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Die Nomadengott-Saga 02 - Die Irrfahrer

Die Nomadengott-Saga 02 - Die Irrfahrer

Titel: Die Nomadengott-Saga 02 - Die Irrfahrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Scherm
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glücklich und zufrieden. Ich widme mich meinen Studien und genieße das ruhige Leben.«
    »Damit ist jetzt Schluss. Wie schon erwähnt, habt ihr Tajarim die seltene Gabe, euch ausgerechnet solche Gegenstände anzueignen, die euch in Gefahr bringen. Das Amulett wird dir interessante Zeiten bescheren. Solange du es besitzt, solltest du noch mehr meine Nähe suchen als sonst«, orakelte GON geheimnisvoll – und verschwand.
    Seshmosis haderte mit sich. Von ein paar fremden Schriftzeichen hatte er sich verleiten lassen, ein geheimnisvolles Amulett zu erwerben. Vielleicht hatte er mit der Vermutung eines Fluchs gar nicht so falsch gelegen? Wenn er die Zeichen nur entziffern könnte! Wenn er das Amulett nur nicht gekauft hätte! Wenn er doch schon vor zwei Jahren das Angebot von Elias angenommen hätte, in dessen Archiv in Jericho zu arbeiten! Seit seiner Ankunft in Byblos musste Seshmosis immer wieder an Elias denken. Eigentlich mehr an dessen wunderschöne Tochter Rachel. Er war froh, dass er vor einigen Tagen nach Jericho geschrieben hatte, weil er keine Ruhe mehr fand. Jede Nacht, im schwebenden Zustand vor dem Einschlafen, tauchte die junge Frau bei ihm auf. Sie schmiegte sich dann an ihn, und Seshmosis genoss ihre Zuneigung und Wärme. Er träumte von der Hochzeit mit Rachel und ihrem gemeinsamen, erfüllten Leben. Er würde zu den angesehensten Bürgern von Jericho gehören, und seine Frau würde ihm viele Kinder schenken, allesamt schön, intelligent und folgsam.
    Warum nur verließ er das Lager der lieblichen Rachel? Warum sollte er mit ein paar geldgierigen Tajarim ins Ungewisse segeln? Warum vergeudete er seine glückliche Zukunft an einen Haufen egoistischer Händler? Warum gab er diese wunderbare Frau auf, die er noch nie besessen hatte?
    Seshmosis verstand es wie kein Zweiter, sich in seiner Sehnsucht zu suhlen und Verluste zu betrauern, die er gar nicht erlitten hatte.
     
    *
     
    In den frühen Abendstunden fanden Mitglieder der Stadtwache im Hafenviertel den Leichnam eines gewissen Jakub von Bethel. Der amtsbekannte Kriminelle galt als ein führender Kopf der Verbrecherbande Schatten von Byblos. Er lag mit durchschnittener Kehle in seinem Blut in einer Seitengasse, und auf seiner Stirn war ein Mal eingebrannt, das einen Stierkopf darstellte. Der zuständige Kommandeur ging von einem Bandenkrieg aus, der die übrige Bevölkerung nicht berührte. Weitere Untersuchungen des Mordfalls galten daher als überflüssig.
     
    *
     
    Während sich am Vormittag, wie jeden Tag um diese Zeit, einige Tajarim zur Stunde des Dankes in Seshmosis' Zimmer vor dem Schrein von GON versammelten, hastete Raffim ziemlich angespannt ins Hafenviertel hinunter. Er musste unbedingt herausfinden, wo sich Henoch aufhielt. Vor allem aber, wo sich gegenwärtig die Heiligen Rollen der Tajarim befanden.
    Raffim begann die Suche nach seinem Geschäftspartner in der Taverne, in der er ihn kennen gelernt hatte. Baals Rachen gehörte zu den Lokalen, die man nicht zum Vergnügen aufsuchte, sondern nur, wenn man bereit war, ein hohes Wagnis einzugehen. Dies versprach dann aber auch entsprechend hohe Gewinne.
    Die Taverne galt als ein Hauptquartier der Schatten von Byblos. An diesem Tag waren die Mitglieder der Bande mehr als nervös. Der gewaltsame Tod zweier ihrer Anführer binnen zwölf Stunden verunsicherte sie, und die Angst ging um, dass die unbekannten Rächer nach weiteren Opfern Ausschau hielten.
    Als Raffim in Baals Rachen die Nachricht von der Entleibung von Kain und Jakub vernahm, war er entsetzt. Sein Kontakt zu den beiden beschränkte sich zwar auf den Ankauf weniger Stücke, doch musste er befürchten, dass man ihn mit den Männern gesehen hatte. Das mulmige Gefühl im Zentrum seines massigen Körpers wuchs noch, als zwei groß gewachsene, völlig in Schwarz gekleidete Fremde die Taverne betraten.
    Sie gingen geradewegs auf den Wirt zu, der versuchte, sich hinter dem Tresen unsichtbar zu machen. Einer der Männer beugte sich zu ihm herab und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Der Wirt schüttelte heftig den Kopf. Daraufhin redete der neue Gast eindringlicher auf ihn ein, während sein Begleiter das Gewand leicht zurückstreifte, sodass das Schwert an seiner Seite für alle sichtbar wurde. Raffim beobachtete beunruhigt das Geschehen. Die Gespräche in der Taverne verstummten. Unter diesen Umständen schien dem Wirt nun doch etwas einzufallen, denn seine Gesichtszüge entspannten sich ein wenig. Die beiden Schwarzgekleideten nickten

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