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Die Nomadengott-Saga 03 - Die Weltenbaumler

Die Nomadengott-Saga 03 - Die Weltenbaumler

Titel: Die Nomadengott-Saga 03 - Die Weltenbaumler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Scherm
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kleinlaut, sprang auf Heidruns Rücken und von dort auf den Weltenbaum.
    Zwei Speerlängen unter Heidrun bereitete gerade der Walhall-Koch Andhrimnir (Rußgesicht) wie jeden Abend den armen Toteneber Sährimnir (Rußschwarz) im Kessel Eldhrimnir (Kohlenruß) zu, um ihn den toten Kriegern zu servieren.
    Odin betrachtete derweil wohlgefällig seine Truppe und trank einen kräftigen Schluck Wein. Alles ist gut. Dachte er.
     
    *
     
    »Nein, ich will nicht in diesem Modellzoo reisen!«
    »Aber Herr, worin willst du denn sonst würdig reisen?«, wandte Seshmosis ein.
    »Auf keinen Fall in diesem aufgemotzten Schrein! Diese Cherubim sind mir ein Graus. Ein Ledersack ist würdig genug. Solange du nichts anderes hineinstopfst«, entgegnete GON entschieden und verschwand.
    »Dein Wille geschehe!«
    Genervt wandte sich Seshmosis seinen auf dem Bett ausgebreiteten Kleidern und Utensilien zu, um sie für die Reise einzupacken.
    Der kleine Gott hatte seinem Propheten in den vergangenen Stunden klar gemacht, dass jeder Widerstand zwecklos war. Seshmosis wusste zu gut, dass GON genug Macht besaß, ihn zu dieser Reise zu zwingen, also fügte er sich zähneknirschend.
     
    Bei etlichen Tajarim war das Reisefieber ausgebrochen, wobei es Barsil, Almak und Mumal verständlicherweise besonders eilig hatten. Sie konnten es gar nicht erwarten, in See zu stechen, und trieben die anderen immer wieder an, endlich an Bord der Gublas Stolz zu kommen.
    Das Schiff hatte einst schwer bewaffnet und mit Soldaten bemannt für den Herrscher von Byblos in den Gewässern vor dem Hafen gekreuzt, um die Stadt zu sichern. Doch Fürst Qazabal konnte es sich leisten, seine Flotte stets auf den neuesten Stand zu bringen, und so war die Gublas Stolz schon vor Jahren ausgemustert worden. Danach hatten sich die Zimmerleute über das Schiff hergemacht, die Bohrwürmer vertrieben und auch den mächtigen Rammsporn absägen müssen, der früher die Feinde von Byblos so beeindruckt hatte. Denn kein Handelsfahrer durfte eine solch schreckliche Bewaffnung haben, vor allem, um nicht in Versuchung zu kommen, seine Gewinne womöglich durch gelegentliche Piraterie zu erhöhen.
    In der Mitte der Galeere ragte ein Mast auf, den an der Spitze eine Mondsichel zierte, das Wappen von Byblos. Außer dem großen Segel verfügte das Schiff noch über zwanzig Ruderplätze, so dass es auch bei Flaute gut vorankommen konnte. Im Bauch der Gublas Stolz fanden Besatzung, Passagiere und Handelsgüter Platz, den man bei Bedarf durch Zeltaufbauten auf Heck und Vorderschiff vergrößerte.
    Neben Kapitän Uartu und seinen acht phönizischen Seeleuten wollten oder sollten zwölf Tajarim an der Reise teilnehmen. Doch Raffim und seine drei Diener Jabul, Jebul und Jubul ließen noch auf sich warten.
    »Eines Tages versenke ich ihn im Meer!«, ereiferte sich Barsil, der aus verständlichen Gründen Byblos so schnell wie möglich verlassen wollte.
    »Solange ich Raffim kenne, treibt er mich zur Weißglut. Dem Herrn Raffim reicht es ja nicht, dass er mich ständig betrügt und mir die besten Geschäfte vor der Nase wegschnappt! Nein, der Herr Raffim muss mich auch noch demütigen, indem er mich jetzt warten lässt. Aber eines Tages …«
    Den Rest ließ Barsil offen, weil in diesem Augenblick Raffim mit seinen schwer bepackten Dienern den Kai erreichte. Stattdessen rief er: »Los, los! Kommt an Bord! Schnell, schnell! Der Wind ist günstig, und die Geschäfte locken!«
    Barsil, der Dieb aus Leidenschaft, wusste, auf welche Reizworte Raffim besonders stark reagierte, und eines davon war mit Sicherheit das Wort »Geschäft«.
    Während der dicke Händler über den schmalen Steg an Bord balancierte, halfen Mumal und Almak erstaunlicherweise den drei Dienern, Raffims Habseligkeiten und Waren schnell an Bord zu bringen. Gewöhnlich beschränkte sich deren Hilfsbereitschaft auf das Erteilen guter, aber völlig überflüssiger Ratschläge.
    Seshmosis beobachtete staunend diese charakterliche Veränderung, konnte sie sich aber nicht erklären. Vom Überfall auf den Tempel des Mot hatte er noch nichts gehört.
    Außer Barsil und seinen Kumpanen sowie Raffim mit seinen Dienern, dem Kapitän Zerberuh und dem Schreiber Seshmosis waren von den Tajarim nur noch der kräftige Aruel als Ruderer, der Schaf- und Ziegenhirte Elimas als Arzt und der Seher Nostr'tut-Amus an Bord.
    Für die meisten anderen Tajarim war die Reiseplanung zu kurzfristig gewesen. Oder sie fürchteten die Gefahren.
     
    *
     
    In Burgund

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