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Die Nirgendwojagd

Die Nirgendwojagd

Titel: Die Nirgendwojagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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stülpte sie den Flammenschutz wieder an seinen Platz zurück, drehte sich um, wollte die zweite Lampe anzünden, hielt jedoch inne, bevor sie das Streichholz über die Zunderfläche rieb.
    Drij kauerte in einer Ecke, starrte ins Nichts, zitterte bisweilen oder saß einfach nur starr wie ein Klumpen Ton da. Aleytys hatte gehofft, die vertraute Umgebung des Bunkers würde ihren zunehmenden Rückzug in sich selbst aufhalten, aber bisher war das nicht geschehen.
    Zeit, dachte sie. Sie hat noch keine Zeit gehabt zu merken, wo sie ist.
    Seufzend zündete sie die zweite Lampe an. Das genügt für den Moment, dachte sie. Sie steckte den Kopf durch den Torbogen hinaus und rief: „Komm runter, der Laden ist geöffnet.”
    Er kam herein, während sie die restlichen Lampen anzündete. „Das hat ja ganz gut geklappt.” Er lächelte, aber das Lächeln verblaßte, als er zu Drij hinüberging und auf sie hinuntersah. Kopfschüttelnd kehrte er zu Aleytys zurück. „Sieht nicht gut aus. Scheint bergab zu beschleunigen. Kannst du nichts tun?”
    „Ich weiß es nicht.” Sie strich fettige Haarsträhnen aus dem Gesicht zurück. „Wenn es nur ihr Körper wäre …” Sie schüttelte den Kopf. „Ich habe Angst, sie zu berühren … Angst, ich könnte alles nur noch verschlimmern. Verdammt, ich wünschte … Ich werde sie saubermachen und aus diesen dreckigen Kleidern schälen. Vielleicht hilft es, wenn sie sich äußerlich besser fühlt… Sie hat nichts mehr gegessen … wenn ich sie dazu bringen könnte, ein paar Bissen hinunterzuschlucken …” Sie zog eine Grimasse und klopfte auf den eigenen Bauch. „Da wir gerade vom Essen reden - ich könnte ein halbes Dutzend von diesen Eintopf-Konserven verschlingen.
    Hast du nicht auch Hunger? Und … bleib ihr lieber aus dem Weg.”
    Sie nickte zu Drij hin. „Mit Quale haben ihre Schwierigkeiten angefangen.”
    Swardheld rieb über seinen Stoppelbart. „Dann spute dich. Je schneller du sie gefüttert und ins Bett gesteckt hast, desto früher können wir uns säubern.” Er strich über ihre Wange. „Und über ein paar wichtige Dinge reden, über die wir reden müssen.”
    Sie entfernte sich von ihm, schloß die Augen, bis sich ihr Atem wieder beruhigte. Als sie sich daraufhin umwandte, war er verschwunden, und der Vorhang, der die Türöffnung zur Küche verbarg, schwang noch ein wenig nach. Mit einem Seufzer ging sie zu Drij hinüber, bückte sich und nahm ihren Arm. „Komm, Drij. Wenn du ein Bad genommen hast, fühlst du dich besser.”
    Ohne Widerstand und ohne ein Zeichen des Verstehens in den Augen kam Drij hoch, bewegte sich wie eine übergroße Marionette und ließ sich von Aleytys durch das Schlafzimmer ins Badezimmer schleppen. Nicht einmal das spritzende Tosen, mit dem das Wasser aus dem Hahn hervorplatzte, rief eine Reaktion bei ihr hervor. Mit einem erbitterten Seufzer drückte Aleytys auf ihre Schultern und setzte sie mit dem Rücken gegen die Wannenseite. Sie betrachtete die Frau einen Moment lang, schüttelte dann den Kopf und ging durch den Vorhang des Türbogens hinaus in das Schlafzimmer, wo sie in den in die Steinwand eingelassenen tiefen Schubladen herumwühlte und sich dabei mehr auf ihren Tastsinn als auf ihre Augen verließ, da nur wenig Helligkeit durch die Ventilationsschächte heruntersickern konnte. Wiederholt ging sie an den Vorhang zurück und sah ins Badezimmer hinein, um sich zu vergewissern, daß sich Drij nicht durch irgendeine Unachtsamkeit Schaden zufügte. Sie fand Laken, warf sie auf das Bett, fand zusätzliche Decken und ein paar Handtücher und etwas, das sich nach einem sauberen Kleiderstoff anfühlte. Nachdem sie abermals zu Drij hineingespäht hatte, ging sie in den Arbeitsraum hinaus und holte die kleine Schachtel mit den Streichhölzern.
    Mit den Handtüchern kehrte sie ins Badezimmer zurück, ließ sie auf die Frisierkommode fallen und zündete die Lampe an. Nachdem sie die Wassertemperatur überprüft und den Zufluß abgestellt hatte, blieb sie vor Drij stehen. „Hoch mit dir”, sagte sie energisch, aber trotzdem auch ein wenig hoffnungslos und seufzte erneut, als Drij sie nicht einmal zu hören schien. „Du hast nur einen Dickschädel, nicht wahr?” Sie beugte sich hinunter und ergriff Drijs Arm. „Steh jetzt auf. Schlimmer, als ein Kind zu hüten.”
    Mit einiger Anstrengung zog sie Drij aus und warf die verdreckten und schweiß versteiften Kleider auf einen Haufen in der Ecke, die Stiefel ebenfalls. Dampfspiralen stiegen von

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