Die Nirgendwojagd
irritierter über sich selbst, sagte sie: „Ich weiß nicht. Morgen vielleicht.” Sie legte die Hände auf die Querstange, starrte auf sie hinunter. „Gehen wir weiter. Ich möchte ein Bad nehmen.”
Mit einem belustigten Kichern schwang er sich wieder auf die Ladefläche und begann, das Seil aufzuwickeln. Hastig bewegte Aleytys die Füße, als sich die Kette am Ende des Seils an ihr vorbeischlängelte, über den Felsen klirrte, ruckte, kratzte. Hinter sich hörte sie ein Klappern - Swardheld knallte den Haken auf das Gestänge; vor ihr machten die Vaada dünne, stummelartige Beine gerade und warfen ihr Gewicht gegen die Querholme. Die Deichsel ruckte erneut, als sich Swardheld wieder herunterschwang: Die Gewichtsverlagerung ließ das Chassis leicht federn, die Gewichtsbefreiung ließ es nachpendeln, und diese Schaukelbewegung übertrug sich auf die Deichsel.
Langsam, mühselig, wurde der Transporter wieder in Bewegung gesetzt, und die stummen Valaad-Wächterinnen schritten daneben her so unaufdringlich, als wären sie mechanische Anhängsel, daran angeschlossen durch ihre Mittelarm-Greifzangen, die sie um die Chassis-Kante herum festgeklammert hielten. Die Wachen auf der Sphäre setzten ihre endlose Arbeit die ganze Zeit über fort und hielten das Lebenserhaltungs-System für die in der dicken Metallschale schlafend gehaltene Königin in Gang. Ächzend und knarrend rollte der Transporter an Bäumen vorbei und über unebenen, steinigen Boden, einen Boden, der jedoch zunehmend weicher wurde, je weiter sie sich vom Rand des Beckens entfernten und zwischen den Bäumen entlanggingen, die höher und dichter beieinander wuchsen. Drij und die letzten Vaada stolperten hinter dem Gefährt her und mieden Gestrüppflecken, wie sie es bei den Gewächsen des Nebellandes hätten tun müssen, obwohl das hier nicht mehr nötig war.
Als sie den Transporter auf die Lichtung des Bunker-Camps hinauszogen, kam Swardheld zu Aleytys und legte den Arm um ihre Schulter. „Halte dich bereit.” Sie nickte, und er lächelte, rannte über die Lichtung, und seine Stiefel trafen in dieser Stille, die so bedrückend über dem Camp lastete, mit eigenartiger Lautstärke auf den Fels. Das Camp wirkte verlassen, aber das Tor war geschlossen, ein Beweis dafür, daß noch jemand darin lauerte.
Swardheld trat gegen das Holz: Ein dumpfes Dröhnen entstand, das beinahe im gleichen Augenblick, in dem es laut wurde, wieder verstummte. „Blaur!”
Aleytys streifte gedankenabwesend das Geschirr ab und trat von der Deichsel weg. Müde und nervös ging sie an den stillen, geduldigen Vaada vorbei und blieb vor ihnen stehen, als sich ein dunkles Rund langsam über den oberen Mauerrand schob.
„Quale?” Die heisere Stimme drückte nur wenig Wiedersehensfreude aus. Blaur richtete sich noch ein Stück weiter auf und legte sein Gewehr auf die Mauer. „Hast dir Zeit gelassen.” Er spähte an Swardheld vorbei, zum Transporter, der noch im Schatten der Bäume am Rand der Lichtung stand. „Du hast sie?”
Swardheld knurrte und schlug gegen das Tor. „Beweg deinen Arsch, Mann!”
Blaur rieb sich die Nase. „Nenn mir einen triftigen Grund.”
Swardheld lächelte. „Du kommst dir wohl mächtig stark vor, was?
Hast du die Schiffsschlüssel gefunden? Willst du den Rest deiner Tage auf dieser stinkenden Welt verbringen?”
Blaur wischte sich mit einer rauhen Handfläche über seinen narbigen Schädel, und das scheuernde Geräusch hing laut genug in der schwülen Luft, daß selbst Aleytys es hören konnte. Sogar über diese Distanz hinweg konnte sie den Widerwillen, den Zorn und die zögernde Angst in ihm brodeln fühlen. Die einsamen Tage hatten Hoffnungen in ihm genährt … Von Quale getrennt, hatte er die Stärke seines Anführers vergessen und sich statt dessen an sein Aufbrausen und seine gelegentlich erkennbaren wunden Punkte erinnert … Jetzt zögerte er, von seinen Träumen abzulassen, aber noch weit mehr zögerte er, den Mann vor sich zu provozieren, obwohl er keine Ahnung haben konnte, daß die Persönlichkeit, die diesen Körper jetzt bewohnte, gefährlicher war, als es die ursprüngliche je gewesen war.
Aleytys griff zu, zapfte ihre Kraft an, zum Handeln bereit, falls der Mann sein Gewehr hob. Für einen langen Augenblick fror die Szene ein, dann entspannte sich Aleytys: Blaur sprang herunter und kommandierte schreiend unsichtbare Aasfresser herum, die Stimme rauh von dem Zorn, den er nicht zu formulieren wagte. Ihre Knie zitterten ein
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