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Die Nomadengott-Saga 03 - Die Weltenbaumler

Die Nomadengott-Saga 03 - Die Weltenbaumler

Titel: Die Nomadengott-Saga 03 - Die Weltenbaumler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Scherm
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wunderte sich ein Drache über eine Gestalt, die plötzlich vor seiner Höhle auftauchte. Bei näherem Hinsehen erkannte er, dass die Gestalt weiblich war. Zwar kräftig, sehr kräftig, aber eindeutig weiblich. Dieser Anblick war für ihn so aufreizend, dass sich der Drache in einen blonden menschlichen Hünen verwandelte – seiner Meinung nach die angemessenste Erscheinungsform, einer Walküre zu begegnen. Sogar wenn man noch unter den Lebenden weilte.
    »Ich hoffe, du willst mich nicht nach Walhall holen, edle Maid!«, rief Fafnir seiner Besucherin zu.
    »Diese Ehre wird nur Menschen zuteil, Gestaltwandler. Du kannst mich nicht täuschen, magst du mir auch als wohl gebauter Recke erscheinen«, antwortete die Walküre. »Nicht dein Tod steht an, Odin schickt mich in einer anderen Angelegenheit. Wergeld soll ich dir bringen, gezahlt für deinen Bruder Otter.«
    Mit diesen Worten legte sie einen prall gefüllten Sack vor den Höhleneingang.
    Neugierig löste Fafnir den Knoten und betrachtete den Schatz. Dann fragte er: »Ist das mein Drittel der Sühne?«
    »Nein, es ist die ganze Sühne. Dein Vater Hreidmar und dein Bruder Regin erzürnten die Götter und verwirkten ihren Anspruch auf Wergeld und Leben. Dir sei gegeben, was dir zusteht. Sei's zufrieden!«
    »Zufrieden bin ich's wohl. Als Drache liebe ich Schätze, und in menschlicher Gestalt kann ich das Gold wohl gebrauchen. Willst du mir nicht noch ein Weilchen Gesellschaft leisten, Maid? Selten treffe ich ein Weib, das mir ebenbürtig ist. Wie ist dein Name, Schildjungfer?«
    »Rista, die Wolke, werde ich genannt, und noch nie begegnete mir ein stattlicherer Krieger als du. Wohl will ich dir ein wenig beiwohnen, nun da meine Aufgabe erfüllt ist. Doch niemals darfst du irgendjemandem davon erzählen, sonst sind wir beide des Todes.«
    »Der Gestaltwandler genießt und schweigt! In welcher Form soll ich dich verwöhnen, meine Liebste?«
    »Für den Anfang wäre mir der blonde Recke recht. Danach könntest du mir vielleicht als Hengst begegnen …«
     
    *
     
    Byblos war schon hinter dem Horizont verschwunden, als Uartu, der Steuermann, ungeduldig forderte: »Nun sagt mir endlich, wohin die Reise gehen soll! Schließlich muss ich den Kurs festsetzen.«
    Zerberuh, der den Phönizier bisher mit Ausflüchten vertröstet hatte, weil er selbst nicht wusste, was ihr Ziel war, zuckte mit den Achseln. Doch bevor er zur nächsten Ausrede ansetzte, ergriff Barsil das Wort: »Nach Ägypten wollen wir, ins Delta. Da soll es ganz verschwiegene Handelsplätze geben. Die kennst du doch sicher, o weit gereister Uartu.«
    »Ach, solche Plätze meinst du«, bestätigte der Angesprochene augenzwinkernd.
    »Ja, solche Plätze. Aber bitte schrei es nicht über das ganze Schiff. Wir wollen nach Ägypten, um Handel zu treiben, aus und fertig. Keine weiteren Auskünfte an Besatzung und Passagiere. Es soll dein Schaden nicht sein.«
    »Gut, dann lass uns Kurs Südwest setzen!«
    Erleichtert ging Barsil unter Deck. Jede Stunde entfernte ihn mehr vom Tatort und der Rache des bestohlenen Gottes. Zumindest war das seine felsenfeste Überzeugung. Barsil ahnte nicht im Mindesten, dass er gerade nur wenige Fuß entfernt an Mot vorbeigegangen war. Der Gott blickte dem Dieb nach, wie er unter Deck verschwand. Ich habe Zeit, dachte Mot und ging den ganz normalen Tätigkeiten seiner menschlichen Tarnung nach.
     
    Währenddessen haderte Seshmosis am Heck immer noch mit seinem Schicksal respektive mit seinem Gott.
    »Ich will nicht hier sein, das weißt du genau«, sagte er zu seinem unsichtbaren Gesprächspartner und schaute aufs Meer hinaus.
    »Es ist aber notwendig, dass du hier bist«, antwortete eine Stimme in seinem Kopf. »In mehrfacher Hinsicht.«
    »Wohin willst du mich eigentlich diesmal schicken? Bis zu den Säulen der Welt im Westen?«
    »Weiter, viel weiter. Und nicht nur durch den Raum, sondern durch die Zeit wirst du mit mir reisen. Aber das kennst du ja schon. Du weißt, dass ich darin gut bin. Ich bin nur gespannt, ob er da mitkommt.«
    »Wer soll wohin mitkommen?«, fragte Seshmosis verwirrt.
    »Es ist noch eine andere Wesenheit mit an Bord, eine sehr mächtige. Sie hat sich im Körper eines Menschen versteckt. Und sie ist böse, extrem böse. Sie trachtet nach Rache, nach Vernichtung.«
    »Ich will sofort wieder nach Hause! Ich will zu Tani! Ich will zu meinen Schreiberkollegen der Gilde! Mir ist so schlecht. Ich sterbe«, hechelte Seshmosis.
    »Gegen Seekrankheit gibt es

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