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Die Nomadengott-Saga 02 - Die Irrfahrer

Die Nomadengott-Saga 02 - Die Irrfahrer

Titel: Die Nomadengott-Saga 02 - Die Irrfahrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Scherm
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Natürlich hatte er geblufft, als er Raffim gedroht hatte, GON werde eingreifen. Der Nomadengott interessierte sich ja nur für die ihn betreffende Rolle Die kleine Karawane; das Schicksal der vier anderen Papyri war ihm egal. Aber Seshmosis ging davon aus, dass Raffim dies nicht wusste und er es deshalb mit der Angst zu tun bekäme. Mit Sicherheit würde er in irgendeiner Form reagieren. Gut, das war die eine Geschichte. Aber wie stand es mit seinen beiden anderen Problemen: der Reise ins Unbekannte und dem Amulett des unbekannten Reisenden?
     
    *
     
    Die Sonne war schon einige Zeit hinter der Küste von Byblos im Meer versunken, als zwei schwarz gekleidete Männer einen kleinen Laden im Hafenviertel betraten. Im Raum brannte nur eine einzige Lampe, in deren Schein ein Mann saß. Nefer, der Ägypter, der in der Fremde sein Glück suchte, blickte von dem Schmuckstück auf, das er gerade polierte. »Es ist geschlossen. Kommt morgen wieder!«, rief er den vermeintlichen Kunden zu. Doch diese zeigten sich wenig beeindruckt und traten näher. »Die besten Geschäfte lassen sich nach Einbruch der Nacht machen, nicht wahr?«, sagte die eine Gestalt heiser.
    »Ich verstehe nicht, was Ihr meint, Herr. Ich scheue das Licht keineswegs.« Nefer versuchte die Gesichter seiner Besucher zu erkennen, doch diese standen im Dunkeln.
    Die andere Stimme fragte barsch: »Hast du in letzter Zeit Gegenstände aus Kreta angeboten bekommen?«
    »Aus Kreta …« Nefer stockte und versuchte Zeit zu gewinnen. In seinem erfahrenen Händlergehirn erwog er, wer die Fremden sein mochten und was sie von ihm wollten. Die Zollfahndung des Fürsten konnte er ausschließen, die würde tagsüber aufkreuzen. Ebenso die Sicherheitskräfte der Stadt. Das Ableben eines völlig Unbekannten interessierte sie sicher nicht. Blieb nur die eine Möglichkeit, dass es sich um Verwandte des Verblichenen handelte.
    Vorsichtig antwortete Nefer: »Aus Kreta führe ich nur sehr selten Artikel, edle Herrn. Ihr müsst wissen, ich stamme aus Ägypten und handle daher vor allem mit Importen aus meiner alten Heimat.«
    »Könnte es nicht sein, dass du doch den einen oder anderen Gegenstand aus Kreta in deinem Sortiment hast?« Wie zufällig berührte die Hand des Fragenden den Griff des Kurzschwerts, das an seiner Seite baumelte.
    »Jetzt, wo ich so nachdenke, fällt mir ein, dass ich kürzlich einige Artikel aus Kreta hereinbekam. Nichts Besonderes: ein Rollsiegel, einen Ring und ein Amulett.«
    »Zeig uns diese Dinge!«, forderte die heisere Stimme.
    Nervös kramte Nefer in einer Schublade und legte dann ein Siegel und einen Ring auf den Tisch. »Das Amulett ist schon verkauft. Ausgerechnet heute.«
    Eine der Gestalten beugte sich herunter, um nach dem Ring zu greifen. So konnte Nefer das Gesicht erkennen. Es war nicht das Gesicht eines gewöhnlichen Verbrechers aus dem Hafenviertel von Byblos, das war das Gesicht eines Aristokraten.
    Der nächtliche Besucher betrachtete eingehend den Ring, dann das Siegel.
    »Es sind eindeutig seine Sachen«, murmelte er zu seinem Begleiter.
    Im Halbdunkel blitzte ein Dolch auf, dessen Spitze einen Lidschlag später Nefers Hals berührte. Der Ägypter spürte den Druck auf seiner Kehle; Angstschweiß trat ihm auf die Stirn.
    »Dein erbärmliches Leben ist vorbei, Ägypter. Nur die richtigen Antworten können es verlängern!«, drohte der Mann mit dem Dolch. »Woher hast du diese Dinge?«
    Nefer wusste, dass die üblichen Lügen zur Herkunft gestohlener Gegenstände in diesem Fall nicht überzeugen würden. »Die Schatten von Byblos verkauften mir die Sachen. Sie haben mich gezwungen. Wenn ich sie nicht genommen hätte, gäbe es meinen Laden mit Sicherheit nicht mehr. Und mich vielleicht auch nicht.«
    »Wer sind die Schatten von Byblos ? Nenn mir die Namen! Selbst im Hades tragen die Schatten noch Namen.«
    »Es sind viele, Herr. Sehr viele, selbst für euch zu viele!«, jammerte Nefer.
    »Die Namen!«, forderte die heisere Stimme unerbittlich.
    »Ich kenne nur Kain und Jakub persönlich. Sie haben das Hafenviertel fest im Griff. Ab und zu bringen sie mir Sachen und zwingen mich, sie zu kaufen.«
    »Gut! Und welcher Unglückselige besitzt nun das Amulett?«
    »Ich kenne den Mann nicht. Er ist aus Ägypten und muss ein Schreiber sein, denn er kaufte auch einen Tintenklumpen. Ich glaube, er wohnt in der Oberstadt. Mehr weiß ich wirklich nicht!«
    »Wenn die Schatten von Byblos wieder bei dir auftauchen, dann sag ihnen, dass sie bald

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