Die Zeichensprache war weitverbreitet, wurde besonders zwischen Spezies mit nicht zu vereinbarenden Sprachen verwendet. Sie nahm an, daß Quale sie gut genug beherrschte, um das meiste von dem mitzubekommen, was gesagt wurde. Sie schob sich ein wenig nach vorn, riskierte eine knappe, nachdrückliche Warnung und unterbrach Ksiyl, bevor sie sie Jägerin nennen konnte.
Ksiyls gestikulierende Hände verharrten zögernd und bewegten sich dann in einer formellen Begrüßung.
„Sie heißt uns willkommen. Wenn wir ihr folgen, wird sie uns zur Königin bringen.”
„Sag der Wanze, sie soll sich damit beeilen!”
„Sie versteht dich, Sir”, murmelte sie und zeigte auf Ksiyl, die mit ihren Beißwerkzeugen knackte und eine rasche Folge von Geräuschen hören ließ. Das Vaad mit der Fackel schob sich an Aleytys vorbei und stakste mit unbeholfener Schnelligkeit den widerhallenden Korridor entlang, der sich vom Heck bis zum Bug durch das Schiff zog. Ksiyl signalisierte eine formelle Bitte, ihr zu folgen, drehte sich daraufhin um und bewegte sich mit dem gleitenden Schwanken großer Müdigkeit den verwüsteten Korridor entlang.
Das Innere des Schiffes war weit mehr beschädigt als Aleytys erwartet hatte, nachdem sie die nahezu unversehrte Hülle gesehen hatte.
Die Innenwände waren zerfetzt, verdreht und eingestürzt, Trümmer ergossen sich aus ehemals einzelnen Räumen; sie merkte, wie sie über verdorrte Körperteile längst toter Vaada schritt und gegen einen runden Gegenstand trat, der davonkullerte - ein Vaad-Kopf … Der bittere, stechende Geruch kranker Vaada war so dicht, daß man ihn schneiden konnte, und wurde durch die Dämpfe der vor ihnen hergetragenen Fackel noch verstärkt. Sie kamen an mehreren noch lebenden Vaada vorbei, die in Öffnungen standen, die
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