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Die Nomadengott-Saga 03 - Die Weltenbaumler

Die Nomadengott-Saga 03 - Die Weltenbaumler

Titel: Die Nomadengott-Saga 03 - Die Weltenbaumler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Scherm
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auf dem letzten Ring bestanden. Doch dieser letzte Ring ist Andwaranaut, der Gefährte des Andwari, den andere Draupnir nennen. Es ist ein ganz besonderer Ring, von dem alle neun Nächte acht weitere, gleich große Ringe tropfen. Verflucht hat der Zwerg diesen Ring, als ich ihn heute Morgen raubte, und euch bin ich diesen Fluch noch schuldig: Vater und Sohn soll er bringen den Tod, Fürsten und Reiche entzweien, Gefährten trennen und Freunde verfeinden! Fehde und Krieg sollen entbrennen. Niemandem nütze sein Gut!«
    Beim Wort Gut blitzte Lokis Messer kurz auf, bevor er Hreidmar die Kehle durchschnitt. Gleichzeitig ertönte ein lautes Knacken, als Hönir dem Regin das Genick brach.
    Odin betrachtete die beiden Toten schweigend. Dann deutete er auf den mit Gold bedeckten und gefüllten Otterbalg:
    »Hönir, sorg dafür, dass Fafnir in Burgund das Wergeld für seinen Bruder Otter erhält. Auch wir Götter müssen uns an gewisse Regeln halten. Doch den Ring Draupnir, der sich selbst vermehrt, nehme ich, denn mir droht keine Gefahr. In Andwaris Fluch ist nicht davon die Rede, dass er auch Götter betrifft.«
     
    *
     
    In der Abenddämmerung sprang Ratatöskr von einem Ast des Weltenbaums ab und landete federnd auf einem Dach. Das Gebäude war einfach gigantisch und das Dach zur Gänze mit Kriegerschilden gedeckt. Denn das Gebäude hieß Walhall, und abertausend Krieger, Einherjer genannt, lebten darin und warteten auf die letzte große Schlacht von Ragnarök.
    Nach dem Krieg der Götter zwischen den Asen und Wanen hatten Odin und Freyja einen Vertrag geschlossen, nach dem sie sich die gefallenen Krieger teilen wollten. Die Hälfte der toten Helden gelangte nach Folkwang, dem Sitz der Wanin Freyja, die andere Hälfte holten Odins Walküren nach Walhall. Der brauchte sie für seine Armee, um bei Ragnarök, dem Schicksal der Götter, der letzten Schlacht gegen Loki und seine Brut zu kämpfen.
    Das Nachleben in Walhall war auf jeden Fall für einen Krieger eine attraktive Möglichkeit, die Zeit bis zum Weltuntergang zu verbringen. Immerhin besser als nach Hel zu kommen, dem allgemeinen Totenreich, oder gar nach Nástrond, dem Leichenstrand, an den Meineidige, Mörder und Ehebrecher verbannt wurden. Diese wenig einladende Örtlichkeit wurde von Schlangenleibern gebildet und ständig mit Gift berieselt. Ihre Bewohner wateten, bis sie es hinter sich hatten, in Strömen giftigen Sumpfes, und Wolf und Drache zerfleischten die Leichname. Kein Strand, an dem Touristen gern sein möchten …
     
    Doch das Eichhörnchen interessierte sich nicht für das Treiben in Walhall. Zielstrebig rannte es zu der Ziege, die auf dem Dach stand und von hier aus an den Zweigen der Weltenesche Yggdrasil knabberte.
    »Hallo Heidrun! Salgofnir sagte mir, dass du mich sprechen willst.«
    »Hat der Hahn endlich mal eine Aufgabe erfüllt. Hätte ich nicht gedacht. Danke, dass du gekommen bist, Ratatöskr. Es ist schrecklich. Ich halte es nicht mehr aus. Ich muss hier weg!«
    »Was ist denn geschehen, Heidrun?«
    »Du musst mir helfen! Du bist doch am schlauesten von uns. Auch wenn man dir nicht trauen kann. Aber wem kann man schon trauen? Eikthynir, dem Hirsch, vielleicht. Der schweigt immer so schön majestätisch. Der ist diskret. Oder doch nur maulfaul. Und Salgofnir kräht immer alles gleich hinaus.«
    »Heidrun! Komm zur Sache!«, forderte Ratatöskr ungeduldig. Er kannte Heidrun, die Ziege von Walhall. Eine Seele von einem Tier, aber wenn sie erst einmal ins Meckern kam …
    »Ich kann nicht mehr! Jeden Tag klettern betrunkene Wikinger zu mir herauf, legen sich unter mich und saugen den Met aus meinem Euter. Meine Zitzen sind schon ganz rot und entzündet. So geht das nicht weiter. Ich will nicht mehr! Ich stürze mich vom Dach!«
    »Beruhig dich, Heidrun. Uns allen geht es gerade nicht gut. Gullinborsti hat wieder einmal eine depressive Phase, und Skalli und Hati haben bemerkt, dass sie eigentlich überflüssig sind. Und der Eber Sährimnir ist es leid, dass er jeden Tag aufs Neue geschlachtet, gesotten und an die Einherjer verfüttert wird. Es scheint, als steckten wir alle in einer handfesten Krise. Da müssen wir durch!«
    »Dann tu was, Eichkater! Wer erzählt denn immer, dass er es mit allen aufnehmen kann? Wer nennt sich denn Loki der Tiere, wenn er sich jeden Morgen im Mimirsbrunnen spiegelt? Wer prahlt denn ständig mit seinen tollen Beziehungen?«
    »Ich besorge dir eine Salbe gegen deine Euterentzündung«, sagte Ratatöskr ziemlich

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