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Die Nomadengott-Saga 01 - Der Nomadengott

Die Nomadengott-Saga 01 - Der Nomadengott

Titel: Die Nomadengott-Saga 01 - Der Nomadengott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Scherm
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Barak, als Seshmosis geendet hatte.
    »Nicht unbedingt. Zum einen weiß ich gar nicht genau, wo unsere Väter einst lebten, zum anderen befürchte ich, dass dort inzwischen andere Leute wohnen. Wir wollen keinen Streit, sondern dorthin gehen, wo wir willkommen sind.«
    »Eine vernünftige Einstellung«, lobte Barak. »Aber was die Heimat Eurer Väter betrifft, kann ich Euch vielleicht helfen. Ich habe in meinem Archiv viele Aufzeichnungen von Stämmen, die während der Hungerszeiten nach Ägypten ausgewandert sind.«
    »Wie wunderbar!«, freute sich Seshmosis. »Ich liebe Archive.«
    Barak ging zu seinem großen Regal und kam bereits nach wenigen Augenblicken mit mehreren Papyrusbogen zurück. Er kannte sich in seinen Unterlagen wirklich gut aus.
    Seshmosis seinerseits holte die »Tafel der Väter« aus seinem Leinenbeutel, den er bei sich trug. Er war voll in seinem Element, und mit Barak fand sich für ihn ein Zwilling im Geiste.
    »Also, lasst hören, was in Euren Aufzeichnungen steht! Aber bitte nur den Anfang, ich hasse diese endlosen Geschlechterlitaneien«, forderte Barak Seshmosis auf, der den Papyrus entrollte.
    »Bevor ich aus der Rolle lese, muss ich Euch noch sagen, dass alle Namen, die darin vorkommen, bei uns sehr beliebt sind. Die Eltern nehmen gern diese Namen, weil sie das für ein gutes Omen halten. Außer dem Namen des Gründervaters Tiglat, der ist tabu. Niemand würde es wagen, sein Kind Tiglat zu nennen.«
    Seshmosis räusperte sich, trank noch einmal einen Schluck Wasser und begann.
    »Es begab sich aber, dass Tiglat Esther, Tochter des Samil, zur Frau nahm. Sie gebar ihm drei Söhne, Habak, Hiram und Mani. Es kam aber eine Seuche über ihr Vieh und eine Hungersnot über sie, sodass sie am Land darbten und nach Ägypten zogen.« Seshmosis zuckte mit den Achseln. »Leider kein Hinweis, von wo aus sie aufbrachen.«
    »Hm«, machte Barak und kratzte sich am Kinn, »die meisten Stämme sind südlich nie über das Nildelta hinausgekommen. Bis nach Theben zu ziehen, war sehr ungewöhnlich. Lasst mich nachdenken.« Er blätterte in seinen Papyrusbogen, als suche er etwas ganz Bestimmtes.
    »Hier! Wusste ich es doch!« Freudig schwenkte Barak einen kleinen Fetzen. »Dieses Stück Papyrus ist das Fragment einer größeren Liebesgeschichte, und ich hoffe schon seit Jahren, weitere dazu passende Teile zu finden. Ich denke, das Stück hier kann uns weiterhelfen.«
    Seshmosis’ Aufregung nahm zu, er fühlte sich wie ein Bluthund auf der Spur seiner Ahnen. »Lasst hören, mein Freund!«
    »Hier steht: Gar krank vor Liebe sehnte er sich zurück. Auch unter den fremden Sternen von Theben konnte er sie nicht vergessen. Umarmen wollte er sie, Rachel, die er in der Stadt seiner Väter Jericho zurücklassen musste. So durchschritt er den Weg vom Nil zum Jordan um seiner Liebe willen.«
    »Wer ist er?«
    »Keine Ahnung, sein Name fehlt auf dem Papyrus. Aber immerhin wissen wir, dass Leute aus Jericho bis nach Theben gezogen sind.«
    »Und du sagst, es gab nicht viele Stämme, die nach Theben gingen?«
    »Ziemlich sicher nur einen. Bei allen Auswanderungsberichten bin ich nur einmal auf Theben gestoßen. Nur hier, auf diesem Fetzen.« Barak wedelte wieder mit dem Papyrus in der Luft.
    »Dann stammen wir wohl wirklich aus Jericho.«
    »Ja. Was habt Ihr nun vor? Wollt Ihr nach Jericho gehen?«
    »Ich weiß nicht. Es wäre sicher nicht gut, mit der ganzen Karawane dort aufzutauchen. Man könnte das falsch verstehen«, sagte Seshmosis nachdenklich.
    »Vor den Leuten in Jericho hätte ich an Eurer Stelle weniger Angst als vor den Leuten in der näheren Umgebung dort. Sie sollen von der übelsten Sorte sein. Eine schlecht bewaffnete Karawane wäre ein gefundenes Fressen für die.«
    »Danke für den Hinweis, werter Kollege. Ich werde mit meinen Leuten über die Sache reden. Ich denke, dass schon einige die Heimat ihrer Väter sehen möchten. Vielleicht reisen wir als kleine Gruppe, während die anderen in Gaza auf unsere Rückkehr warten. Doch nun habt Dank, lieber Barak, für Eure große Hilfe und die freundliche Aufnahme. Wenn ich aus Jericho zurückkehre, werde ich Euch sicher berichten.«
    »Gern geschehen, lieber Seshmosis. Es war mir eine Freude, einen Kollegen zu treffen und ihm behilflich sein zu können. Ich freue mich auf ein Wiedersehen und Euren Bericht.«
    Mit einer herzlichen Umarmung verabschiedeten sich die beiden Schreiber voneinander, und Seshmosis ging beschwingt zum Lager der Tajarim.

     

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