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Die Nomadengott-Saga 03 - Die Weltenbaumler

Die Nomadengott-Saga 03 - Die Weltenbaumler

Titel: Die Nomadengott-Saga 03 - Die Weltenbaumler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Scherm
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Mittel.«
    »Ich bin nicht seekrank, ich sterbe vor Angst. Ich springe über Bord!«
    »Das ist keine Lösung. Das hat Jonah auch versucht.«
    »Wer ist Jonah? Sollte ich ihn kennen?«
    »Du solltest. Er war auch Prophet eines Gottes und als solcher wollte er sich weigern, die Aufgabe seines Herrn zu erfüllen. Er war wie du auf einem Schiff und sprang über Bord. Aber da schnappte ihn ein Wal. Lange war er im Bauch des Ungeheuers, bis es ihn schließlich wieder ausspie. Da erkannte er, dass er seinem Herrn nicht entkommen konnte und gehorsam sein musste, und erfüllte seinen Auftrag. Du solltest dir ein solches Schicksal ersparen. Der Verdauungstrakt eines großen Meeressäugers ist kein sehr angenehmer Aufenthaltsort.«
    »Bist du sicher, dass es nicht dein Prophet war? Oder sein wird? Ich bin schon ganz durcheinander wegen deines Geredes von Raum und Zeit.«
    »Nein, Jonah war und ist nicht mein Prophet, und er wird es auch nicht sein. Du bist mein einziger Prophet, und ich werde dich auch beschützen. Wenn du auf mich hörst. Aber jetzt solltest du unter Deck gehen und dich festhalten. Es könnte ein wenig unruhig werden.«
    Seshmosis wusste, dass solche Warnungen des kleinen Gottes unbedingt ernst zu nehmen waren. Fast immer untertrieb er in seinen Vorhersagen, und es kam viel schlimmer, selbst schlimmer als ein ängstlicher Mensch wie Seshmosis es befürchtete.
    Auf dem Weg nach unten traf er am Mast seinen Freund, den Seher Nostr'tut-Amus, der sich wie immer aus reiner Neugier der Reisegesellschaft angeschlossen hatte. Sein Antrieb war nicht wie bei den meisten anderen Gewinnsucht, sondern Hunger nach Wissen, das er unermüdlich sammelte.
    Der kleine, spindeldürre, bucklige Seher bezeichnete sich als persönlichen Schüler des Gottes Thot, und so wie Nostr'tut-Amus aussah, wagte niemand diese Aussage anzuzweifeln. Das eine Auge lag wesentlich tiefer als das andere, und die Hakennase hätte einem Falken alle Ehre gemacht. Die Lippen waren aufgeworfen und entblößten gewaltige Schneidezähne. Und selbst wenn die Sonne am höchsten stand, trug der Seher einen schwarzen Kapuzenmantel.
     
    Seshmosis gab Nostr'tut-Amus ein Zeichen, ihm zu folgen. Als sie unter Deck angelangt waren, sagte er: »Mein Herr hält es für ratsam, wenn wir uns die nächste Zeit in der Sicherheit des Schiffsbauches aufhalten.«
    Der Seher nickte. Er kannte GON sehr gut, war er doch der Einzige außer Seshmosis, dem sich die kleine Gottheit ab und zu zeigte.
     
    Die Besatzung und die anderen Passagiere traf der Sturm völlig unvorbereitet. Schlagartig verfinsterte sich der Himmel, und ein dichter Regen geißelte das Meer, das Schiff und die Menschen. Peitschende Hagelkörner hinterließen rote Striemen in den Gesichtern der Matrosen. Die Gublas Stolz wurde auf Wellenbergen emporgetragen, um im nächsten Augenblick in eine schier bodenlose Tiefe zu stürzen. Plötzlich drehte sich das Schiff wie ein Kreisel um die eigene Achse.
    Längst hörte keiner mehr auf die Kommandos, die der Steuermann rief, und keine Maßnahme der Männer hätte auch nur irgendeine Auswirkung gehabt. Das Schiff und die Menschen darauf waren anderen Mächten ausgeliefert.
    Unter Deck rief Seshmosis nach seinem Gott, doch der gab keine Antwort. Anscheinend kämpfte auch er gegen das sie umgebende Chaos.
    Nach endlos anmutenden Stunden beruhigte sich das Meer, und der Himmel klarte auf. Eine Stimme in Seshmosis' Kopf erklärte: »Es tut mir leid, aber es ging nicht sanfter. Die andere Wesenheit hat sich mit aller Kraft gegen die Reise durch Raum und Zeit gewehrt. Ich hätte es fast nicht geschafft, uns hierherzubringen.«
    »Wo ist hier?«, fragte Seshmosis tonlos.
    »Das wirst du noch früh genug erfahren.«
    Ein lautes Rufen unterbrach den stummen Dialog. Zerberuh beorderte alle Männer an Deck zum Appell. Man wollte feststellen, ob vielleicht jemand während des Sturms über Bord gegangen war.
    Seshmosis fröstelte und sah, dass auch die anderen vor Kälte schlotterten. Doch immerhin waren Mannschaft und Passagiere vollzählig, wenn auch fast alle ziemlich angegriffen aussahen. Mancher beugte sich immer noch über die Reling, um seinen Opfern für die Meeresgötter etwas nachzuschicken.
    Plötzlich ertönte vom Heck eine Stimme: »Schiff in Sicht! Gen Sonnenuntergang Schiff in Sicht!«
    Seshmosis blickte in die angegebene Richtung auf das Meer hinaus.
    Ein schlankes Drachenboot mit blutrotem Segel brauste durch die See. Ähnliche Boote hatte Seshmosis manchmal in

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